IT-Modernisierung treibt digitale Transformation
Das SAP-System R/3 ist in die Jahre gekommen. S/4 HANA wird allerdings von vielen Unternehmen nicht nur als technisches Update gesehen, sondern auch als Chance, Unternehmensprozesse grundlegend zu modernisieren. Das ergab eine Studie von Lünendonk zu Status, Zielen und Trends bei der Einführung von S/4HANA.
Die Umstellung der SAP-basierenden IT-Infrastruktur vom in die Jahre gekommenen R/3-System auf die Nachfolgeversion S/4 HANA ist nicht nur eine technische Migration der Unternehmens-IT. Sie bietet auch die Chance, zugleich die Geschäftsprozesse einer dringend notwendigen Modernisierung zu unterziehen. Lünendonk ermittelte daher in einer Studie, welche geschäftlichen wie technologischen Potenziale sich Unternehmen erhoffen.Eine große Mehrheit von 63 Prozent der Teilnehmer wünscht sich eine deutliche Verringerung des Wartungs- und Pflegeaufwands der ERP-Landschaft. Darüber hinaus erwarten die Befragten Mehrwerte aus Themen wie Prozessautomatisierung und der Vereinheitlichung von Datenbeständen. Insbesondere Letzteres stellt eine zentrale Voraussetzung für digitale Geschäftsmodelle dar, um möglichst viele Daten auswerten und analysieren zu können. Auf dieser Basis sollen die Systeme selbstständig Entscheidungen treffen oder bei der Entscheidungsfindung unterstützen.
Anforderungen der Kunden erfüllen
Auf der Business-Seite hoffen die Anwender, mit der neuen ERP-Version den Anforderungen der Digitalisierung und der eigenen Kunden gerecht zu werden. Insbesondere Finanz- und Versicherungsunternehmen wollen durch die Migration zu S/4HANA zudem die Voraussetzungen für den Betrieb von Plattform-Ökosystemen schaffen.
„Die Einsatzszenarien und Möglichkeiten zur Optimierung des Business durch S/4HANA sind vielseitig, sei es durch mehr E-Commerce-Aktivitäten, den Ausbau der Multi-Channel-Kundenkommunikation, die Digitalisierung und Automatisierung der Prozesslandschaft sowie die Entwicklung neuer datenbasierter Geschäftsmodelle.“
Tobias Ganowski, Junior Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder, zusammen.
Unterschiedliche Strategien rund um S/4HANA
Eine erste Entscheidung bei der Modernisierung ist die Frage, wie weit diese gehen soll: Nur den ERP-Kern aufrüsten? Oder auch gewachsene Strukturen, bis hin zu Eigenentwicklungen und Altsystemen ablösen und auf den SAP-Standard bringen? Die letztgenannte, radikalere Variante wird unter allen befragten nur von 17 Prozent bevorzugt, unter den Banken nannten dagegen 22 Prozent entsprechende Pläne.
Diese Strategie hat weitere Konsequenzen. Wer nicht nur eine technische Aufrüstung im Blick hat, sondern auch die Geschäftsprozesse modernisieren will, wählt eher einen Greenfield-Ansatz (31 Prozent), bei dem das S/4-HANA- Projekt nicht als Update, sondern als Neu-Implementierung angelegt ist, oder einen Bluefield-Ansatz (29 Prozent), der Greenfield- und Brownfield-Strategie mischt.
Im Endeffekt bedeutet dies eine schnellere, deutlichere digitale Transformation des eigenen Geschäfts. Wie die Studienautoren hervorheben, betrifft dies unter anderem Banken und Versicherungen, die unter starkem Druck stehen, die Abwanderung von Kunden zu stoppen und moderne Customer Journeys zu entwickeln.
Hier ist der Druck von außen sehr hoch, deutlich mehr Services rund um das Kernprodukt zu bieten. Dementsprechend müssen aktuelle Technologien wie IoT, Künstliche Intelligenz und Online-Commerce integriert werden. Dies kann jedoch nicht allein von Banken geleistet werden. Sie arbeiten daher auf offenere Systeme hin, die eine leichtere Integration von digitalen Produkten und Lösungen von Drittanbietern ermöglichen und richten sich damit immer mehr in Richtung Plattform-Ökonomie aus.
Inhouse oder externe Server?
Auffällig ist, dass sich nur 22 Prozent der befragten Banken für den Betrieb von S/4HANA auf eigenen Servern entscheiden wollen. 56 Prozent der Finanzinstitute bevorzugen ein Private-Cloud-Modell mit einem Managed Service als Betreiberlösung. Anders sieht es dagegen im Bereich der Versicherungen aus. Von diesen wählen nur 18 Prozent diese Deployment-Variante, dafür aber zu 64 Prozent die On-Premise-Version.
Aus technischer Perspektive betrachtet erwarten 70 Prozent aller Befragten mit der Einführung von S/4 HANA einen höheren Automatisierungsgrad. Vor allem Banken und Versicherungen erhoffen sich deutlich mehr automatisierte Prozesse durch S/4HANA, etwa im Zahlungsverkehr und Vertragsmanagement oder in der Abwicklung von Schadensmeldungen im Versicherungswesen.
Auch die Beschleunigung von Prozessen ist für 54 Prozent ein entscheidender Grund für den Umstieg auf die aktuellere SAP-Technik. Auch hier sind es vor allem die Banken, die Realtime-Prozesse vorantreiben, beispielsweise um im Zahlungsverkehr deutlich schneller zu werden. So ist das Thema Instant Payment, also Echtzeitüberweisungen, ein Megatrend im Bankensektor, worauf sich die Banken nun mit einer neuen Systemarchitektur einstellen.
Über die Studie
Für die Lünendonk-Studie „Mit S/4HANA in die digitale Zukunft – Status, Ziele und Trends bei der Einführung von S/4HANA im deutschsprachigen Raum“ wurden 153 Großunternehmen und Konzerne aus der DACH-Region befragt. Die Studienteilnehmer waren größtenteils CIOs, IT-Leiter sowie CTOs. Der Branchenfokus lag auf Manufacturing und Automotive (30 Prozent) sowie Financial Services (Banken und Versicherungen zusammen 21 Prozent). Auch Unternehmen aus der Nahrungsmittelindustrie wurden zu 14 Prozent in diese Studie einbezogen.
Die Studie wurde in fachlicher Zusammenarbeit mit Datagroup, KPMG, Rödl Consulting, Salt Solutions und der msg-Gruppe erstellt und steht kostenfrei zum Download auf der Lünendonk-Website zur Verfügung. hj
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https://itfm.link/103353
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