Fiducia & GAD: Schwierige erste Schritte auf der COM15
Die neue Spitze der Fiducia/GAD steht vor enormen Herausforderungen: Mit der Fusion aus Fiducia und GAD will man effizienter werden und 125 Mio. Euro an Synergieeffekten heben. Dazu müssen von den 5.500 Arbeitsplätzen 939 gestrichen werden (ohne Entlassungen), Rechenzentren verknüpft sein und rund 400 Banken (VR-Banken plus 20 Privat- und Spezialbanken) von bank21 nach agree21 migrieren. Kein leichter Job, wenn die Kunden zudem Innovationen erwarten. Auf der Hausmesse der Fiducia, der COM15, versuchten die Unternehmen die ersten Schritte in dieser Richtung. Noch ist nicht alles perfekt – aber die Richtung stimmt.
Smartphones und Tablets sind längst üblich. Ohne ist schon keine Option mehr. Das trifft auch die Fiducia/GAD. Das neu entstehende Unternehmen versucht auf ihrer Hausmesse COM15 darauf eine Antwort zu geben. Auf Einladung der beiden Dienstleister sind rund 5000 Besucher, davon 700 Bankvorstände, nach Karlsruhe gekommen. Darunter auch Mitarbeiter von 100 GAD-Banken, die eine besonders lange Anreise aus dem Norden hatten.Mut, Gelassenheit und Professionalität gehören dazu – dann ändert sich auch etwas. In fünf Jahren wird ein Apple oder Google in puncto Innovation gegen uns sehr blass aussehen” – sagts und schmunzelt.
Klaus-Peter Bruns, Vorsitzender des Vorstands der Fiducia IT AG
Technische Neuheiten bei den Genossenschaften
Spannend ist immer die Frage: Welche Neuigkeiten stellen die IT-Dienstleister ihren Mitgliedsbanken in Aussicht? Bei der GAD war es 2013 mit dem “Double” ein iPad, das per mini-Segway durch die Filiale fuhr, die ersten 3D-Drucker als Attraktionen um mit Kunden ins Gespräch zu kommen und ein extrem schicker Beratungsplatz mit integriertem Touch-Großbildschirm. Eine hohe Messlatte. Auf der COM15 ging es deutlich Bodenständiger zu: “Scan to Bank” könnte eine schicke App-Erweiterung werden, mit der Rechnungen direkt über das Handy eingescannt werden können und sich Rechnungsdaten per OCR ausgelesen lassen (vgl. organize.me, Dez bzw. “Intelligentes Finanzmanagement” auf der CeBIT). Wann “Scan To Bank” kommen soll, ist noch nicht klar.
Zweites Highlight ist die Sprachauthentifizierung bei Bank-Anrufen. Dabei wird als Dienstleister VoiceTrust eingesetzt um nach 10 Sekunden Sprechzeit den Kunden als solchen zweifelsfrei zu erkennen (vgl. “Das Ende der Sicherheitsfragen“, Dez.).
Interessant ist der neue Ansatz, junge Bankkunden über ein professionell programmiertes Spiel an Bankthemen heranzuführen. Dabei müssen die Spieler im Alter ab 8 Jahren eine unorganisierte Gesellschaft durch sinnvolles Handeln zähmen. Im ersten Moment sieht das nicht typischerweise nach “Banking” aus, läuft aber dennoch auf Sparen, Zinsen, Konten, … heraus. Der Haken: Um das Spiel wirklich professionell herstellen zu lassen, ruft die Spieleschmiede 1 Mio. Euro auf – die sich – so der Wunsch des Projektleiters 350 Banken teilen könnten. Innovation hat einen Preis.
“girocard kontaktlos”:
der Ersatz für GeldKarte und girogo
Im Oktober 2014 stieg der BVR aus GiroKarte und girogo aus (Droht GeldKarte und girogo das Aus? ). Nun soll ab September 2015 VR-Kunden eine bessere Lösung als Ersatz bekommen: “girocard kontaktlos” soll sie heißen. In puncto Funktionalität sieht sie der bisherigen Lösung verdächtig ähnlich. Mit der “girocard kontaktlos” soll sich am POS (derzeit bis 20 Euro, zur Einführung seien 25 Euro geplant) bezahlen lassen. Beträge darüber ließen sich ebenfalls bezahlen – allerdings ist dann aus Sicherheitsgründen eine PIN-Eingabe notwendig.
Systemwechsel zu agree21
Insbesondere für die rund 400 Banken (VR-Banken im Norden plus rund 20 externe Privat- und Spezialbanken wie z. B. WireCard Bank) wird die Umstellung von bank21 auf agree21 eine Mamutaufgabe, die über 5 Jahre an 66 Wochenenden mit je 5 – 7 Banken geleistet werden soll. Als Piloten seien bereits fünf Banken migriert. Für die migrierenden Banken gibt es erstmals in der Genossenschaftsgeschichte einen Migrationszuschuss – der die entstehenden Kosten dämpft, aber nicht auffängt. Allerdings müssen die norddeutschen Banken zunächst auf etwa 100 Assets (also Funktionalitäten) verzichten, die über die nächsten 5 Jahre in agree21 eingebaut werden sollen. So soll im kommenden Frühjahr 2016 das wohl sehr gute Dokumentenmanagement aus bank21 in agree21 integriert werden. Danach würde die “Unterlagenanforderung” auf dem Umsetzungsplan stehen. Auch die großen Baustellen, wie die HTML5-Unterstützung habe das Unternehmen auf dem Radar.
