Genossenschaftsbank 4.0: Gerade Genossenschaftsbanken müssen die digitale Agenda mitschreiben
Man kann der genossenschaftlichen Finanzgruppe und den Genossenschaftsbanken nicht nachsagen, untätig in Sachen Innovation zu sein. Erst vor wenigen Wochen wurde hier über das 500 Millionen Invest in die digitale Transformation berichtet. Dennoch scheinen das Tempo und auch der Umfang der Veränderung, angesichts des sich immer weiter beschleunigenden technologischen Fortschritts, der beinahe tagtäglich neue Möglichkeiten und neue potenzielle Wettbewerber hervorbringt, immer noch zu langsam und zu klein zu sein. Was tun?
von Boris Janek
Neugründungen wie Visual Vest oder Anwendungen wie Wilhelm von der R+ V, bankomo von der Reisebank und auch die Durchführung des ersten genolabs mit dem Team von dein-nachlass sind Beispiele, das Genossenschaftsbanken Digitalisierung können. Aber das reicht noch nicht.Technologie schafft Banken ab
Boris Janek, FINANCE ZWEINULLBoris Janek wurde 1967 in Gummersbach geboren. Ein Studium der Sozialwissenschaften, Organisationswissenschaften und Psychologie brachten ihn nach Wuppertal. Seine Karriere startete er als Personalberater bei apriori. Anschließend wurde er Leiter guide Entwicklung bei der guide guide ag Rolandseck. 2001 wurde Janek Mitarbeiter der VR-NetWorld, danach Digital Innovation Strategist. Heute ist er bei der ADG – Akademie Deutscher Genossenschaften tätig. Ein Insider, der Innovationen vorantreibt, Startups kennt und die Bankensicht damit vereinbart. Janek betreibt das Blog financezweinull.de und ist auch auf Twitter aktiv (@electrouncle).In meinem privaten Blog habe ich immer wieder mal die Frage gestellt, …
… ob es wirklich ausreicht, digitale Lösungen hervorzubringen, die größtenteils Nachahmungen von FinTech-Ideen bzw. Ergebnisse von Kooperationen mit FinTech-Startups sind. Digitale Technologien sind in gewisser Weise Gleichmacher.”
… ob es wirklich ausreicht, digitale Lösungen hervorzubringen, die größtenteils Nachahmungen von FinTech-Ideen bzw. Ergebnisse von Kooperationen mit FinTech-Startups sind. Digitale Technologien sind in gewisser Weise Gleichmacher.”
Gerade Banken – denen man ja schon immer nicht emotionale Produkte und Services nachsagt – unterliegen dem Risiko ununterscheidbar und damit überflüssig zu werden. Natürlich wird es noch für eine lange Zeit weiter Banken geben, aber womöglich reichen eine pro Nation und vielleicht sogar noch weniger weltweit aus.
Eine weitere – von mir immer wieder gerne hervorgebrachte – These ist, dass …
… die Gründer der genossenschaftlichen Bewegung eigentlich keine Bank gründen wollten. Stattdessen waren sie „Sozial-Innovatoren“ und gerade soziale Innovationen sind im Übergang zur „Digitalen Ökonomie“ extrem wichtig und mit vielfältigen ökonomischen Chancen verbunden.”
Eine Rückbesinnung auf genossenschaftliche Bedeutungen wäre insofern eine Chance, wofür man aber möglicherweise eine sehr wesentliche und ernste Frage beantworten müsste: Wollen wir in Zukunft mehr Bank oder mehr Genossenschaft sein?
Genossenschaften werden bleiben
In der vergangenen Woche ist ein interessantes Thesenpapier mit dem Titel Genossenschaften 4.0 (PDF hier) veröffentlicht wurden, welches vor allem von Vertretern einer modernen und digitalen kooperativen Bewegung (Plattform Kooperativismus) und von Sozial-Innovatoren besteht. Das Dokument richtet sich in erster Linie an die Politik, sollte aber auch von Genossenschaften und Genossenschaftsbanken ausführlich gelesen werden, denn zur Erfüllung der 3 wesentlichen Forderungen,
1. digitale Agenda für Genossenschaften,2. genossenschaftliche Experimentierräume,
3. Finanzierungsstrategien,
könnten diese besonders beitragen.
Das könnten Genossenschaftsbanken tun
Wenn wir der These von Jeremy Rifkin, dass in einer Null Grenzkosten Ökonomie, auf die wir uns gerade zubewegen, nur noch das genossenschaftliche Organisations- und Geschäftsmodell überlebensfähig ist, dann sollten gerade Genossenschaftsbanken die digitale Agenda für Genossenschaftsbanken mitschreiben. Sie sind außerdem sicher in der Lage, regionale und überregionale genossenschaftliche Experimentierräume zu schaffen. Eine besondere Rolle könnten sie darüber hinaus übernehmen, indem sie einen Finanzierungsfonds aufsetzen. Andere Länder wie die Schweiz, Großbritannien und auch die USA sind da schon einen Schritt weiter.
Die Genossenschaftsbank 4.0 könnte zum Gestalter der digitalen Ökonomie werden und diese Gestaltung scheint mir bitter nötig zu sein, sonst wird Technologie und der Algorithmus des Finanzkapitalismus unsere Zukunft bestimmen, mit all den Folgen, die wir heute schon tagtäglich zu spüren bekommen. So wie es vor 200 Jahren Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Weyerbusch erlebte.Boris Janek
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