Bankathon 2015: In Frankfurt erfinden FinTechs & Banken eine gemeinsame Zukunft
Kooperation statt Konfrontation – vom 26. – 28. April findet in Frankfurt der erste Bankathon statt – ein FinTech-Programmierwettbewerb. Erstmals sind Banken herzlich eingeladen – nicht nur um das Event zu beobachten, sondern auch um mit den interessantesten Köpfen in Kontakt zu treten. Lars Markull, Business Development bei figo und Organisator des Bankathon, erklärt warum die API-Anbieter Gini und figo diesen Wettbewerb ausgerechnet in der Banken-Stadt Frankfurt durchführen und was er sich für Banken und FinTechs erhofft.
Herr Markull, macht es überhaupt Sinn einfach mal aufs geradewohl Apps zu Programmieren, die eh nie in den tatsächlichen Einsatz kommen?
Natürlich wird nicht jede Idee, die beim Bankathon entwickelt wird später zum tatsächlichen Einsatz kommen. Doch das ist auch nicht unbedingt das primäre Ziel der Teilnehmer. Ein Hackathon ist eine tolle Chance für die Teilnehmer in einem komplett neuen Umfeld, eventuell in einem neuen Team ganz neue Dinge auszuprobieren und zu entwickeln – abseits das üblichen Alltags. Beim Bankathon kommt die einmalige Chance hinzu, diese Lösungen vor einer Jury bestehend aus Bankern und Investoren zu präsentieren. Eventuell wird ja nicht nur eine neue App programmiert, sondern auch direkt eine Partnerbank oder ein Investor gefunden.
Haben Sie denn schon einmal erlebt, das Banken direkt über einen Hackathon eine Idee aufgegriffen haben und in ein Projekt aktiv eingestiegen sind?
Bisher ist mir kein Projekt bekannt. Aber man sollte hierzu auch erwähnen, dass die bisherigen FinTech Hackathons fast immer ohne Banken abgehalten wurden. Daher hatten die Banken bisher auch nie die Möglichkeit früh und aktiv bei einem Hackathon Projekt dabei zu sein. Von daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass dies beim Bankathon das erste Mal passieren wird.
Sind ein paar wenige Tage nicht viel zu wenig um eine im Ansatz sichere App zu programmieren?
Ziel ist es am Dienstag Abend einen Prototypen entwickelt zu haben, welcher der fachkundigen Jury präsentiert werden kann. Das hierbei Fragen wie Sicherheit, Datenschutz oder ähnliches noch nicht final umgesetzt oder geklärt sind, ist nicht entscheidend.
Ein gutes Beispiel ist hierfür übrigens das FinTech Startup Kantox. Gestartet ist das Team bei einem Startup Weekend in Spanien im Jahre 2010 und hat sich in den vergangenen Jahren im Devisenhandel etabliert (bis zum heutigen Tage wurden Zahlungen im Wert von über 1,2 Milliarden Euro über Kantox abgewickelt). Am Ende des Startup-Weekends war die gesamte Lösung sicherlich auch nicht sehr weit, doch die Idee war geboren und wurde im Anschluss kontinuierlich weiter entwickelt. Auch das ist unser Ziel mit dem Bankathon.
Wurde nicht schon alles von FinTechs gedacht oder programmiert was im Banking möglich schien? Kommen jetzt nicht nur noch me-too-Ideen oder leichte Modifikationen von bekannten Ansätzen?
Definitiv nicht. Meine persönliche Meinung ist, dass im Bereich FinTech noch sehr viel mehr möglich ist aber es wird seine Zeit dauern. Das im Laufe eines Trends immer wieder “me-too-Ideen” auftreten ist ja völlig normal.
Beim Bankathon erwarten wir zudem, dass die Teams sich bewusst mit neuen Ideen auseinander setzen werden. Die Möglichkeit die entwickelte Idee nach dem Bankathon einfach verwerfen zu können, sehen wir als Chance für die Teilnehmer an, mal etwas total neues ausprobieren zu können. Zudem wird es auch sehr schwierig werden mit einer “me-too-Idee” die Jury zu überzeugen.
Die meisten Programmier-Wettbewerbe erscheinen so, als seien sie als kostengünstige Rekruting-Maßnahme um für die Firmen die besten Programmierer zu bekommen.
