Mix aus intern und extern: Zurich Versicherung stellt neue IT-Strategie vor
Die IT der Zurich Gruppe Deutschland stellt sich strategisch neu auf und hat jetzt einen interessanten Ansatz für ihre IT gefunden. Dabei fokussiert sich die interne Wertschöpfungskette mit neu geschaffenen Arbeitsplätzen und Umschulungen auf die strategischen Anwendungsprojekte, die mithilfe von vier Dienstleistern nun primär intern umgesetzt werden. Arbeiten an den Altsystemen werden hingegen konsequent an die Partner ausgelagert – ein interessanter Ansatz, der über kurz oder lang dazu beitragen könnte, dass möglichst viele Ressourcen modernisiert werden.
Mit dieser Neuausrichtung ihrer gesamten IT-Infrastruktur folgt die Zurich IT der Konzernstrategie, die Digitalisierung und die internen technischen Fähigkeiten auszubauen.Wir machen die Zurich IT fit for future, indem wir die Kompetenzen und Fähigkeiten in den strategischen Themen intern bündeln und hierfür mehr als 20 Prozent an zusätzlichen Stellen geschaffen haben.“
Jens Becker, Head of IT der Zurich Gruppe Deutschland
Der Versicherer wurde Anfang des Jahres zu Deutschlands Top-Arbeitgeber Nummer 1 im aktuellen Business Ranking vom unabhängigen Research-Analysten FactField und dem Magazin Focus benannt. Das gibt derzeit Rückenwind in der Rekrutierung neuer Fachkräfte – eine Aufgabe, die vielen Banken und Versicherungen insbesondere im IT-Umfeld eher schwerfällt. Dabei gehört die Zurich Gruppe in Deutschland zur weltweit tätigen Zurich Insurance Group und zählt mit Beitragseinnahmen (2021) von über 6,3 Milliarden EUR, Kapitalanlagen von mehr als 53 Milliarden EUR und rund 4.500 Mitarbeitern zu den führenden Versicherungen in Deutschland.
Während bisher im Zusammenhang mit strategischen Projekten hauptsächlich externe IT-Supplier und Freelancer neue Themen umgesetzt haben und interne Mitarbeitende sich noch mit alten Systemen beschäftigt haben, wird das nun umgestellt. Denn um die Digitalisierung konsequent weiterzuentwickeln, wird diese Aufteilung nun gedreht. Zu 70 Prozent der IT-Wertschöpfung beschäftigt sich die Zurich IT mit strategischen Applikationen, während der Betrieb von Altsystemen, sogenannten Legacy-IT-Systemen, zu 80 Prozent an vier Partner ausgelagert wird. Mitarbeitende, die sich bisher mit Legacy-Systemen beschäftigt haben, werden derzeit intensiv für die neuen Themen geschult.
Enge Zusammenarbeit mit strategischen Partnern
„Versicherungen sind ein Softwareprodukt, das heißt wir brauchen exzellente Fähigkeiten in der Softwareentwicklung“, erklärt Becker und beschreibt, dass hierbei vier neue strategische Partner zum Zug kommen, mit denen das Unternehmen im Skill Management und in der Softwareentwicklung im Sinne eines DevOps-Modells eng zusammenarbeitet. Er stellte vergangene Woche die vier strategischen IT-Dienstleister im Rahmen der „Zurich IT Campus Learning Days”, einer Inhouse Tech Konferenz, den Mitarbeitenden vor.
Da ist zum einen die Tata Consultancy Services, die als Partner für die Weiterentwicklung im Bereich der Lebensversicherung zuständig ist. Sie wird das von Zurich neu eingeführte Bestandsführungssystem weiter modernisieren und betreiben. Als Partner für die gemeinsame Softwareentwicklung und den Betrieb der Anwendungen in der Sachversicherung, den Vertriebsanwendungen und Querschnittssystemen kommt Cognizant zum Zug. Schließlich noch Capgemini, die bereits an der Einführung von Guidewire, der cloudbasierten Plattform für Schaden- und Unfallversicherer, beteiligt war und diese Zusammenarbeit mit Fokus auf Claims fortsetzen wird. Vierter Partner ist mit DXC der langjährige Dienstleistungspartner der Zurich IT. DXC wird im Tagesgeschäft die Verantwortung für Legacy-Systeme im P&C Bereich übernehmen.
Das hohe Engagement der Partner, unsere Fähigkeiten zu stärken, zu ergänzen und dies immer im Sinne eines gemeinsamen Zusammenarbeitsmodells auf Augenhöhe, eingebettet in die agilen Release Trains von Fachbereich und IT, war entscheidend für die Auswahl der Partner.“
Horst Nussbaumer, COO der Zurich Gruppe Deutschland
Die Konsolidierung der strategischen Partner zusammen mit dem Ausbau der internen Fähigkeiten führt neben der gesteigerten Effektivität auch zu einem 15-prozentigem Kostenvorteil. Dadurch kann sich die Zurich IT nachhaltig für die Zukunft und die Anforderungen des Marktes aufstellen.
In der Tat hätte es verwundert, wenn ein Unternehmen so großflächig Themen outsourced, ohne dass es hierbei um Synergieeffekte und Kostenvorteile geht. Klar ist, dass viele Mitbewerber hier genau schauen, wie gut das Modell der Zurich funktioniert. Denn der Trend, bestimmte Bereiche auszulagern, ist nun mal nicht neu und beschert den Unternehmen mehr Flexibilität – und er ist angesichts des Fachkräftemangels durchaus naheliegend.tw
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