Whitebox: „Wir setzen auf einen agilen Ansatz“ – Head of IT über Entwicklung und IT-Tools
Der digitale Vermögensverwalter Whitebox wurde 2014 von Salome Preiswerk und Dr. Birte Rothkopf gegründet. Whitebox (Website) ist schon seit 2016 auf dem Markt – damit ist das Unternehmen vermutlich ein Robo-Advisor der ersten Stunde. Wir sprachen mit dem Head of IT Moritz Behr darüber, wie Produkte bei Whitebox entwickelt werden und welche IT-Tools und Programmiersprachen dafür eingesetzt werden.
Herr Behr, wer sind Ihre Kunden?
Wir richten uns an alle, die auf der Suche nach einer einfachen, professionellen und kostengünstigen Vermögensverwaltung sind. Dafür bieten wir neben Einzeldepots auch Gemeinschaftsdepots sowie Depots für Minderjährige an. Zu unseren Kunden zählen übrigens nicht nur Privatanleger: Bei uns haben auch Unternehmen die Möglichkeit, ihr Betriebsvermögen anzulegen und damit vor der Inflation zu schützen.Außerdem arbeiten wir mit Finanz- und Versicherungsvermittlern zusammen, denen wir spezielle Lösungen für ihre Kunden anbieten.”
Wie werden die Produkte entwickelt? Wie sieht der Prozess aus?
Am Anfang steht die Anforderung, die von der Geschäftsführung, den Kunden oder auch anderen Fachbereichen an uns herangetragen wird. Das kann ein neues Produkt sein, aber auch eine Lösung für ein bestehendes Problem oder einen Bug. Bei der Umsetzung der Anforderung arbeiten wir in crossfunktionalen Teams.
Im Optimalfall werden zunächst einmal grobe Ideen erarbeitet, welche dann auf Machbarkeit und Aufwand geprüft werden. Dieser Schritt ist ganz wichtig, denn er legt die Grenzen des Projektes fest.
So wollen wir verhindern, dass das Projekt „ausufert“, weil der Umfang zu groß wird und man zu sehr ins Detail geht. In weiteren Schritten wird die Idee erweitert, bis sie einem Team vorgestellt werden kann.”
Wie entscheidet sich, was als nächstes entwickelt wird?
Die IT-Entwicklung leitet sich aus der Unternehmensstrategie ab. Das ist wichtig, damit wir die begrenzten Ressourcen optimal allokieren können. Hinter allem stehen also vor allem folgende Fragen: Was hat potenziell den größten Nutzen für die Kunden, damit deren Zufriedenheit weiter gesteigert werden kann? Welche Funktionalität kann verbessert oder neu eingeführt werden, um neue Kunden zu gewinnen? Antworten auf diese Fragen werden zunächst in einem Führungskräfte-Gremium erarbeitet und mit den übrigen Abteilungen abgestimmt.
Wenn die Roadmap steht, wird dann noch einmal in einem Projekt geprüft, was die höchste Priorität genießt und welche Teile eher „nice to have“ sind. So weiß dann das Software-Engineering-Team, in welcher Reihenfolge die Abarbeitung erfolgen soll.
Wichtig ist, bei der Entscheidung nicht nur auf Business-Features zu achten, sondern auch die Maintenance der Software im Blick zu haben. Die dafür notwendigen Ressourcen sollte man bei jeder Roadmap-Planung im Kopf behalten.”
Welche Programmiersprachen und Tools verwenden Sie?
Moritz Behr leitet seit 2015 als CTO die IT des digitalen Vermögensverwalters Whitebox (Website) aus Freiburg im Breisgau. Der studierte Wirtschaftsinformatiker ist seit 2009 Softwareentwickler und Projektmanager. In dieser Zeit hat er diverse große und kleine Unternehmen sowie staatliche Organisationen dabei unterstützt, ihre (Web-)Anwendungen zu optimieren. Die Kombination finanzmathematischer Lösungen, anspruchsvoller Softwareentwicklung sowie der Verantwortung und Freiheit, eine komplett neue Plattform von Anfang bis Ende zu entwickeln, hat ihn gereizt, sein Wissen und Engagement bei Whitebox einzubringen.
Der größte Teil der Anwendung ist in Ruby mit dem Framework Ruby on Rails umgesetzt. Wir sind derzeit dabei, in der Anwendung das Frontend vom Backend zu trennen, um insgesamt einen API-basierten Ansatz fahren zu können.”
Für die API des Backends setzen wir auf GraphQL. Damit sind wir in der Lage, die verschiedenen Frontend-Applikationen mit genau den Daten zu versorgen, die sie benötigen. Eine mobile Applikation kann zum Beispiel in einigen Fällen auf kleinste Details verzichten, da sie hier nicht gut darstellbar sind, welche dann aber in der Desktop-Anwendung genug Platz finden. Die Desktop-Anwendung wird derzeit auf ReactJS umgestellt, welche per NextJS ausgeliefert wird.
Neben Ruby sind derzeit in einzelnen Micro-Services Java, NodeJS und (zukünftig) Rust im Einsatz. Als Datenbank ist PostgresQL und zur Containerization Docker im Einsatz. Darüber hinaus nutzen wir noch zahlreiche weitere Tools wie Jenkins, Airbrake, Sidekiq, NewRelic, NextJS, Twilio und viele mehr.
Wie stark setzen Sie dabei auf Automatisierung?
Sehr stark – mit Ausnahme des Kundenservices, wo wir auf den persönlichen Kontakt unserer Berater mit den Kunden setzen. Ansonsten sind wir tatsächlich nahezu vollständig automatisiert.”
Und das beim größtmöglichen Funktionalitätsumfang. Wir entwickeln alle Module selbst und steuern die gesamte Business-Logik. Das gibt uns auch die nötige Flexibilität und Power, wenn es um die Skalierung geht. Dabei ist das Thema Automatisierung nicht nur auf die Anwendung an sich beschränkt, sondern auch auf die Entwicklung der Software.
Wie werden bei Ihnen die Produkte entwickelt – Wasserfall, Agile, etc.?
Wir setzen auf einen agilen Ansatz. Bisher kommt kein striktes Framework wie Scrum zum Einsatz.
Wir versuchen hier, dass für uns Passendste aus den verschiedenen Frameworks wie Scrum, Extrem Programming, Kanban und Teilen aus Shape Up zu nutzen.”
Des Weiteren folgen wir agilen Praktiken wie Pair Programming, Test Driven Development, Fast Code Reviews, Continuous Delivery, Continuous Deployment, Continuous Refactoring etc.
Welche Schnittstellen hat das System und wie wird es an Kernbanksysteme angebunden?
Die Kernbanksysteme werden hauptsächlich über eine SOAP-API angesprochen. Daneben steht uns ein Datawarehouse auf Basis von PostgresQL zur Verfügung sowie diverse Batch-Vorgänge, über welche Dateitransfer stattfinden kann.
Herr Behr, vielen Dank für das spannende Interview.aj
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