Die Zukunft von Yapital: Knackpunkt ist die Kundenbasis
Um die Zukunft von Yapital ranken sich Gerüchte – im Januar fuhr der Luxenburger Anbieter schwere Geschütze auf und versprach den Mobile Payment Markt aufzurollen – kaum zwei Monate später wird er von Branchenkennern totgesagt. Was ist da los?
IT Finanzmagazin hat dazu den neuen Yapital-Geschäftsführer Marc Berg befragt. Klartext.
Herr Berg, wird Yapital nun verkauft oder nicht?
Marc Berg: Richtig ist, dass wir gegenwärtig das Gespräch mit strategischen Investoren suchen und auch führen. Die Abgabe der Mehrheit an Yapital ist dabei eine denkbare Option. Wir werden aber die Entscheidungen nicht übers Knie brechen. Der Partner muss zu Yapital passen. Im Kern geht es darum, sich im Markt zukunftsfähig aufzustellen.
Hat Yapital noch eine Chance und welche Zukunftsplanungen haben Sie?
Marc Berg: Selbstverständlich. Yapital hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, ein für den Markt sehr interessantes, innovatives Produkt zu entwickeln. Gleichzeitig hat unsere Kundenbasis jedoch nicht das Niveau erreicht, das wir uns in unseren ursprünglichen Planungen zum Ziel gesetzt haben.
Das heißt aber nicht, dass wir das Geschäftsmodell in Frage stellen: Yapitals Reichweite am POS steigt durch die zunehmende Einführung stetig an. Wir haben viele starke Handelsmarken als Kunden gewinnen können und sind in der Lage, 60 Prozent des POS-Markts – inklusive des wichtigen SME-Segments – zu adressieren.
Kurzum: Yapital hat sich in kürzester Zeit einen Ruf als attraktiver Branchenpartner erarbeiten können und hat eine sehr gute Chance, sich dauerhaft zu etablieren. Dazu kann ein Partner, der Endkundenreichweite bringt, entscheidend beitragen.
Wie wollen Sie es schaffen, sich um Finnovato zu kümmern und gleichzeitig Yapital wieder auf die Beine zu stellen?
Marc Berg: In Folge des Ausscheidens von Nils Winkler haben wir bei Yapital ein neues Führungsteam etabliert, das sich unter der Leitung unseres COO Karsten Cornelissen weitestgehend um das operative Tagesgeschäft kümmert. Karsten Cornelissen hat langjährige Erfahrung im Management von Payment- und E-Commerce-Dienstleistern, kennt die Otto Group sehr gut und arbeitet natürlich eng mit mir zusammen.
Das Management eines Firmen-Portfolios bedeutet immer, dass mal die eine, mal die andere Firma besonders arbeitsintensiv ist. Im Moment gilt dies natürlich besonders für Yapital. In der neuen Struktur lässt sich diese Aufgabe aber sehr gut meistern.
Was ging schief? Welche Annahmen waren fehlerhaft?
Marc Berg: Yapital hat in kurzer Zeit ein konkurrenzfähiges Produkt auf die Beine gestellt und ist entsprechend schnell gewachsen. Gerade mit der Akzeptanz auf Händlerseite sind wir durchaus zufrieden. In der Tat haben wir jedoch ursprünglich damit gerechnet, schneller eine relevante Kundenbasis aufzubauen. Dies gilt es nun nachzuholen.
Wir wissen, dass der Wettbewerb nicht schläft und sehr viel Bewegung im Markt ist. Deshalb müssen wir jetzt den nächsten großen Schritt machen. Ich bin überzeugt davon, dass wir dieses Ziel mit den richtigen Partnern an Bord erreichen können.
Warum ist der Handel nicht so auf Yapital eingestiegen, wie Sie das erwartet hatten?
Marc Berg: Der Handel hat von Anfang an großes Interesse an Yapital gezeigt. Wir waren hier erfolgreich und haben zahlreiche Partnerschaften geschlossen – nicht nur mit Marktführern wie der REWE Group, Douglas, Rakuten oder TOTAL. Über die Kooperationen mit Wordline, Concardis oder Verifone sind wir beispielsweise schon jetzt grundsätzlich in der Lage, Yapital bei rund 350.000 Händlern live zu schalten.
Damit lösen wir aber bisher nur eine Seite des Henne-Ei-Problems. Die Herausforderung besteht darin, eine relevante Nutzerzahl zu erreichen.
Wir sind gespannt – vielen Dank Herr Berg!aj
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