Sicherlich kann es passieren, dass bei dieser Veranstaltung auch die Grundlage für eine spätere Einstellung gelegt wird – denn gut die Hälfte der Teilnehmer kommen aus bestehenden FinTech Startups und die andere Hälfte sind Einzel-Anmeldungen. Doch dies wird nur ein Nebeneffekt von vielen sein. Der Austausch mit Bankenvertretern vor Ort wird für viele FinTech Startups mindestens genauso hilfreich sein.
Was – außer der Ehre – bekommen denn die Teilnehmer für ein paar Tage extrem harte Arbeit?
Die Teilnehmer können Preise im Gesamtwert von über 10.000 EUR gewinnen – davon 6.000 EUR in Preisgeld und zudem Apple Watches, OnePlus One Smartphones und Tickets zur Exec I/0.
Und womit verdienen Sie bei der Veranstaltung Geld?
Es ist nicht unser Ziel mit der Bankathon Veranstaltung einen Gewinn zu erzielen. Das Ziel ist es Banken und FinTech Entwickler/Startups an einem neutralen Ort zusammen zu bringen und gemeinsam unverbindlich neue Dinge auszuprobieren – fernab von Vorschriften und Richtlinien. Wir als Veranstalter könnten zum Beispiel direkt profitieren, wenn neue Services auf Basis der figo oder Gini API entstehen – aber auch ein genereller Push der Branche hilft uns indirekt.
Hackathons sprießen ja derzeit wie Pilze aus dem Boden. Was hat Sie eigentlich dazu getrieben noch eine solche Veranstaltung aus der Taufe zu heben?
Hackathons werden häufig von Firmen organisiert die eine API anbieten – genau das trifft auch auf figo und Gini zu. Als API Anbieter profitiert man natürlich stark von einer wachsenden Branche mit vielen neuen Ideen. Das APIs den Aufbau einer neuen Idee oder Firma deutlich beschleunigen ist hinlänglich bekannt – Hackathons sind zudem ein sehr guter Weg alle interessierten Parteien zusammen zu bringen. Für den Bereich FinTech haben wir noch nicht wirklich viele Hackathons gesehen. Meines Wissen gab es erst einen FinTech Hackathon in Deutschland – und das war beim EBSpreneurship im Oktober 2014 in Oestrich-Winkel. Weitere FinTech Hackathons können der Branche nur gut tun und soviel sei gesagt: Auch beim Bankathon wird es vermutlich nicht nur bei einer Veranstaltung bleiben.
Das sie Frankfurt wegen der Nähe zu den wichtigen Banken als Austragungsorgt gewählt haben ist logisch – aber sehr viele, richtig gute Programmierer sind eher in den FinTech-Zentren wie Berlin zuhause. Haben Sie keine Sorgen, dass Sie nicht genug Teilnehmer bekommen werden?
Diese Sorge ist zum Glück unbegründet. Es ist noch eine knappe Woche bis zum Event und wir haben nur noch sehr wenige Tickets zur Verfügung. Dies gilt sowohl für Entwickler-Tickets als auch für die “Spy-Tickets”, die wir an Bankenvertreter verkaufen. Der Hauptgrund für Frankfurt war die FinTech Konferenz Exec I/0 die am Tag darauf in Frankfurt statt findet. Die Gesamtgewinner haben die einmalige Chance Ihren entwickelten Prototypen exklusiv auf dieser Konferenz vor einem 300-köpfigen Publikum bestehend aus Bankern und Investoren vorzustellen. Für den nächsten Bankathon könnte man sicherlich auch über andere Städte wie Berlin nachdenken.
Gibt es schon jemanden, dem Sie eine besonders gute Idee im Vorfeld zutrauen würden? Einen Programmierer-Star, der sich angemeldet hat?
Ob es sich um Stars handelt, kann ich nicht beurteilen. Worüber wir uns aber sehr freuen ist, dass viele Entwickler von bestehenden FinTech Startups und Firmen teilnehmen werden. Zudem haben andere Bankathon-Teilnehmer bereits an FinTech Hackathons im letzten Jahr teilgenommen (EBSpreneurship in Oestrich-Winkel & Erste Bank Hackathon in Wien).
Folglich haben wir ein sehr FinTech erfahrenes Teilnehmer-Feld, was uns sehr optimistisch stimmt, dass beim Bankathon spannende aber auch nützliche und durchdachte Lösungen entwickelt werden.
Und worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Auf die finalen Präsentationen der Teams am Dienstag Abend. Ich habe bisher an einigen Hackathons teilnehmen können und es ist immer wieder überraschend, was in so kurzer Zeit bei totaler Fokussierung möglich ist.
Vielen herzlichen Dank, Herr Markull.aj
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