Analyse: “Payment-Welt ohne Maestro-Scheme?” Die Folgen für europäische Banken und die EPI (Teil 2)
Payment ohne Maestro: Nachdem im ersten Teil (hier) die girocard und damit die deutsche Perspektive im Mittelpunkt gestanden hat, analysiert Payment-Experte Rudolf Linsenbarth in diesem zweiten Teil die Auswirkungen auf die europäische Payment-Landschaft. Der Wegfall des Maestro-Schemes betrifft neben Deutschland vor allem die Niederlande und Belgien.
von Rudolf Linsenbarth
Das Mastercard mit der Abschaffung von Maestro in Deutschland eine Zeitenwende einläutet, ist offensichtlich. Das haben wir im vorangegangen Teil bereits analysiert (hier). Aber das Maestro-Scheme wird nicht nur in Deutschland, sondern nahezu weltweit eingestellt (Die Ausnahmen sind: Schweiz, Russland und Belarus). Dementsprechend müssen Banken und Händler reagieren. Wir haben uns angesehen, was das für die jeweiligen europäischen Länder bedeutet:Österreich
Wer wissen will, was sich Mastercard von der Einstellung des Maestro Schemes verspricht, muss seinen Blick nur zu unseren Nachbarn im Süden wenden.
Hier haben fast alle Banken bereits den Wechsel von Maestro auf die Debit Mastercard vollzogen, Namenswechsel inklusive.”
Mit der Umstellung verschwindet auch der Begriff Bankomatkarte (mehr). Dafür wird jetzt die Möglichkeit, die Karte auch im E-Commerce einzusetzen, beworben. Man könnte Österreich sozusagen als Blaupause betrachten. Dementsprechend entspannt schaut man in der Alpenrepublik auf die Ankündigungen von Mastercard.
Polen
Auch hier sind die Debit-Karten von Mastercard und VISA Alltag. Somit können die polnischen Banken die Ansage von Mastercard ebenfalls ignorieren.
Spanien
Spanien ist ein interessanter Sonderfall. Das Land verfügt über kein eigenes Karten Scheme. Aber man hat sich auf den Schienen von Mastercard ein eigenes Abrechnungssystem gebaut.”
Spanien ist ein interessanter Sonderfall. Das Land verfügt über kein eigenes Karten Scheme. Aber man hat sich auf den Schienen von Mastercard ein eigenes Abrechnungssystem gebaut.”
Das bedeutet, die Autorisierungen laufen zwar im Kontext der beiden Payment-Riesen, aber Clearing und Settlement wickeln die Banken untereinander direkt ab. Zahlungen gehen nur dann durch die Netzwerke von Mastercard und VISA, wenn eine ausländische Bank involviert ist. Beispielsweise ein Tourist zahlt mit seiner Karte. Auch auf der der iberischen Halbinsel versetzen die Meldungen von Mastercard daher niemanden in Aufregung.
Frankreich
Die Franzosen verfügen mit Carte Bancaire über ein eigenes nationales Kartenzahlungssystem. Im Gegensatz zu Deutschland ist das CoBadge aber meist eine Kreditkarte von Mastercard oder VISA. Maestro bzw. VPAY ist bei unseren Nachbarn kein Thema.
Niederlande
Ich glaube in keinem anderen europäischen Land hat Maestro oder V-Pay eine derart überragende Bedeutung. Handel und Banken haben sich mit dem System arrangiert und die günstigen Transaktionsgebühren führen zu einer Kartenakzeptanzquote, die seinesgleichen sucht. Das ändert sich schlagartig, wenn man mit Mastercard oder VISA zahlen will.
Der Grund ist wahrscheinlich der Folgende, eine Maestro- bzw. V-Pay-Transaktion kostet nur eine fixe Gebühr von wenigen Cent. Eine Mastercard- oder VISA-Zahlung wird aber zu üblichen Interchange++ Gebühren abgerechnet. Die Maestro- und V-Pay-Transaktion eines deutschen Touristen übrigens auch.Wenn im Zuge der Umstellung die Gebühren für die nationalen Karten von Mastercard und VISA die bisherigen Maestro/V-Pay Konditionen beibehalten werden, dürfte der Handel flächendeckend mitziehen.”
Belgien
Belgien hat genau wie Deutschland ein nationales Karten-Scheme (Bancontact) zusammen mit einem Maestro oder VPay CoBadge. Auch hier gibt es übrigens Händler, die nur das nationale Karten-Scheme akzeptieren. Allerdings steht Bancontact im Gegensatz zu girocard auch für eine nationale Online-Payment-Akzeptanz.
Fazit
Bis auf wenige Ausnahmen hat man sich in Europa anscheinend mit Mastercard und VISA als länderübergreifendes Zahlverfahren arrangiert. Die Einstellung von Maestro und perspektivisch auch von VPay könnte diesen Effekt eher verstärken.
Wenn Belgien und Deutschland im Zuge der Umstellung das CoBadge einstellen, schwächen sie ihr nationales Zahlverfahren.”
In dieser Gemengelage fragt man sich, wozu benötigen wir dann noch ein weiteres europäisches Karten-Scheme. Oder anders herum, ist es sinnvoll, bei EPI mit der Karte und Scheme Rules zu beginnen. Das sehen einige der am EPI-Konsortium beteiligten Banken anscheinend auch so und zögern, die Millionen, die für ein solches Vorhaben benötigt werden, bereitzustellen.
EPI ist kein staatlich gefördertes Infrastrukturprojekt, sondern eine privatwirtschaftliche Initiative, die ihre Investitionskosten wieder einspielen muss. Eine Voraussetzung dafür ist eine Nachfrage bei den Verbrauchern und beim Handel.”
Mit steigender Verbreitung von Mastercard und VISA sinkt zumindest der Bedarf bei den Bankkunden.Rudolf Linsenbarth
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