ARCHIV25. August 2021

Linux wird 30: Wird es das Open Source-OS weitere 30 Jahren geben?

Linux wird 30
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Linux – was vor 30 Jahren mit der ersten Zeile Code eines unbekannten finnischen Studenten begann, ist heute eines der bedeutendsten Gemeinschafts-Projekte der Welt und Vorreiter und tragende Säule der Open-Source-Bewegung. Der Kommentar

von Dr. Gerald Pfeifer, CTO bei SUSE

Eines der etwa fünf Releases pro Jahr bringt rund 15.000 Änderungen von mehr als 2.000 Entwicklern. Der damals unbekannte Student Linus Torvalds, auch heute Schlüsselfigur bei der Koordination von Linux, hat vor 30 Jahren eine Entwicklung ins Rollen gebracht, ohne die unsere Open-Source-Landschaft, ihre breite Unterstützung und immense Innovationskraft so nicht existieren würden.

Wir leben in einer Welt, in der Linux und Open Source allgegenwärtig sind und unser tägliches Leben begleiten – ob uns das bewusst ist oder nicht.”

Gehaltsabrechnungen und Börsentransaktionen, Telefonie und Social Media, Online-Einkäufe oder im Geschäft – die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass diese über Linux-Systeme laufen. Linux und Open Source sind überall: im Mobiltelefon – Android ist Open Source; wichtige Teile von iOS sind Open Source; die meisten Websites laufen auf einer Open-Source-Infrastruktur; Amazons Cloud, die das Unternehmen ursprünglich für seinen Online-Handel entwickelt hat, basiert auf unzähligen Open-Source-Komponenten und ein Tesla kann nur richtig fahren, weil eine Menge Linux in ihm steckt. Ob Innovationen an der Edge oder in Public Cloud à la Google und Amazon, sie alle nutzen das OS. Selbst klassische ERP-Anbieter wie SAP betreiben ihre wichtigsten Produkte heutzutage (nur) auf Linux.

Autor Dr. Gerald Pfeifer, SUSE

"Dr.

Dr. Gerald Pfeifer, CTO bei SUSE (Website) – lebt und arbeitet in Wien, Nürnberg und wo immer seine Rolle als CTO bei SUSE sowie Chair des openSUSE Board und seine Leidenschaft für Yoga und Tauchen ihn hinführen. Er hat in technischen Wissenschaften promoviert und beschäftigte sich mit Open Source, bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde.

Und die Liste lässt sich endlos weiter führen.

Gegenwärtig ist viel von Containern die Rede, in denen letztlich Linux steckt. Und Kubernetes wird von Linux angetrieben, das sogar spezielle Funktionen zur Unterstützung von Containern entwickelt hat. Einfach gesagt: ist Kubernetes ein Palast, so ist Linux sein Fundament.”

Entwicklungsgeschwindigkeit und Innovationskraft von Linux und Open Source gewinnen weiter an Tempo. Wie also könnte die Zukunft aussehen? Und was wird aus Linux?

Wird es Linux in 30 Jahren geben?

Seit einiger Zeit ist Linux mehr und mehr auf dem Weg in den Weltraum. Linux und Open Source haben es auf den Mars geschafft. Der winzige Helikopter Ingenuity – mit Linux an Bord – ist als erster auf einem anderen Planeten geflogen. Das Open-Source-OS hat es in die Erdumlaufbahn geschafft. NASA und ESA arbeiten schon viele Jahre damit, ob bei der Mission Control oder beim Betrieb von Supercomputern, die uns etwa vor Meteoriteneinschlägen warnen sollen. Einige Länder arbeiten an neuen Mondmissionen und auch der nächste Lunar Rover der NASA wird wohl mit Open-Source-Software laufen. Die Sonne ist ein bisschen zu heiß, aber das ist letztlich ein Problem der Hardware, nicht von Linux.

Aber zurück zur Erde: in den nächsten 30 Jahren wird Linux immer breiter und einfacher zu nutzen sein, während Experten weiterhin die Möglichkeit haben, Linux zu tunen und zu kontrollieren.”

Sicherheit, Skalierbarkeit von ganz klein bis ganz groß und Ausfallsicherheit werden weiterhin wichtige Bereiche der Weiterentwicklung sein. Denken wir an die immer häufiger eingesetzten Edge- Anwendungen, etwa für autonomes Fahren, bei denen all diese Aspekte unbedingt zusammenspielen.

So manche Systeme, die heute entwickelt und eingesetzt werden, wird es auch in 30 Jahren noch geben, und ich erwarte hier eine starke Dynamik – Innovation wie auch inkrementelle Entwicklung.

Wird Linux, der Kernel, auch in 30 Jahren noch führend sein? Ich weiß es nicht. Wird er relevant sein? Auf jeden Fall. Linux und Open Source haben ein bisher unbekanntes Innovationspotenzial eröffnet, gepaart mit Offenheit und Unabhängigkeit. Viele der von uns geschaffenen und entwickelten Ansätze werden auch in 30 Jahren noch Säulen des technologischen Fortschritts sein. Dessen bin ich mir sicher.“

Dr. Gerald Pfeifer

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