FINTECH5. Mai 2022

Owwn: Eine App für die Gen Z, die Banking und Social verbindet

OWWN

Mit Owwn geht ein Banking-Produkt mit Community- und Social-Ansatz an den Start, das gezielt die Gen Z ansprechen soll. Wie Gründer Bastian Krautwald erklärt, soll Owwn als „erste Social Banking-App in Europa“ in Kooperation mit der Solarisbank zunächst auf dem deutschen Markt für eine exklusive Kundengruppe ausgerollt werden. Doch was genau verbirgt sich dahinter, sind sie wirklich „unique“ damit – und braucht’s das wirklich?

Das neue „Banking für dich und deine Creww“ ist kein Druckfehler, sondern Absicht. Bastian Krautwald hat in der Vergangenheit bereits ein Portal namens „deineStudienfinanzierung“ gegründet und glaubt, dass Banken und Finanzdienstleister der Gen Z „eine digitale Infrastruktur bieten müssen, die die Studienkreditvergabe mit einem kompletten Banking-Angebot und weiteren Finanz-Features vereint“. Aus diesem kundenzentristischen Ansatz entstand die Idee zu Wajve, einer Finanz-App für die Unter-25-Jährigen – daraus soll jetzt in Kooperation mit der Solarisbank, die die dazugehörige Debitkarte stellen, das Gen-Z-Produkt OWWN werden.

OWWN

Nach über tausend User-Interviews mit verschiedenen Nutzergruppen, die sich auf der Warteliste für unseren App-Launch eingetragen hatten, haben wir gelernt: Für die Vertreter der Gen Z liefert unser Banking-Angebot dann den größten Mehrwert, wenn es in einem sozialen Kontext stattfindet.“

Bastian Krautwald, Gründer von Owwn

Die jungen Kunden akzeptieren demnach ein Angebot vor allem dann, wenn sie die Banking-Features mit Freunden, der Familie oder dem Partner gemeinsam nutzen können. Deswegen launche man jetzt mit OWWN eine Social Banking-App, „die genau diesen Anspruch erfüllen soll und Finanzen mit Social verbindet“, erklärt Gründer Krautwald.

Bankkonto, Studienfinanzierung und Social Features

Im letzten Jahr hatte das Team fünf Millionen Euro Seed-Kapital von EQT Ventures mit Beteiligung von 468 Capital und OMR eingesammelt. Jetzt öffnet Owwn die erste App-Version für eine exklusive Nutzergruppe, die sich für den Early Access anmelden konnte. In der App wird zukünftig die Online-Studienkreditvergabe über die KfW mit Hauptbank-Features wie einem Bankkonto, einer VISA Debitkarte und Mobile Payment vereint.

Zusätzlich enthält das Ganze eine Reihe von Features, bei denen der Community-Gedanke im Vordergrund steht: Vom geteilten Sparpool für den neuen WG-Kühlschrank über den anonymen Budgetvergleich unter Freunden bis hin zu Challenges mit Zugang zu exklusiven Belohnungen. Owwn kann von den Nutzern alleine genutzt werden oder gemeinschaftlich, etwa durch gemeinsame Konten oder für das automatische Splitten von Rechnungen.

Dabei versteht sich Owwn nicht als reine Neobank für die Gen Z, sondern als Social-Banking-Plattform, die zugeschnitten ist auf die Lebenswirklichkeit einer Generation, die heute jung und in wenigen Jahren erwachsen ist. Die heute 16- bis 25-Jährigen haben ab 10 Jahren ihr eigenes Smartphone und mit 13 Jahren den ersten Social-Media-Account. Wenn sie mit 18 selbst ein Konto eröffnen dürfen, sind digitale Gewohnheiten längst in Fleisch und Blut übergegangen. Gleichzeitig zeigt die Gen Z eine deutlich höhere Affinität zu Geld- und Invest-Themen als der Rest der Bevölkerung: Schon 26 Prozent haben in Aktien investiert, in der deutschen Gesamtbevölkerung sind das gerade einmal 17 Prozent. Bei Krypto-Investments fällt der Unterschied noch drastischer aus.

Selbstbewusste und vorsorgeorientierte Generation Z

OWWN

In der Tat zeigen Erhebungen wie die Puppies-of-Wallstreet-Studie, dass die Gen Z deutlich aufgeschlossener gegenüber Geldanlage ist als frühere Generationen in diesem Alter – und dass die heranwachsende Generation sich zumindest in Teilen der Tatsache bewusst ist, dass sie das Thema Sparen und Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen muss. Ob das allerdings nach dem ersten ernsthaften und nachhaltigen Kurseinbruch an den Märkten immer noch so ist, darf bezweifelt werden. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an den Aktien-Hype der späten 90er Jahre, als (auch) junge Menschen am Neuen Markt in (aus heutiger Sicht) bemerkenswert schräge Geschäftsmodelle investierten.

Einige Personalien verkündet das Unternehmen um Owwn auch noch: Rund um die Produkteinführung hat das Unternehmen das Team verstärkt. Unter anderem neu an Bord sind Max Pflücke als VP Customers, der vorher in Führungsrollen bei Zenjobs und Sennder tätig war, sowie die Südafrikanerin Collette Wasielewski als Creative Director.

Der USP von OWWN bleibt bislang unklar

Vielleicht sehen wir hier das nächste aufstrebende FinTech, das in einigen Jahren international für Furore sorgt. Krautwalds Vision, „die zentrale Bankverbindung für die Gen Z zu werden“, klingt auf jeden Fall reichlich selbstbewusst. Mit der Solarisbank hat er immerhin einen erfahrenen Banking-Partner, der sehr unterschiedliche Banking-Entwürfe unterstützt – von Kontist bis Penta, von Tomorrow bis Vivid.

Doch ob die Idee von Owwn erfolgreich ist und das Start-up die nötige Flughöhe erreicht, hängt vielmehr davon ab, ob es den Unternehmern gelingt, eine Community aufzubauen, die sich loyal zeigt und über das Gen-Z-Thema zusammenfassen lässt. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten angesichts der Tatsache, dass Owwn wie ein Mashup aus einer Vielzahl bestehender FinTechs klingt und man das alles so oder so ähnlich schon mal gesehen hat, wenn auch nicht so „fresh“: „Ein echtes Girokonto mit IBAN und fancy Debitkarte“, „Pools für deine life goals“ sowie „individuelle Tipps und Support von unserer Community“ und „Content-Snacks im Owwn-Feed“. Man darf gespannt sein wie viele „die Warteliste joinen“..

Vielleicht – und das ist wahrscheinlicher – sehen wir hier aber bestenfalls ein weiteres Start-up unter vielen, das das Erschließen der Zielgruppe rund um die Gen Z (und hier und Forget Finance und Pockid) versucht. Ob die so ein „echtes Girokonto mit fancy Debitkarte“ will, das von einer auf Gen Z positionierten Bank stammt, bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit ist diese Rechnung weder bei Banken und Anlageprodukten noch bei Versicherungen und Vorsorgeprodukten aufgegangen. Denn auch besagte September-Studie hat gezeigt, dass die Welpen der Wallstreet zwar nicht so sehr auf Sparkasse und Volksbank stehen, aber dennoch eher einer etablierten Bank auf der einen Seite und den für alle gedachten No-Frills-Brokern wie Scalable Capital, Trade Republic und Co. den Vorzug geben. tw 

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