Klimawechsel: Die neue “Lockerheit”
Ausgesprochen fröhlich präsentierte sich die neue Fiducia/GAD-Führung. “Das Lockere mögen wir”, kommentierte Klaus-Peter Bruns, Vorsitzender des Vorstands der Fiducia IT AG. “Ich hatte ernsthaft überlegt beim Eröffnungsvortrag ohne Krawatte aufzutreten. Das wäre mal ein echter Hingucker. Aber die Frage ist, wie viel kann ich meiner Kundschaft, die auch meine Eigentümer sind, an Veränderung zumuten.” Auch wenn jetzt nicht die Krawatten abgeschafft werden, will Bruns doch einige neue Impulse setzen und in Kürze mit der ein oder anderen Überraschung die Unternehmenskultur modernisieren. Die neue Lockerheit soll sich im ersten Schritt darin zeigen, dass auch der Vorstandsvorsitzende ganz normal mit Mitarbeitern spricht. Das sei nicht so selbstverständlich im Unternehmen. So soll sich schrittweise auch die Art der internen Kommunikation verändern. “Statt von der Kanzel zu predigten wollen wir zur humorvollen Team-Kommunikation kommen.” Auch eine neue Ausprobier-Kultur solle Einzug halten – so “werden wir nicht jede Idee, die von den Innovatoren kommen sofort auf genossenschaftliche Kompatibilität prüfen und sagen – das geht nicht – sondern wir werden auch Fehlversuche zulassen”, ergänzt Claus-Dieter Toben, Vorsitzender des Vorstands der GAD. Dieser neue Umgang miteinander soll im gesamten neuen Unternehmen die Innovationskraft stärken.
Umsetzung der COM13-Innovationen
So wie in diesem Jahr gab es bereits 2013 einen “Perspektiven Raum” mit sechs Angeboten. Einige davon haben es geschafft: So zum soll es in absehbarer Zeit Tablets im Beratungsgespräch geben. Nicht geschafft haben es die eBanking-Gutscheine – also der Gutschein und Ticket-Verkauf direkt im Online-Banking.
Gut angenommen wurde hingegen „VR-mobileCash“: Damit sollen VR-Bank-Kunden seit Anfang April im Geschäftsgebiet der Fiducia per Handy am GAA Geld abheben können – und zwar kartenlos. Dafür wurde die VR-Banking-App um VR-mobileCash erweitert. Bei der ersten Anmeldung zur mobilen Auszahlung wird eine einmalige App-Identifikationsnummer generiert. Den zugehörigen Freischaltcode erhalten die Bankkunden dann ebenso per Post wie die einmalig erstellte mobile PIN (mPIN), die jede Auszahlung am SB-Gerät auslöst. Bei der Auszahlung des Geldes am Automaten wird zusätzlich eine so genannte mTIN (mobile Transaktions-Identifikationsnummer) erzeugt, die dann ebenfalls in die Banking-App eingegeben werden muss. Ziel ist es, die komplette Transaktion abzusichern. Das so viele Schritte notwendig sind, ist auch für Klaus-Peter Bruns nicht erfreulich – es sei aber derzeit noch nicht anders möglich. Das es nun grundsätzlich geht ist schon mal ein Schritt – und es muss ja auch noch Raum für Innovationen auf der COM16 bleiben.aj
Atruvia: Entwicklung in Zahlen
HV im Jahr (zu Zahlen aus Vorjahr) | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Umsatz Konzern (in Mio. Euro) | 1,634 | 1,737 | 1,770 | 1,750 | 1,75 | 1,82 | 2,00 |
Umsatz AG / eG (in Mio. Euro) | 1,268 | 1,341 | 1,370 | 1,310 | 1,31 | 1,37 | 1,5 |
Mitarbeiter Konzern | 7.145 | 7.370 | 8.321 | 8.793 | 8.793 | 9.291 | 9.548 |
Mitarbeiter AG / eG | 4.417 | - | - | - | - | - | - |
Banken/ Kunden | 878 | 1.081 | 1.081 | - | 1.035 | 1.015 | 951 |
Bankarbeitsplätze | 166.690 | - | - | - | - | - | - |
Abhebungen GAA (in Mio.) | - | - | - | - | - | - | - |
Anzahl Konten (in Mio.) | 82,2 | 81 | 86 | 85,7 | 85,7 | 85 | 89 |
Anzahl Onlinekonten (in Mio.) | - | - | - | - | - | - | - |
Angeschlossene SB-Geräte | 34.185 | - | - | - | - | - | - |
Transaktionen (in Mrd.) | - | 7,3 | 7,5 | 7,8 | 7,8 | 8,2 | 8,7 |
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