Es knarzt gewaltig im digitalen Gebälk der Banken – digitale Frontends, analoge Prozesse
Ihre Konten können Bankkunden heute problemlos online führen. Auch ein Kredit ist in wenigen Minuten via Internet beantragt. Alles gut und digital? Keineswegs, hinter den Kulissen knarzt es gewaltig im digitalen Gebälk, weil viele Prozesse weiterhin (wenn überhaupt) nur teilweise digitalisiert sind. Das bremst Banken im Tagesgeschäft massiv aus: Sie handeln langsam und unflexibel, ihre Kostenstrukturen sind teilweise desaströs.
von Michael Baldauf, Pegasystems
Insbesondere im Firmenkundengeschäft ist der Digitalisierungsbedarf immens.
Hier haben Banken wachsende Prüfaufwände zum Beispiel in der Geldwäscheprävention lange Zeit mit immer mehr Personal erschlagen.”
Doch das ist unnötig teuer. Banken sind dringend auf effizientere Prozesse angewiesen. Zudem funktioniert das Firmenkundengeschäft inzwischen ganz anders als noch vor der Pandemie. Stand früher das persönliche Kundengespräch im Vordergrund, bei dem Berater und Kunde routiniert Papierformulare ausfüllten, so wollen Firmenkunden heute remote mit ihrer Bank zusammenarbeiten. Kein Wunder:
Sie haben in den vergangenen Monaten selbst umfangreich digitalisiert und erwarten das nun auch von ihrer Hausbank.”
Zwar haben Banken zuletzt durchaus ihre Digitalisierung vorangetrieben, doch vieles blieb Stückwerk, das nur dazu diente, einzelne drängende Probleme möglichst schnell zu lösen. Eine vermeintliche Lösung: neue Online-Portale – damit Kunden ihre Anträge und Formulare digital einreichen können.
Allerdings: die dahinterstehenden Prozesse blieben indes die alten, ineffizienten, die nach wie vor viel Arbeit verursachen.”
Wurden Automatisierungslösungen eingeführt, beispielsweise um die während der Pandemie gestiegene Zahl der Kreditstornos und Ratenaussetzungen zu bearbeiten, stehen diese allein für sich – die Chance, Prozesse durchgehend zu digitalisieren, wurde verpasst.
Wie aber die einzelnen Bankbereiche digital verschmelzen, wenn IT- und Entwicklungsressourcen knapp sind und von der aufwändigen Pflege der Legacy-Systeme aufgefressen werden? Einen Ausweg bieten Case-Management-Tools, die nicht nur alle Dokumente und Daten einzelner Vorgänge zusammenführen, Workflows digital abbilden und automatisieren, sondern durch Low-Code-Fähigkeiten die Fachbereichsmitarbeiter in die Digitalisierung mit einbeziehen. Weitgehend eigenständig können Fachspezialisten dann ihre Prozesse digitalisieren und Abläufe oder Geschäftsregeln ohne Unterstützung der IT-Abteilung anpassen, wenn sich die Anforderungen ändern. Auf diese Weise lassen sich digitale Innovationen agil und effizient umsetzen und viel besser an fachlichen Erfordernissen und Problemstellungen des Tagesgeschäfts ausrichten, als wenn die IT die Digitalisierungsaufgaben überwiegend allein übernehmen müsste.
Mit Case-Tool und Low-Code bringen Banken ihre Digitalisierung in Schwung, und mehr Schwung ist notwendig, da der Konkurrenz- und Regulierungsdruck in den kommenden Monaten noch zunehmen dürfte.”
Schließlich will die neue Bundesregierung Deutschland zu einem Standort für FinTechs, Neobroker und Plattformbetreiber ausbauen, das Basel-III/IV-Regelwerk umsetzen und die Kompetenzen der BaFin ausbauen. Das alles wird zu mehr Wettbewerb im Finanzsektor sowie mehr und strengeren Kontrollen führen – und den Bedarf an digitalen Lösungen und Prozesse weiter erhöhen.Michael Baldauf, Pegasystems
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