STRATEGIE2. August 2023

SWIAT-Konsortium für Blockchain-Ökosystem steht

Die von der DekaBank ausgegründete Software-Entwicklungstochter SWIAT wurde jetzt wie angekündigt in ein Joint Venture mit breiterer Marktunterstützung überführt. Die Standard Chartered Bank, einer der neuen Kooperationspartner, ist mit Dr. Timo Reinschmidt in der Geschäftsführung vertreten.

Die Deka-Tochter SWIAT ist nun Teil eines Konsortiums aus Banken und Software-Entwicklern. <Q>DekaBank
Die Deka-Tochter SWIAT ist nun Teil eines Konsortiums aus Banken und Software-Entwicklern. DekaBank

 

Nicht weniger als einen einheitlichen globalen Standard für die Verarbeitung von Blockchain-basierten Wertpapieren zu schaffen, hat sich SWIAT (Website) zum Ziel gesetzt. Das Akronym steht für „Secure Worldwide Interbank Asset Transfer“ und zeigt auf, was das wesentliche Feature der SWIAT-Lösung sein soll: dass alle kapitalmarktrechtlichen, Compliance-relevanten und MaRisk-Aspekte bereits in der Konzeption berücksichtigt werden. Dadurch biete SWIAT seinen Nutzern eine hohe Sicherheit und Vereinbarkeit mit Regulatorik, so das Unternehmen.

Das Unternehmen bewegt sich damit in einem wirtschaftlichen und regulatorischen Umfeld, das interessante Chancen bietet, aber auch erst noch gestaltet werden will, wie Konstantin F. Soballa und Eric Nols von NTT Data kürzlich bei IT-Finanzmagazin darlegten.

Banken und Entwickler als Partner

Ursprünglich handelte es sich um eine Abteilung der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe. Im Februar war die Software-Entwicklung als eigenständige GmbH ausgegründet worden, um die Beteiligung weiterer Unternehmen zu ermöglichen. Denn natürlich war allen Beteiligten klar, dass man einen Branchenstandard nicht im Alleingang etablieren kann.

Die Digitalisierung werde die Finanzmärkte in den nächsten Jahren deutlich verändern. Finanzmarktteilnehmer müssten sicherstellen, dass sie anschlussfähig bleiben, hatte Martin K. Müller, Vorstandsmitglied der DekaBank, den Start der Softwareabteilung im Februar 2022 begründet und zugleich die langfristige Strategie vorgegeben: „Das wird nur gelingen, wenn wir bei Infrastrukturthemen kooperieren. SWIAT bietet diese Chance.“

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SWIAT

 

Als Partner konnte Deka jetzt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), den Finanzsoftwarespezialisten Comyno (Website) und SC Ventures, dem Innovations-, FinTech-Investment- und Venture-Arm von Standard Chartered (Website), gewinnen. Inzwischen sind auch alle regulatorischen und kartellrechtlichen Fragen geklärt. So konnte nun das Closing des Joint Ventures verkündet werden.

Zweiter Geschäftsführer installiert

Mit den neuen Partnern veränderte sich auch die Managementstruktur. Als Commercial Officer (CCO) und Co-CEO ist nun Dr. Timo Reinschmidt mit an Bord. Er wird wird neben CEO Henning Vollbehr zweiter Geschäftsführer. Der promovierte Diplom-Kaufmann Reinschmidt kann eine 20-jährige Management- und Führungserfahrung im Banken- und Finanzsektor vorweisen. Seit 2014 war er unter anderem als Generalbevollmächtigter der Standard Chartered Bank tätig und trug als Head of Banks and Broker Dealers Europe die Gesamtverantwortung für europäische institutionelle Kunden in allen Produktkategorien.

Reinschmidt war an der Entwicklung neuer Produkte sowie der Etablierung neuer Partnerschaften mit anderen Banken und Digitalunternehmen federführend beteiligt. Weitere berufliche Stationen in verantwortlicher Position waren die Royal Bank of Scotland sowie die Bank of America.

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SWIAT

Als Netzwerk von Finanzinstituten für Finanzinstitute ist SWIAT ein glaubwürdiger, neutraler Partner und Katalysator bei der Digitalisierung der Finanzindustrie. Ich bin überzeugt, dass SWIAT sich zügig als offene und kooperative internationale Innovations- und Transaktionsplattform für Blockchain-basierte Finanzdienstleistungen etabliert und freue mich auf die Arbeit in einem äußerst kompetenten und motivierten Team.“

Dr. Timo Reinschmidt, SWIAT-Co-Geschäftsführer

Hohe Erwartungen

SWIAT erwartet in den kommenden Jahren weltweit eine steigende Bedeutung von digitalen Assets durch die zunehmende Tokenisierung. Bis 2030 rechnet der Anbieter von Blockchain-Software für eine offene dezentralisierte Finanzmarktinfrastruktur mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum allein in Europa von über 60 Prozent (CAGR) auf über drei Billionen Euro.

Das liegt auch an günstigen Rahmenbedingungen: das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) deckt die aktuellen Emissionen zahlenmäßig fast vollständig ab, eine Ausweitung auf Aktien wird allgemein erwartet, das DLT Pilot Regime sowie die Regelungen der MiCa werden darüber hinaus die Tendenz zur Nutzung von Kryptowertpapieren weiter begünstigen, so die Einschätzung von Finanzexperten.

Daher gebe es für die Lösungen von SWIAT auf den globalen Finanzmärkten einen großen Bedarf, insbesondere im Bereich der Wertpapierleihe und des Sicherheitenmanagements. Angesichts dessen hat SWIAT sein Team Anfang Juli um die Wertpapierleihe-Spezialistin Frauke Guire verstärkt.

Erste praktische Erfahrungen

Wie eine Verbindung von Zahlungen mit Zentralbankgeld mit dem Transfer von DLT-basierten digitalen Vermögenswerten unter Verwendung von ISO 20022-Messaging- und der SWIFT-Public-Key-Infrastruktur möglich ist, hat SWIAT in einem Whitepaper zu dem dahinterstehenden CYCROS-Mechanismus dargelegt. Das Whitepaper kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Darüber hinaus wurden bereits erste Platzierungen erfolgreich auf der SWIAT-Technologie durchgeführt. Im Mai haben drei Sparkassen ihre digitalen Namensschuldverschreibungen auf der SWIAT-Plattform begeben. Der digitale Sparkassenbrief war das erste Blockchain-basierte Produkt, das auf Basis der Software von SWIAT vollständige Marktreife erreicht hat.

Digitale Namensschuldverschreibungen sind auf der SWIAT-Plattform auch von anderen Finanzinstituten als Produkt nutzbar. Zudem bietet SWIAT seit Anfang 2023 die Registerführung für Kryptowertpapiere an. hj

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