Anlageberatung: Die KI wird zur Souffleuse!
Von den Fortschritten der KI-Technologie können Banken und Kunden gleichermaßen profitieren. Denn, indem sie im Team mit dem Kollegen Computer arbeiten, wird das Kundenerlebnis bei der Anlageberatung besser, individueller und effizienter. Die KI wird zur Souffleuse im Beratungszimmer.
von Julian Königseder und Yves Wüppenhorst, Cofinpro
Der klassische Bankberater oder die Anlageexpertin haben damit nicht ausgedient, aber der Beratungsprozess könnte künftig durch eine Künstliche Intelligenz auf ein neues Level gehoben werden. Denn mit der digitalen Unterstützung im Rücken können Bankmitarbeitende Tipps und Impulse in Echtzeit erhalten und so die Beratungsqualität erheblich steigern.Zwar werben Banken gerne mit einer maßgeschneiderten Anlageberatung, doch in der Realität kneift und spannt der Maßanzug oft gewaltig.
Die Vielzahl von Anlageprodukten, weltweiten Trends und persönlichen Präferenzen macht es unmöglich, das gesamte Anlageuniversum mit seinen individuell gestaltbaren Möglichkeiten zu überblicken.”
Dies führt aktuell dazu, dass vor allem Standardprodukte aus einem Baukastensystem verkauft werden – und nicht immer gelingt dabei der perfekte Fit.
Wenn Bankmitarbeitende jedoch während des Beratungsgesprächs im Hintergrund mit Informationen und Vorschlägen versorgt werden, können sie ein deutlich größeres Produktportfolio und Anlageuniversum überblicken. Dazu müsste die KI in Echtzeit mit Daten aus dem Beratungsgespräch versorgt werden, um offene Fragen spontan zu beantworten oder Alternativen zu identifizieren. Die Beraterin oder der Berater wären dann in der Lage, ad hoc verständliche und individuelle Analysen zum angebotenen Produkt zu liefern oder ein besser geeignetes Produkt auszuwählen.
Das Beratungsgespräch 2.0
Schon bevor das eigentliche Gespräch beginnt, kann die digitale Assistenz künftig Unterstützung bieten und die Vorbereitung erleichtern. So könnte beispielsweise für jeden Termin eine individuelle Briefingmappe erstellt werden. Dafür werden relevante Daten – entweder bereits bekannt oder mit der Terminvereinbarung übermittelt – zur jeweiligen Lebenssituation und Risikoneigung der Kundin bzw. des Kunden mit statistischen Informationen und Prognosen verknüpft.
Die KI verkürzt so die zeitaufwändige Datenerhebung und kann zudem eine Vorauswahl geeigneter Produkte und wichtiger Beratungsthemen treffen.”
Sobald das Gespräch beginnt, könnte zukünftig ein Pool von KI-basierten Applikationen die Arbeit aufnehmen. Zunächst erfasst eine Spracherkennung die Argumente der Kundin oder des Kunden und interpretiert diese für das nächste Programm. In diesem Schritt werden Millionen von Nachrichten, Veröffentlichungen und Datenbanken durchsucht, zusammengeführt und die passenden Einblicke herausgefiltert. Diese Informationen zu sortieren und zu klassifizieren, ist für den Menschen aufgrund der schieren Menge unmöglich.
Julian Königseder, Expert-Consultant, ist seit 2021 für Cofinpro (Website) tätig. Er berät Banken und Asset-Manager vorrangig im Bereich Wertpapiervertrieb. Hier begleitet er Projekte zur Weiterentwicklung von digitalen Vertriebskanälen und gestaltet Lösungen für schlankere Prozesse und höhere Kundenzufriedenheit. Er hält einen Master in Finance der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel sowie einen BBA der Brock University in Kanada.
Yves Wüppenhorst, Manager, ist seit 2018 bei Cofinpro. Er leitet das Team für Wertpapierthemen bei dem auf Banken und Kapitalverwaltungsgesellschaften spezialisierten Consulting-Unternehmen. Er blickt zudem auf eine mehrjährige Berufserfahrung im Bereich Wertpapierhandel und Portfoliomanagement zurück. Als Berater verfügt er über langjährige Erfahrung in Wertpapier- und Investmentprozessen und begleitet in den letzten Jahren in diversen Projektumfeldern verschiedenste Digitalisierungsvorhaben.
Diese Daten werden dann in verständliche und situativ passende Texte, Grafiken und Videos übersetzt und den Bankmitarbeitenden im Beratungsraum – egal ob online, hybrid oder in der Bankfiliale – zur Verfügung gestellt. Dies erhöht die Präzision und Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung und führt zu besseren Ergebnissen auf Kunden- und Bankseite.
Die Nachsorge zählt
Für eine langfristige Geschäftsbeziehung im Kontext der Anlageberatung ist eine hohe Kundenzufriedenheit entscheidend. Dies erfordert viel Zeit, die oft nur für einige wenige Kunden aufgebracht werden kann. Das könnte sich in Zukunft radikal ändern. Denn im Anschluss an das digital unterstützte Beratungsgespräch kann eine Fülle an verschiedenen Programmen für die Bankmitarbeitenden und für Kundinnen und Kunden tätig werden. So könnten beispielsweise Quartalsberichte interaktiv dargestellt werden oder Impulse für neue Gesprächsansätze geliefert werden.
Wichtig dabei: Die Entscheidungskompetenz über Gesprächsführung und vor allem für die konkrete Anlageempfehlung verbleibt beim Menschen.”
Fazit
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Anlageberatung steckt noch in den Kinderschuhen, aber schon jetzt ist klar:
Die Fähigkeit zur schnellen Mustererkennung und Informationsverarbeitung ist gerade in der Anlageberatung nützlich.”
Sie hilft bei der Produktauswahl und bietet Bankmitarbeitenden die nötige Unterstützung, um für Kundinnen und Kunden den wirklich perfekt sitzenden finanziellen Maßanzug zusammenzustellen – und das auch in sich schnell verändernden Lebenssituationen. Aber auch Bankmitarbeitende profitieren, weil sie dank der zielgenaueren Ansprache langfristig mehr Umsatz generieren. Die KI hilft somit, die Analyse- und Beratungskompetenz zu erhöhen und damit wieder mehr Raum für Emotionen im Kundengespräch zu schaffen. Ethisch korrekt eingesetzt und vom Menschen kontrolliert, wird die KI zu einer wertvollen Ergänzung in der Anlageberatung.Julian Königseder und Yves Wüppenhorst
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