SB & FILIALE4. Juli 2022

BKA schlägt Alarm: Fast 20 Millionen Euro bei Angriffen auf Geldautomaten erbeutet

Beebright / Bigstock

Im vergangenen Jahr hat die deutsche Polizei insgesamt 392 versuchte und vollendete Geldautomatensprengungen in Deutschland registriert und damit geringfügig weniger Fälle als im Jahr zuvor (414 Fälle; -5,3 Prozent). Trotz des Rückgangs der Gesamtfallzahl stieg die 2021 durch Sprengungen von Geldautomaten insgesamt erlangte Beutesumme im Vergleich zum Vorjahr um 14,0 Prozent. Die Fallzahlen bleiben damit aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das geht aus dem neu veröffentlichten Bundeslagebild „Angriffe auf Geldautomaten“ des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor.

Immer wieder werden dabei feste Explosivstoffe eingesetzt, die erhebliche Schäden verursachen und Anwohnerinnen und Anwohner in der Umgebung der gesprengten Automaten erheblich gefährden. Dem BKA wurden für das Jahr 2021 insgesamt 124 Tatverdächtige im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen bekannt (2020: 168 Tatverdächtige).

Bei 75 Tatverdächtigen handelte es sich um reisende Täter, von denen 73 ihren Lebensmittelpunkt in den Niederlanden hatten. Insgesamt besaß die Mehrheit der ermittelten Tatverdächtigen (50,8 Prozent) die niederländische Staatsangehörigkeit.“

Aus einer Mitteilung des Bundeskriminalamts

Bundeskriminalamt

Ein Grund zur Entwarnung ist die sinkende Zahl insgesamt allerdings noch nicht. Denn der leichte Rückgang der Fallzahlen sowie der Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf pandemiebedingte nächtliche Ausgangssperren in den Niederlanden und Deutschland im ersten Halbjahr 2021 zurückzuführen.

Hohe Kollateralschäden bei Sprengung von Geldautomaten

Trotz des Rückgangs der Gesamtfallzahlen stieg 2021 die Anzahl an Geldautomatensprengungen, bei denen die Täter Bargeld erbeuteten, deutlich von 158 im Jahr 2020 auf 189 im Jahr 2021 an (+19,6 Prozent). Dies hat dazu beigetragen, dass sich auch die erlangte Beutesumme um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 19,5 Millionen Euro erhöht hat (2020: 17,1 Millionen). Wie bereits in den letzten Jahren mehrfach überstiegen die durch Geldautomaten verursachten Sachschäden um die Automaten herum die Beuteschäden in Teilen deutlich. Das liegt daran, dass die Täter immer häufiger feste Explosivstoffe nutzen – immerhin 250 Fälle dieser Art wurden registriert, eine Zunahme um 125 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die unkontrollierte Verteilung von Trümmern und Splittern nach solchen Angriffen stellt eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben von Personen im Umfeld der Sprengung dar.

Ein deutlicher Rückgang wurde dagegen in dem Phänomenbereich Skimming verzeichnet. Hier gingen die polizeilich registrierten Taten von 152 in 2020 auf 137 in 2021 zurück. Damit wurde ein neuer Tiefstwert erreicht. Ebenfalls rückläufig war auch der durch Skimming-Angriffe verursachte Gesamtschaden. Bemerkenswert dabei aber: Es gibt eine Häufung in Bayern und Baden-Württemberg und Skimming ist ausschließlich mit einem bestimmten Geldinstitut in Zusammenhang zu bringen, das noch ein Zahlungskartenprodukt ohne EMV-Chip anbietet. Welches Institut das ist, erklärt das BKA nicht, wohl aber, dass im Deliktsbereich Skimming „seit Jahren vorrangig rumänische und bulgarische Tatverdächtige polizeilich bekannt“ werden.

Leicht angestiegen sind hingegen die Fallzahlen im Bereich der logischen Systemangriffe auf Geldautomaten bzw. Geldautomatennetzwerke. Mit 21 polizeilich registrierten Taten bleiben die absoluten Zahlen aber weiter gering. Inwieweit die seit 2020 vergleichsweise niedrigen Fallzahlen in den Bereichen Skimming und logische Systemangriffe auch auf Auswirkungen der Pandemie, insbesondere zeitweilige Reise- und Ausgangsbeschränkungen, zurückzuführen sein könnten, kann noch nicht abschließend beurteilt werden.

Mehr Kooperation des BKA mit niederländischen Ermittlungsbehörden

Bundeskriminalamt

Zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen wurde insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den niederländischen Strafverfolgungsbehörden intensiviert. Es finden regelmäßig Arbeitstreffen sowie koordinierte, gemeinsame Einsatzmaßnahmen, auch unter Einbeziehung europäischer Partner, statt. Gleichzeitig gibt es auf Bundes- und Landesebene verschiedene Initiativen, die gemeinsam mit den Geldautomatenbetreibern auf verstärkte Präventionsmaßnahmen in Deutschland hinwirken.

Denn vor allem die erneute Zunahme der festgestellten Beuteschäden deutet darauf hin, dass die bisherigen Präventionsmaßnahmen der Geldinstitute und der Geldautomatenhersteller noch nicht ausreichen.“

Aus einer Mitteilung des Bundeskriminalamts

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Fragt man Banken und Betreiber von Geldautomaten, hat all dies dazu geführt, dass die in der Vergangenheit bezifferten Kosten von im Schnitt zwischen 20.000 und 25.000 Euro pro Automat und Jahr, gestiegen sind. Letzten Endes müssen solche Schäden auch in die Geldversorgungskosten eingepreist werden, sodass bargeldlose Verfahren hier punkten können. Auch das Abtreten der Geldversorgung an Lebensmottel- und Drogerieketten ist eine Lösung, die zwar den Geldautomaten aufstellenden Banken und Sparkassen entgegenkommt, aber letzten Endes auch den Direkt- und Neobanken argumentativ in die Hände spielt. Denn wenn selbst das Geldversorgungsthema nicht mehr in der gewohnten Form durch die Bank vor Ort erledigt wird, fallen für viele Kunden zunehmend Argumente weg, warum man dort ein Konto haben muss.

Das Bundeslagebild „Angriffe auf Geldautomaten” 2021 kann kostenlos heruntergeladen werden.dpa

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