PRODUKTE18. August 2021

Das Ende einer Ära: Mastercard verabschiedet sich vom Magnetstreifen

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Mastercard will als erster großer Anbieter den Magnetstreifen bei Bezahlkarten abschaffen. Damit geht eine Ära zu Ende, die mehr als ein halbes Jahrhundert währte. Doch der Schritt kommt alles andere als übereilt: Schon heute kommt bei rund 86 Prozent der bargeldlosen Zahlungsvorgänge weltweit die integrierte Chip zum Einsatz, während es in den USA mit 73 Prozent ein geringerer Prozentsatz ist.

Kartenemittent Mastercard will in Zukunft Karten ohne den bekannten und beliebten Magnetstreifen veröffentlichen. Das in den USA noch viel gebräuchlichere Durchziehen der Karte am Magnetstreifen ist dann Geschichte. Wie das Unternehmen in einem Blogpost erklärt, wolle man ab 2024 die ersten Karten ganz ohne den beliebten Streifen ausgeben – zunächst vor allem in Europa. Denn während hierzulande Sicherheitschips, NFC-Chips und Kontaktlosvarianten beliebt und weit verbreitet sind, ist in den USA der gute alte Kontaktstreifen immer noch recht beliebt. In den Vereinigten Staaten soll daher erst drei Jahre später, also ab 2027, auf den Magnetstreifen verzichtet werden. Spätestens 2029 will das Unternehmen keine weiteren Karten mit dem Magnetstreifen ausgeben, sodass spätestens 2033 die letzten dieser Karten auslaufen dürften.

Die Abkehr vom Magnetstreifen ist sowohl auf die veränderten Zahlungsgewohnheiten der Verbraucher als auch auf die Entwicklung neuerer Technologien zurückzuführen. Die heutigen Chipkarten werden von viel leistungsfähigeren und sichereren Mikroprozessoren angetrieben, und viele sind auch mit winzigen Antennen ausgestattet, die kontaktlose Transaktionen ermöglichen.“

Aus einer Mitteilung von Mastercard

Magnetstreifen lösten in den 60ern die Prägetechnik ab

Der Magnetstreifen geht technologisch zurück bis in die 1960er Jahre und stammt (mehr oder weniger vollständig) aus dem Hause IBM. Er galt damals – und noch etliche Jahrzehnte lang – als State of the art bei Kreditkarten und Debitkarten und sollte für weniger Papierkrieg im Zahlungsverkehr sorgen. Davor wurden die Kartendaten über ein Durchschlagpapier von der Karte auf ein Transaktionspapier kopiert, was der Grund dafür ist, dass bei den meisten Karten auch bis heute noch Name, Kreditkartennummer und Ablaufdatum erhaben gestanzt sind. Technologisch gibt’s dafür schon lange keinen Grund mehr, weswegen aus Sicherheitsgründen erste Banken in den letzten Jahren ganz auf die Angabe der Kartennummern verzichtet hatten.

Kreditkarten: kontaktloses Bezahlen ist beleibt
Kreditkarten: kontaktloses Bezahlen ist beliebt Pixabay

Der Magnetstreifen ermöglichte das Auslesen der genannten Daten via Kartenterminal, war allerdings deutlich anfälliger für magnetbezogene Beschädigungen als die heute üblichen Nachfolgetechnologien wie den Chip oder NFC-Chip. Die Daten sind zwischenzeitlich verschlüsselt auf den Karten gespeichert, waren in der alten Variante aber eben nicht gegen Kopieren geschützt. Auch das war ein Grund, warum sich nach und nach immer weniger Banken und Karten ausgebende Stellen auf die alte Technologie verließen – das Kopieren der Karten wurde einfach zu leicht.

Davon abgesehen dürfte es auch die klassischen PIN-Verfahren nicht mehr ewig geben, zumal diese ja hierzulande bereits heute von Zwei-Faktor-Authentifizierungslösungen abgelöst sind. Mastercard hatte ja bereits vor einigen Jahren mit Kreditkarten mit Fingerabdruckscanner experimentiert und diese beispielsweise auch bei der Crédit Agricole eingesetzt. Mitbewerber Visa hat ähnliche Technologien am Start.

Die Zukunft ist kontaktlos – selbst und gerade in Deutschland

Ob diese sich allerdings langfristig gesehen durchsetzen können, bleibt abzuwarten. Denn sie sind angesichts der Smartphone- Smartwatch- und Mobile-Payment-Lösungen eigentlich ein Schritt in die falsche Richtung und haben wohl nur dort eine Daseinsberechtigung, wo man leere Akkus befürchtet. Lösungen wie Payment-Ringe, -Uhren (etwa auch die von leeren Akkus unabhängige Swatch-Pay-Lösung) scheinen da der bessere Weg zu sein – zumal die Kontaktlos-Zahlungsverfahren selbst in bargeldversessenen Märkten wie Deutschland an Beliebtheit gewonnen haben.

Ob und wann andere Unternehmen dem Beispiel von Mastercard folgen werden, ist nicht bekannt.tw

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