FRTB und XVA: Wie In‑Memory‑Computing hilft, die Herausforderungen zu stemmen
Die Erstellung einer Fundamental Review of the Trading Book (FRTB) und von Bewertungsanpassungen (XVA) sind wahrscheinlich die größten gesetzlichen und geschäftlichen Herausforderungen, denen sich Banken mit Kapitalmarktpräsenz stellen müssen. FRTB fordert eine Angleichung von Front-Office, XVA sowie Markt- und Kreditrisikomodellen. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht schätzt, dass FRTBs Eigenkapitalanforderungen um 40 % erhöhen und die Kosten für die Umsetzung der gesetzlichen Auflagen bei Preisgestaltung und Handel deutlich erhöhen wird. Im Vergleich zu Basel 2.5 sind die Anforderungen an Rechenleistung und Skalierbarkeit durch FRTB und XVA enorm. Die Berechnungen von Stresstests und Backtesting können um das 50fache steigen. Doch den Banken mit den schnellsten Berechnungen erschließen sich große Vorteile – mit In-Memory-Computing.
von Nikita Ivanov, Gründer des Apache Ignite Projekts und CTO von GridGain Systems
Etliche Banken und FinTechs haben bereits verschiedene In-Memory-Computing-Technologien und -Lösungen als Grundlage für ihr FRTB und ihre Handelssysteme eingeführt.Durch den Einsatz von In-Memory-Computing (IMC) können Banken die erforderlichen XVA-Berechnungen schnell implementieren, kontinuierlich neue Risikomodelle berechnen und neue Wertpapiere nahezu in Echtzeit bewerten.”
Fundamental Review of the Trading Book (FRTB)
FRTB ist eine umfassende Überarbeitung des regulatorischen Rahmens für die Berechnung von Marktrisiken. Sie erfordert wesentliche Änderungen in der Daten- und IT-Infrastruktur, da Risiko- und Preiskalkulationen miteinbezogen werden müssen. Banken müssen ihre Berechnungen nun auf umfangreiche historische Daten stützen und darüber hinaus deutlich mehr Berechnungen durchführen. Allein um einen neuen Handel zu bewerten, kann die Bestimmung des Risikowertes für den erwarteten Fehlbetrag in der FRTB bis zu 12.000 Berechnungen umfassen.
Aufgrund des Wettbewerbsdrucks müssen Banken diese Berechnungen viel schneller als früher durchführen. Die Bank, die als Erste einen Handel richtig bewertet, hat die beste Chance auf Profit.”
Die Banken, die dies nicht tun, dürften Einnahmen verlieren und ihr Geschäft gefährden, insbesondere angesichts der erwarteten hohen Kosten für FRTB und XVA.
Bewertungsanpassungen (XVA)
Ein zentraler Bestandteil der neuen Regularien der FRTB sind XVA, verschiedene Bewertungsanpassungen, die die Kosten aller direkten und indirekten Risiken eines Handels berücksichtigen, einschließlich Kredit- (CVA), Finanzierungs- (FVA), Kapital- (KVA), Schulden- (DVA) und Margenanpassungen (MVA). Im Idealfall werden diese Kosten vorab kalkuliert und in den tatsächlichen Preis des Handels einbezogen, um die Rentabilität zu gewährleisten und das Risiko für das Unternehmen zu senken. Dabei ist eine schnelle Rechenleistung entscheidend:
Um XVA durchzuführen, kann ein Portfolio von 10.000 Handelsgeschäften mit Derivaten bis zu 600 Milliarden Present-Value-Berechnungen generieren und zu mehreren Terabyte an Daten führen.In-Memory-Computing stellt die Geschwindigkeit und Skalierbarkeit bereit, die Banken für die Umstrukturierung durch die vielen neuen Initiativen benötigen: bei der Markteinführung neuer Angebote und Dienstleistungen, für die Verbesserung der gesamten Geschäftsleistung bis hin zur Erfüllung von Risikoeinschätzungen und regulatorischen Anforderungen in Echtzeit. Beispiele für Analysen, die in Echtzeit ausgeführt werden sollen, sind:
1. Markt- und Kreditrisikomanagement2. Portfoliobewertung
3. Preisanalysen
4. Pre-Deal Limit Check
5. Cybersecurity und Fraud Prevention
6. Gesetzliche Compliance, inklusive Basel I, II, III und FRTB
7. Omnichannel Banking
Wie In-Memory-Computing bei FRTB und XVA helfen kann
Banken nutzen In-Memory-Computing seit vielen Jahren als Teil ihrer Infrastruktur für High Performance Computing (HPC), Risikoanalyse und Compliance. Zu den Anforderungen von Compliance zählen mittlerweile auch Basel I, II, III und neuerdings FRTB und XVA. Hauptargument für den Einsatz von In-Memory-Computing ist, dass Transaktionsverarbeitung und -analyse in Echtzeit kombiniert werden kann. So können Unternehmen Echtzeit-Risiko-, Analyse- und Compliance-Berechnungen, wie beispielsweise Monte-Carlo-Simulationen, in viele ihrer Handelsaktivitäten integrieren – von der Preisgestaltung bis hin zur Abwicklung.
Gartner nennt diesen Ansatz Hybrid Transactional/Analytical Processing (HTAP). Die Grundlage für HTAP in Echtzeit ist In-Memory-Computing. Dank IMC können Banken große Datensätze im RAM eines verteilten Clusters On-Premise, in einer privaten oder in einer öffentlichen Cloud-Infrastruktur verarbeiten. Zudem können Berechnungen der Daten in SQL, Java, .NET oder anderen Sprachen durchgeführt werden. Dabei wird der Code lokal im RAM ausgeführt.
Diese Architektur ermöglicht es Unternehmen, bis zu mehreren Petabytes an Daten zu skalieren. Mit einer linearen horizontalen Skalierung wird zudem der Netzwerk-Traffic minimiert, der immer ein Engpass bei großen Datenmengen ist.”
In-Memory-Computing in der Praxis: Aus gesetzlichen Anforderungen strategische Vorteile und Produkte entwickeln
Ein führendes Finanzdienstleistungsunternehmen, konkret eine der 20 weltweit größten Banken, stand vor der Herausforderung, eine neue Handelsplattform für mehrere interne Clients als auch neue Übernahmen zu schaffen, die sowohl FRTB als auch weitere Anforderungen unterstützt. Die anfängliche Implementierung mit .NET und einer NoSQL-Datenbank war zu langsam, um die im Rahmen der Integration erforderliche Rechenleistung und Skalierbarkeit zu erreichen.
Durch das Einfügen von In-Memory-Computing zwischen die NoSQL-Datenbank und die .NET-Applikation konnte die Bank den Datenzugriff um das 100fache beschleunigen und dynamisch skalierbar machen. Alle FRTB- und weitere Anforderungen an das Computing werden nun bewältigt. Dabei musste weder die NoSQL-Datenbank noch .NET ersetzt werden. Die Bank senkte damit außerdem die Gesamtbetriebskosten um das 20fache.
IMC unterstützt zahlreiche Drittanbietertechnologien. Das und die Möglichkeit, überall eingesetzt zu werden (On-Premise oder in der Cloud), eröffnete der Bank zudem eine weitere Geschäftsmöglichkeit: das neue Trading-System anderen Investmentbanken anzubieten.
Banken, die neue FRTB- und XVA-Anforderungen erfüllen wollen, sollten sich über In-Memory-Computing und seine Leistungs- und Skalierbarkeitsvorteile informieren.aj
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