API-Banking als Kostensenkungsprogramm: Jeder zweite Finanzdienstleister öffnet sich für Partner
Die Hälfte der Banken und Versicherer in Deutschland plant Investitionen in mehr digitale Schnittstellen für Drittunternehmen zu ihren IT-Systemen. Die Finanzdienstleister beabsichtigen, Effizienzprobleme im Bankbetrieb zu lösen. Laut einer aktuellen Studie von Sopra Steria über API-Banking wollen 72 Prozent der Institute darüber hinaus umständliche Prozesse entschlacken, automatisieren und so Kosten sparen. Das sind die Ergebnisse der Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.
Banken und Versicherer suchen derzeit intensiv nach Möglichkeiten, Kosten zu senken und schneller sowie insgesamt effizienter zu arbeiten. Dabei erklärt ein Drittel der befragten Finanzdienstleistungsunternehmen, man habe Effizienzprobleme im IT-Betrieb, für jeden vierten Entscheider behindern ineffiziente Abläufe das normale Tagesgeschäft. In der Öffnung ihrer IT-Systeme und in sogenannten API-Schnittstellen sieht ein Großteil der Manager ungenutztes Potenzial, etwa um die jeweilige Entwicklungszeit für Finanzentwicklungen und Kosten signifikant zu reduzieren.Viele Banken standen einer Öffnung bis vor einigen Monaten eher skeptisch gegenüber. Die PSD2-Richtlinie galt vor allem als verordnetes Freischalten wichtiger Daten für Wettbewerber. Mit zunehmenden Kostendruck, der durch die Coronakrise noch einmal verstärkt wurde, entdecken viele Manager in Open Banking nun ein digitales Instrument, das handfeste Mehrwerte bietet.“
Robert Bölke, Sopra Steria Next
Die Hebel für mehr Effizienz durch Schnittstellen sind Standards und Wiederverwertbarkeit. Banken und Versicherer wollen ihre IT-Monolithen, bei denen alle Funktionen in einer einzigen Softwarelösung enthalten sind, in Plattformen verwandeln. Hierbei lassen sich Module wie die Identifizierung von Kunden bei Konto- oder Depoteröffnungen sowie bei Kreditanträgen per Schnittstelle schnell andocken, so dass diese nicht immer wieder neu entwickelt oder angepasst werden müssen, so die Strategie vieler Institute.
Effiziente Bankprozesse dank API-Banking
Jenseits des klassischen Marktes für Finanzprodukte und Dienstleistungen entwickelt sich zudem seit einiger Zeit ein neuer B2B-Markt für effiziente Prozesse und Services. Für diverse Prozesse in der Wertschöpfung haben sich Marktführer etabliert, etwa die Deutsche WertpapierService Bank und im Zahlungsverkehr Paypal. Bislang tun sich Banken und Versicherer allerdings in der Breite schwer damit, alte und gewohnte Wertschöpfungsketten aufzubrechen und externe Prozesse und Dienste in ihr Geschäft zu integrieren. Denn das Gros der Institute befindet sich in einer Findungsphase bezüglich der Rolle, die sie in digitalen Ökosystemen spielen wollen und welche Leistungen sie künftig noch aus eigener Hand anbieten, beispielsweise Robo-Advisor-Dienste.
Operative Effizienz ist heute in erster Linie die kluge Kombination von internen wie externen Prozessen. API-Banking bildet hierfür das Fundament, da zukünftig keiner mehr alles alleine produzieren, betreiben und anbieten wird. Dieser Ansatz ist für die meisten Banken und Versicherer auf den ersten Blick befremdlich, in vielen anderen Branchen schon Standard.“
Robert Bölke, Sopra Steria Next
API-Banking: Es geht nicht nur um Einsparen von Kosten
Die Einführung von Schnittstellen dient nicht nur dazu, Kosten einzusparen und Prozesse zu optimieren, sondern sie könnte auch zusätzlichen Ertrag generieren. Das zumindest legen Initiativen wie die Beteiligung der Schufa an dem FinTech Finapi und das API-Programm der Deutschen Bank nahe. Die größte Bank in Deutschland bietet etwa neben den Pflichtschnittstellen, die Banken aufgrund der PSD2-Richtlinie ohnehin bereitstellen müssen, sogenannte Premium-APIs an. Drittanbieter können so Zugang zu zusätzlichen, von Kunden freigegebenen Daten erhalten. Dazu gehören beispielsweise Kreditkarten- oder Depotinformationen.
Die Allianz hat sich außerdem die Dienste des Banking-API-Anbieters Fintecsystems gesichert. Ziel ist dabei, ein komplettes Ökosystem für Finanzdienstleistungen aufzubauen, bei dem auch Kontoinformationen der Nutzer in die Plattform einfließen sollen. „Banken und Versicherer sollten die API-Strategie als Paket denken, das hilft Kosten zu senken, aber auch Türen für neue Geschäftsmodelle zu öffnen. Als reines Einsparprogramm greifen die Investitionen zu kurz“, sagt Robert Bölke von Sopra Steria Next.
Die Studie „Potenzialanalyse Operative Effizienz“ von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 323 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wieder. Eine Kurzfassung der Studie Studie kann kostenlos heruntergeladen werden.tw
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