Mobile Payment und die Sache mit dem Durchbruch
Im Jahr 2006, also vor 10 Jahren, war Nokia der weltweit führende Handyhersteller – und nein – diesmal geht es nicht um Disruption! Es geht um Mobile Payment. Denn ausgerechnet Nokia hatte damals auch Neues zu bieten: Ein Mobiltelefon mit dem man kontaktlos bezahlen konnte. Seit dieser Zeit wartet eine ganze Branche auf den Durchbruch dieser Technologie. Bis heute – aber wenn, dann kommt der Durchbruch schleichend.
von Rudolf Linsenbarth
Schon damals hatte Nokia mit dem 6131 im Jahre 2006 das erste NFC-fähige Mobiltelefon. Man hatte sich wohl gedacht, wenn der Handel flächendeckend auf kontaktloses Bezahlen eingestellt ist und genügend Handys die NFC Technologie unterstützen, ……dann würden die Kunden das begeistert aufnehmen und sich um diese Produkte reißen.”
Die Händler von Fast Moving Consumer Goods (FMCG), auf Deutsch Schnelldreher stellen jetzt eine nahezu flächendeckende Akzeptanzinfrastruktur zur Verfügung. Auch bei den Tankstellen, ein weiterer Anlaufpunkt, dem viele Deutsche mindestens wöchentlich einen Besuch abstatten, ist an kontaktlosen Terminals kein Mangel. Von den großen Mineralölvertrieben ziert sich lediglich Jet noch, die kontaktlose Schnittstelle freizuschalten. Wahrscheinlich hat man beim Tankstellendiscounter das girogo-Debakel immer noch nicht ganz verdaut.
Alles da – spätestens seit drei Jahren!
Geeignete Smartphones gibt es seit drei Jahren in ausreichendem Maße. Trotzdem hält sich die Euphorie für den Mobile-Payment-Einsatz am POS in Grenzen. Wahrscheinlich kann man den ganzen Tag im Kassenbereich eines x-beliebigen Discounters stehen und man wird nicht einen Kunden sehen, der dort mit Handy bezahlt. Gründe liegen auf der Hand. Die meisten Angebote haben einfach zu hohe Einstiegshürden und bieten dabei einen überschaubaren Mehrwert.
Wer sich das Mobile-Payment-Versprechen von 2006 anschaut, wird feststellen, dass Payment nur eines der vielen Angebote sein sollte. Die Rede war von kontaktlosen Fahrkarten, Hotelzimmerschlüsseln, Eintrittskarten und Autoschlüsseln.”
Eine so weitgehende Durchdringung einer Technologie in alle Aspekte des täglichen Lebens ist aber keine Frage weniger Jahre. Also entschloss man sich dazu, nur das Thema Bezahlen anzugehen. Aber auch hier werden wir bestimmt noch 3 Jahre warten müssen, bis auch das letzte Terminal kontaktlos mit dem Smartphone spricht. Geld abheben mit dem Smartphone für die kontaktlose Schnittstelle bietet auch noch keine deutsche Bank an. Wenn der geneigte Kunde sowieso immer gezwungen ist, seine Karten dabei zu haben, welche Vorteile bringt dann das Bezahlen mit dem Smartphone?
Hier werden immer wieder die Mehrwerte beschworen, mit dem Vierklang: Bezahlen – Kundenkarte – Coupons – Kassenbon
Aber auch das führt nicht zu einem Big Bang. Apple Pay und Vodafone-Wallet haben spezifische Zutrittsbeschränkungen. Für letzteres braucht man einen Laufzeitvertrag des Mobilfunkers und viele Banken werden Apple Pay nicht von Beginn an unterstützen.
Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Irgendwann in den nächsten Jahren ziehen dann meine Freunde nach einem netten Abend im Restaurant wie selbstverständlich ihre Smartphones aus der Tasche und bezahlen damit.
… dann habe ich den Durchbruch wohl verpasst.Rudolf Linsenbarth
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