E-MAIL-LÖSUNG FÜR VERTRAULICHE DATEN12. September 2014

Schweizerische Post greift mit IncaMail ePostbrief und De-Mail an

Quelle: maxxyustas/bigstock.com
Quelle: maxxyustas/bigstock.com

Anläufe für den Versand vertraulicher E-Mails gab es in Deutschland einige. Die bekanntesten sind ePostbrief und De-Mail – aber auch clevere Alternativlösungen wie der Bitkasten. Alle haben eines gemein: Es ist sehr leise um sie geworden. Jetzt könnte wieder Bewegung in den Markt kommen: Dr. Frank Wermeyer (Ex-De-Mail-Verantwortlicher der Telekom) will das System der Schweizerischen Post “IncaMail” nach Deutschland bringen. Die Deutsche Bahn, mit weltweit rund 300.000 Mitarbeitern, versende damit schon Gehaltsabrechnung elektronisch. IncaMail adressiert neben dem Personalwesen (HR) vor allem Banken und Versicherer.

IncaMail soll in der Schweiz bereits eine Erfolgsgeschichte sein. Jetzt kommt die Schweizerische Post als ‚Swiss Post‘ nach Deutschland. Erstes Produkt ist IncaMail. Grundsätzlich ist IncaMail vergleichbar mit den Lösungen der Post und Telekom – allerdings mit deutlichen Unterschieden in Leistungsumfang und Preisgestaltung. Vorweg: Auch die Swiss Post muss Geld verdienen und berechnet (nach Volumen gestaffelt) pro IncaMail maximal 33 Cent (Zum Vergleich: ein ePostbrief kostet 60 Cent/20 MB,  De-Mail: monatlich drei kostenlos, danach jede weitere 39 Cent). Beim Versand großer Mengen IncaMails soll der Preis deutlich sinken. Und für den Empfänger gibt es die Möglichkeit, kostenfrei auf eine IncaMail zu antworten (ähnlich wie bei den Anschreiben, denen ein frankierter Rückumschlag beiliegt: „Gebühr zahlt Empfänger“).

Dr. Frank Wermeyer, Zuständig für die Marktentwicklung in Deutschland bei Swiss Post
Dr. Frank Wermeyer, Zuständig für die Marktentwicklung in Deutschland bei Swiss Post

Überzeugend war für mich die einfache Anwendung von IncaMail. Der Dienst kann ohne Installation in jeden bestehenden Geschäftsprozess einfach integriert werden. Wir sehen deshalb für IncaMail ein großes Potenzial. Einer unserer Schwerpunkte ist die Gewinnung und Betreuung von Partnern, die IncaMail als elektronischen Kommunikationskanal in ihre Unternehmenssoftware-Lösungen einbinden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Finanzbranche diese Vorteile schnell entdeckt.“

Funktioniert mit normalen E-Mails

Spannender als der Preis ist die Art der Übertragung: IncaMail soll mit normalen E-Mail-Accounts funktionieren. Der Kunde habe als Empfänger überhaupt keinen Aufwand. Er muss sich nur im Zuge der Öffnung seiner ersten IncaMail am System registrieren. Dazu sei auch kein gesonderter E-Mail-Account oder eine vorherige Registrierung notwendig. Der Kniff: über eine patentierte SAFE (Secure Attached File Encryption)-Technologie erhält der Empfänger die verschlüsselte Nachricht (mit eventuellem Dateianhang). Um das Decoding durchzuführen muss er seinen Schlüssel (vergleichbar der PGP-Passphrase) angeben.

Technik zur Anbindung

Für die Einrichtung von IncaMail benötigen Banken, Sparkassen und Versicherer eine Schnittstelle zum IncaMail-System, die mit sehr wenig Aufwand einzurichten sei. Für das gesamte Setup veranschlagt die schweizerische Post etwa 1-2 Tage inklusive Test. Besonders interessant sei die Lösung für Anbieter und IT-Integratoren aus dem Bereich des Personalwesens (HR) sowie die Anbieter von Document-Output-Lösungen. IncaMails können bereits heute direkt aus SAP und Microsoft NAV verschickt werden.

Zielgruppe: Banken und Versicherer

Die Finanzdienstleistungsbranche gehört heute zu den größten „Papierversendern“ Deutschlands und wartet seit Jahren auf sichere elektronische Versandkanäle, die vor allem auch praktikabel sind. Banken und Versicherungen können mit IncaMail, so Wermeyer, sämtliche Arten der vertraulichen oder sensiblen Kommunikation abwickeln. Die Spann reicht von der vorgeschriebenen Versicherungsmitteilung bis zum Kontoauszug. Im Gegensatz zu anderen Verfahren der sicheren elektronischen Kommunikation habe IncaMail den Vorteil, dass die Sender nicht warten müssen, bis es genügend Empfänger gibt. IncaMails sollen an jede existierende normale E-Mail-Adresse geschickt werden können, auch weltweit. Eine Bank oder Versicherung kann also vom Start an IncaMails an alle Kunden und Geschäftspartner versenden, deren E-Mail-Adresse bekannt ist. IncaMail ist darüber hinaus vom Eidgenössischen Finanzdepartment als sichere Zustellplattform anerkannt und erfüllt gemäß KPMG-Testat die strengen Anforderungen der schweizerischen Finanzmarktaufsicht (FinMa), dem Pendant des BaFin. Da die BaFin-Anforderungen weitgehend deckungsgleich sind, spricht aus dieser Sicht alles für die Nutzung im Bereich Banken und Versicherungen. Auch ein aktuelles Rechtsgutachten bescheinigt die Nutzung von IncaMail zum Beispiel für den Versand von vertraulichen Mitteilungen, (Ab-)rechnungen und Auszügen.

Weitere Weblinks
Sascha Lobo zu De-Mail
– Post fürchtet um Investition in ePostbrief

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