SB & FILIALE27. Mai 2022

Schwerwiegender als erwartet: Ausfälle bei Kartenzahlung dauern noch länger an

Verifone/BVR

Die Umstände rund um die Verifone-Terminals, die zu großflächigen Problemen bei der Kartenzahlung in zahlreichen Handelsketten und Einzelhandelsgeschäften führen, sind doch gravierender als zunächst erwartet. Warum jetzt offenbar bei vielen Geräten ein manueller Eingriff erfolgen muss, um die Terminals wieder flottzumachen und was die eigentliche Ursache ist, erfahren Sie bei uns.

Schon seit Dienstag leiden zahlreiche Einzelhandelsketten, Tankstellen und Geschäfte unter Problemen mit bargeldlosem Bezahlen und Kartenzahlung jedweden Kartentyps und -systems. Betroffen sind, das war schon relativ bald klar, ausschließlich die Geräte des Typs H5000 von Verifone – doch da hier offenbar eine mittlere sechsstellige Zahl an Terminals im Einsatz ist und das Unternehmen diese als „meistverkauftes Terminal in Deutschland bezeichnet“, führt das natürlich an vielen Stellen zum Ausfall der bargeldlosen Zahlung. Eher Auslegungssache ist wohl daher die Aussage des Bundesverbandes deutscher Banken, dass der entsprechende Terminaltyp nur einen geringen Anteil an allen in Deutschland eingesetzten Geräten ausmachen soll.

Betroffen sind laut Meldungen von Nachrichtenagenturen unter anderem Filialen von Aldi Nord, Edeka und Rossmann, wohingegen Aldi Süd, Lidl und die Rewe Gruppe laut eigenen Aussagen keine der Geräte einsetzen und somit auch nicht betroffen sind. Wichtig ist dabei auch die Feststellung, dass die Zahlungsdienstleister und deren Netze nicht die Ursache des Problems sind, das betont der Bundesverband der electronic-Cash-Netzbetreiber (BECN). Sie werden daher wohl auch nicht – das müssen aber letztendlich Juristen klären – für die hieraus entstandenen Schäden haften müssen.

Zertifikatsfehler erfordert Fehlerbehebung vor Ort

Rudolf Linsenbarth

Gestern hieß es noch, ein Softwareupdate solle die Probleme bei der Kartenzahlung beheben – doch inzwischen ist klar: Es handelt sich dabei um einen Zertifikatsfehler, der innerhalb kurzer Zeit nicht behoben werden könne und auch nicht von Remote eingespielt werden kann. Ein reines Austauschen des (möglicherweise ungültigen oder abgelaufenen) Zertifikats, was sicherlich schneller gegangen wäre, scheidet damit aus, da dies sicherlich keine drei Tage gedauert hätte und sich auch aus der Ferne zentral für sämtliche Geräte beheben ließe.

Wie ein Sprecher des Zahlungsdienstleisters Payone gegenüber der Deutschen Presseagentur berichtet, sei nicht davon auszugehen, dass der Spuk schnell vorbei sei, da der Zertifikatsfehler durch manuelles Eingreifen am Gerät selbst gelöst werden müsse. Man versuche, die Händler bestmöglich zu unterstützen, heißt es, damit diese Kartenzahlung bald wieder anbieten könnten.

Ein hier notwendiger manueller Eingriff ist ein komplexer Vorgang, der nicht ad hoc in der Fläche ausgeführt werden kann, sondern geraume Zeit in Anspruch nehmen wird.“

Unternehmensaussage von Payone

Auch Payment-Dienstleister Concardis berichtet, man wolle sofern möglich die Terminals gegen andere, kompatible Geräte, die nicht betroffen seien, austauschen.

Ausfallursache ein Hackerangriff? Mehr als unwahrscheinlich

Koonsiri Boonnak / Bigstock

Für die Handelsketten und Anbieter, die Zahlungen mit Hilfe von QR-Codes auslösen und über alternative Wege an der Kasse oder per Lastschriftmandat abwickeln – mehrere Discounter von Netto (ohne Hund) bis Lidl haben entsprechende Lösungen am Start – ist das natürlich eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sie nicht betroffen sind und das von ihnen präferierte System durch das Umgehen der Terminals besser gewappnet sei. Wahr ist aber auch, dass hier eine Vielzahl von Elementen innerhalb der App zusammenspielen, die ebenfalls nicht gänzlich immun gegen Fehler aus Ausfälle sind.

Sehr unwahrscheinlich ist übrigens, dass das Zertifikat durch einen Hackerangriff gezielt kompromittiert wird oder wurde. Einzelne Quellen im Netz hatten dies naheliegenderweise angesichts der aktuellen Weltlage vermutet, hierfür aber keinerlei Anhaltspunkte liefern können. Auch im Gespräch mit Experten im Payment-Bereich bekommt man hier nur ein Abwinken und den Hinweis, es gibt derzeit keine Anhaltspunkte für diese Theorie.

Davon abgesehen ist all das natürlich Wasser auf die Mühlen der Bargeldbefürworter. „Nur Bares ist Wahres“ ist der blöde wie abgedroschene und noch nicht einmal zutreffende Satz, der dieser Tage in den sozialen Medien wieder Hochkonjunktur hat. Nur mal abgesehen davon, dass Bargeldannahme in Deutschland wohl kaum gänzlich verschwinden wird, hatten wir durchaus auch schon Probleme bei der Bargeldversorgung am Automaten, die ähnlich gravierend einzuschätzen waren wie der aktuelle Fall. (mit Material von dpa).tw 

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