Stillstand auf der Großbaustelle #DK
“#DK”, was war das noch mal? Unter diesem Schlagwort sollten Paydirekt, giropay, Kwitt und girocard zu einer universellen Payment-Plattform zusammenwachsen. Wie genau, das bleibt aber im Nebel. Bruchstückhafte Einzelentwicklungen dümpeln nebeneinander her, so dass immer mehr Banken das Interesse daran zu verlieren scheinen.
von Rudolf Linsenbarth
Der Reihe nach … aus Paydirekt wurde giropay: Die Paydirekt-Gesellschaft übernimmt giropay und erweitert das Angebot zum Bauchladen. Beworben wird das auf der Paydirekt-Webseite folgendermaßen:…Mit dem neuen giropay können Endkunden zukünftig wählen, wie sie bezahlen möchten: wie gewohnt mit paydirekt inklusive Käuferschutz oder ohne Registrierung per Online-Überweisung über das giropay-Verfahren…”
Das Problem dabei: Erste Banken machen bei dieser Strategie nicht mehr mit. Vor anderthalb Jahren haben die sogenannten Poolbanken (also die Privatbanken außer Commerzbank und Deutscher Bank) ihren Anteil an der Paydirekt-Gesellschaft zurückgegeben (hier der damalige Artikel). Seinerzeit hatte es geheißen, dass dies nicht mit einer Einstellung des Produktes verbunden wäre.
Die Targobank sagt zu Paydirekt leise Servus!
Nun hat aber die Targobank ihre Kunden per Briefpost darauf eingestimmt, dass ab dem 01.11.2021 Paydirekt-Zahlungen nicht mehr möglich sein werden. Auf Twitter wurde dann bestätigt, dass damit auch das Nachfolgeprojekt giropay eingeschlossen ist.
Ok, möglicherweise kann Paydirekt (oder giropay?) die Targobank-Kunden ja über die PSD2-Schnittstelle wieder einfangen. Aber beim nächsten Teilbruchstück von #DK wird die Targobank ganz sicher nicht dabei sein.
Aus „KWITT und Geldbote“ wird „giropay Geld-Senden“
Autor Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth beschäftigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Linsenbarth ist profilierter Fachautor und Praktiker im Finanzbereich und kommentiert bei Twitter (@holimuk) die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Linsenbarth im eigenen Namen.In dieses Projekt wollte man in Düsseldorf oder vielleicht Straßburg, dem Standort der Konzernmutter credit mutuel, ganz sicher kein Geld stecken. Für eine europäisch aufgestellte Bank macht eine nationale Lösung auch wenig Sinn, wenn gleichzeitig im europäischen Kontext mit EPI an etwas Ähnlichem gebaut wird. Es ist also nicht zu erwarten, dass die anderen Poolbanken mit starker europäischer Mutter, HVB/Unicredit und Santander, das anders sehen. Die beiden letzteren engagieren sich übrigens auch sehr stark beim Thema Instant Payment!
Das Feature KWITT scheint bei Jugendlichen im Sparkassenlager recht beliebt zu sein, wie der Autor dieser Zeilen aus eigener Anschauung weiß. Ob das Commerzbank/Comdirect und Deutsche Bank/Postbank bewegt, giropay Geld-Senden mit ins eigene Portfolio zu packen?
Die Postbank steigt aus dem chipTAN-Verfahren aus
Was hat diese Meldung jetzt mit #DK zu tun, fragt sich jetzt mancher Leser? Dazu muss man wissen, dass die girocard ein zentraler Baustein der chipTAN-Infrastruktur ist. Ich will jetzt nicht so weit gehen, dass bei der Postbank die Ablösung der girocard bevorsteht. Was ich aber bestimmt nicht erwarte, ist eine Portierung der chipTAN-Technologie auf eine bald kommende Debit-Mastercard.
Die Nadelstiche gegen die girocard nehmen also zu und in diese Riege passt dann auch die Geschichte der Finanzszene-Kollegen, dass deren Wachstumsstory am Ende sei.
Woran liegt das …?
Die beiden Taktgeber der girocard, das Sparkassenlager und die Genossenschaftsbanken, laufen hier im Augenblick nicht synchron. Während die Sparkassen sich für eine Apple-Pay-Integration entschieden haben und nun darüber beginnen, das Ankerprodukt der Deutschen Kreditwirtschaft in die Online-Welt zu bringen, hat der BVR auf diese Herausforderung einfach keine Antwort.
Gab es da nicht auch eine positive Meldung zur girocard?
Genau, die 1822direkt, also die Online-Einheit der Frankfurter Sparkasse, bietet seinen Kunden jetzt auch die girocard in Apple Pay an. Weil aber die 1822direkt auf Google Pay statt auf eine eigene Mobile Payment App setzt, werden die Android-Nutzer dabei nicht berücksichtigt.
…auch wieder so eine Baustelle, die nicht fertig wird.”Rudolf Linsenbarth
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