Instant Payment kommt – aber wird es auch eine Zahlungsinnovation am physischen POS?
Die zentrale Frage ist, wo wird Instant Payment eingesetzt werden. Gewollt ist Instant Payment vor allem vom Handel und das hat zwei handfeste Gründe. Erstens, bei Instant Payment kommt es genau wie beim Bargeld zu einer finalen Zahlungstransaktion direkt nach Abschluss des Einkaufs. Auch der zweite Grund hat eine Analogie zum Bargeld. Bei einer Bargeldtransaktion werden die Lasten zwischen Kunde und Handel verteilt. Der einkaufende Kunde hat mit seiner Bank ein Vertragsverhältnis zum Bezug des Bargeldes und der Handel einen entsprechenden Deal mit seiner Bank zur Bargeld-Entsorgung. Die Transaktionskosten der bisher gängigen bargeldlosen Zahlverfahren liegen dagegen allein beim Handel.
von Rudolf Linsenbarth
Damit wären also mehr als die Hälfte der deutschen Bankkunden in der Lage, dass Verfahren auch einzusetzen. Zeit darüber nachzudenken, wo es denn pilotiert wird.”
Die regulatorische Vorgabe lautet, ein Maximalbetrag bis 15.000€ muss innerhalb von 10 Sekunden auf ein anderes Girokonto transferiert werden. Hört sich erst mal nach einem P2P-Verfahren an. Dafür wird es auch wahrscheinlich zu Beginn auch am häufigsten genutzt werden. Von da aus wäre eine Übertragung auf den Online-Handel am einfachsten. Nur steht der Kunde hier finalen Zahlungen äußerst skeptisch gegenüber.
Daher hat man sich als erste kommerzielle Anwendung für die Königsklasse entschieden, mobiles Bezahlen am physischen POS. Der Kunde ist hier eine finale Zahlung gewohnt – Ware gegen Bargeld.”
Die anstehenden Herausforderungen hatte ich bereits vor fünf Jahren in dem von mir entwickelten Mobile Payment Layer Modell MPLM strukturiert erfasst. Daran hat sich im Wesentlichen nichts geändert und kann hier nachgelesen werden:
Das Mobile Payment Layer Modell – MPLM – Vorschlag für ein Referenzmodell
1. MPLM Schicht 1 – Der Communication Layer
2. MPLM Schicht 2 – Der Authentication Layer
3. MPLM Schicht 3 – Der Payment Layer
4. MPLM Schicht 4 – Der Application Layer
Gehen wir nun die einzelnen Layer Schritt für Schritt durch. Damit eine Instant-Payment-Zahlung durch den Kunden an seinem Smartphone ausgelöst werden kann, müssen im Communication Layer die Zahlungsinformationen von der Kasse an das Smartphone übertragen werden. Der Kunde könnte also einen QR-Code vom Zahlungsterminal abscannen.
Wer schon länger im Thema ist, erinnert sich an YAPITAL. Ich habe das Verfahren getestet und kann bestätigten, dieser Ansatz ist zumindest im Lebensmitteleinzelhandel suboptimal!”
Bliebe also noch die Möglichkeit, die Info per NFC zu übertragen. Da das Smartphone hier eine Information vom Terminal lesen soll, wäre sogar das iPhone mit an Bord. Ab dem iPhone 7 erlaubt Apple, dass seine Geräte einen Tag lesen dürfen.
Instant Payment: Probleme bereiten die Kartenterminals
Die Kartenterminals können zwar NFC, aber nur im Reader/Writer Mode. Damit ein Smartphone aber einen Tag vom Kartenterminal auslesen kann, muss dieses in den Card-Emulation-Mode umschalten. Derzeit ist kein am Markt zugelassenes Terminal dazu in der Lage! Alternativ kann der Handel sich überlegen, ob er neben dem Image Scanner und dem Kartenterminal noch zusätzlich ein weiteres Terminal aufstellt. Die Frage des Kunden an der Kasse ob hier auch Mobile Payment möglich sei, könnte dann folgendermaßen beantwortet werden:
1. Klassische NFC-Zahlungen (Deutsche Bank, Postbank, Boon, SEQR, Google und Apple Pay) bitte am Kartenterminal2. Bluecode und Payback Pay bitte vor den Image-Scanner halten und
3. Instant Payment bitte an dem Kontaklos-Reader hier in der Ecke
Ist das Thema gelöst, geht es in den Authentication Layer. Dazu benötigt der Kunde zwingend eine Internet-Verbindung, um sich in seinem Online-Banking anzumelden. Nur zur Erinnerung die Netto App geht in 10% der Filialen (von ca. 4000) überhaupt nicht, weil es dort keinen stabilen Mobilfunkempfang gibt. Ein Zahlverfahren mit echtem Abenteuercharakter. Ich teste heute noch bei jedem Filialbesuch am Eingang, ob ich eine TAN dafür erzeugen kann. Man will sich ja schließlich nicht an der Kasse blamieren. Ohne ein alternatives Bezahlmedium in der Tasche würde ich mit der Netto App gar nicht erst loslaufen! Der Einfachheit halber setzen wir hier mal voraus, der Handel stellt ein stabiles WLAN am POS zur Verfügung und wir begeben uns nun in Layer 3 Payment.
Der Kunde stößt mit den eingelesenen Daten jetzt seine Instant-Überweisung an. Die Spezifikation sagt, dass dies in 10 Sekunden erledigt sein muss.
Hier mal ein paar Zeiten für verschiedene Arten von Kreditkarten-Autorisierungen:
I Online-Autorisierung direkt zum Issuing Processor-> 1 Sekunde
II Online-Autorisierung mit Tokenisation
-> ca. 1,5 Sekunden
III Vodafone Proxy Card
-> 2 Sekunden
IV Vodafone Proxy Card Version PayPal mit Funding über American Express
-> knapp 3 Sekunden
Die 3 Sekunden vom letzten Fall sind eine gefühlte Ewigkeit.”
Falls Instant Payments also unter diese 3 Sekunden kommt, darf man nicht vergessen, dies ist eine Netto Zeit! Darin sind noch nicht enthalten:
I Zeit zum Entsperren des SmartphonesII Öffnen der Banking App und Eingabe der Autorisierungsdaten zum Starten der Überweisung
III Zeit, die die Händler Bank benötigt, um der Kasse den Geldeingang zu melden
IV Zudem wird angenommen, dass der Kunde sich bereits vorher im WLAN des Händlers angemeldet hat
Im Application Layer wird die eigentliche Transaktion ausgeführt. Von allem, was ich bisher verstanden habe, ist als Front-End die Mobile Banking App der jeweiligen Bank dafür vorgesehen. Deren Verhalten muss dann über alle teilnehmenden Banken hinweg harmonisiert werden. Das beginnt beim Auslesen der Zahlungsinformationen an der Kasse und endet mit einer einheitlichen Transaktionsbestätigung am Ende des Zahlvorgangs.
Klärt die Bank den Kunden darüber auf, dass sie Instant Payment am POS unterstützt?
Wer übernimmt die Unterweisung der Nutzer?
Ein einheitliches Brand verbunden mit einer gemeinsamen App würde da vieles vereinfachen. Man könnte es ja zum Beispiel PayInstant nennen. Nach den StartUps sind jetzt Banken und Handel als neue Spieler im Mobile-Payment-Sandkasten. Erfolgreich sind sie da nur, wenn sie aus den Fehlern ihrer Vorgänger etwas gelernt haben. Wir werden das Thema selbstverständlich konstruktiv begleiten!Rudolf Linsenbarth
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/67461
Schreiben Sie einen Kommentar