Frankreichs wertvollstes FinTech Qonto will das Deutschland-Geschäft ausbauen
Das FinTech Qonto ist eines der zahlreichen Start-ups, die sich auf die Finanzen von Selbstständigen und kleineren Unternehmen fokussiert haben. Doch jetzt hat das französische FinTech eine 486 Millionen Euro schwere Series-D-Finanzierungsrunde abgeschlossen und will mehr als 100 Millionen Euro in den deutschen Markt investieren. Damit ist Qonto eines der ersten FinTech-Unicorns im neuen Jahr. Mit mehr als 4,4 Milliarden Euro wird das französische Unternehmen bewertet, was für ein Unternehmen, das Finanzlösungen und Geschäftskonten für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMUs) anbietet, schon ein Haufen Zeug ist.
Eigentlich ist Qonto, das sich als „die führende europäische Finanzlösung für Unternehmen“ sieht, nur eines der zahlreichen KMU-Startups, die Firmenkreditkarten, Firmenkonten und mehr oder weniger automatisierte Buchhaltung in Echtzeit anbieten. Doch investiert hat unter anderem der Venture Capital Fonds Tiger Global Management, der schon bei Meta/Facebook, Linkedin und Spotify früh dabei war, weswegen die Rechnung für alle Beteiligten durchaus aufgehen könnte.Denn die Banken, das sehen kleinere Unternehmen regelmäßig, haben an den Geschäftsbeziehungen mit dem „Kleinvieh“-Faktor eher wenig Interesse, da die Geldflüsse nicht nur deutlich kleiner als bei etablierten Unternehmen sind, sondern in der Regel auch deutlich unstetiger kommen. Und umgekehrt fühlen sich auch viele Gründer bei FinTechs mit digitaler DNA und Herz und Verständnis für junge Unternehmen besser aufgehoben. Auch die beiden Gründer Alexandre Prot und Steve Anavi erklären, dass sie vor fünf Jahren Qonto gegründet haben, weil sie nicht zufrieden mit dem Angebot der etablierten Banken waren.
Qonto bietet All-in-One-Finanzlösung für KMU und Freiberufler
Seit der Gründung 2017 ist es Ziel von Qonto, die erste All-in-One-Finanzlösung für KMU und Freiberufler und Selbstständige zu sein. Das Start-up hat sich die Vereinfachung des gesamten Finanzmanagements von täglichen Bankgeschäften und Finanzierungen bis zu Buchhaltung und Ausgabenmanagement auf die Fahnen geschrieben. Derzeit betreue man mehr als 220.000 Kunden in vier europäischen Märkten (Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien). Mit der aktuellen Finanzierungsrunde habe sich Qonto das Ziel gesetzt, bis 2025 die bevorzugte Finanzlösung für eine Million Geschäftskunden in Europa zu werden.
Im vergangenen Jahr hatte Qonto in Deutschland, seinem am schnellsten wachsenden Markt, mit einem Kundenzuwachs von mehr als 170 Prozent einen starken Aufschwung. Mit der neuen Finanzierung will das Unternehmen seine Position hierzulande ausbauen, die Mitarbeiterzahl erhöhen und das maßgeschneiderte Angebot für Geschäftskunden kontinuierlich weiterentwickeln. Dabei setzt Qonto technisch gesehen vor allem auf Kooperationen mit anderen FinTechs. So ist man mit 18 digitalen Akteuren wie Raisin DS, Datev und Iwoca Partnerschaften eingegangen, um Kunden die gesamte Bandbreite von digitalen Bankgeschäften, integrierte Buchhaltungslösungen bis zum Spesenmanagement zu bieten. Ganz so einfach wie in anderen Bereichen ist das nicht – denn jeder Markt hat (buchhalterisch und steuerlich) seine eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Einen besonderen Fokus wolle man mit den neuen Investorengeldern auf den deutschen Markt legen, heißt es. Inzwischen sind 25 der 500 Qonto-Mitarbeitenden für den deutschen Markt zuständig. 2021 eröffnete Qonto zudem sein Berliner Büro in der Factory Berlin, bis 2023 will man weitere hundert Mitarbeiter für den deutschen Markt einstellen. In den nächsten zwei Jahren plant Qonto, über 100 Millionen Euro allein in den deutschen Markt zu investieren. Wichtig sei es gewesen, zügig deutsche IBANs anzubieten.
Qonto strebt eine Million Kunden bis 2025 an
Die Aussichten für die Wachstumsmärkte scheinen gut: Das Unternehmen hat seinen Umsatz in den letzten beiden Jahren in Deutschland, Italien und Spanien vervierfacht und wächst in diesen drei Märkten besonders schnell. 2021 hat das Unternehmen Büros in Barcelona, Berlin und Mailand eröffnet, um das Produkt besser an die einzelnen Märkte anzupassen und Partnerschaften mit Anbietern vor Ort voranzutreiben.
Bis 2025 will das FinTech die 1 Millionen-Kunden-Marke erreichen, wobei 75 Prozent der Neukunden außerhalb des französischen Marktes akquiriert werden sollen. Dazu sollen immerhin 2000 Mitarbeitende beitragen, wobei hier immerhin jeder Zweite außerhalb Frankreichs beschäftigt wird. Doch gerade Fachkräfte sind schwer zu finden: Um seine internationale Strategie zur Personalgewinnung zu realisieren, plant das Start-up ein europäisches „Qonto Campus“-Programm, das Mitarbeitenden ermöglicht, flexibel aus allen internationalen Büros zu arbeiten. Technologisch wird man wohl an dem eingeschlagenen Weg der Mischung aus Eigenentwicklung und strategischen Partnerschaften festhalten. In Deutschland wird Qonto beispielsweise in Kürze Instant SEPA einführen, erklärt das Unternehmen.
Unser Fahrplan steht fest: In den nächsten zwei Jahren werden wir mehr als 100 Millionen Euro in den deutschen Markt investieren. Dabei wollen wir uns darauf konzentrieren, unser Produkt weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der Kunden abzustimmen.“
Torben Rabe, Country Manager Deutschland bei Qonto
Qonto hat die Finanzprozesse für Unternehmen revolutioniert, indem es ein benutzerfreundliches System mit einem einzigartigen All-in-One-Service verbunden hat. Das Unternehmen konnte während der Corona-Pandemie einen erheblichen Zuwachs in europäischen Märkten verzeichnen. Das zeigt, wie sich die Bedürfnisse von Unternehmen in diesen Zeiten entwickelt haben.“
John Curtius, Partner bei Tiger Globaltw
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