girocard mit Debit Mastercard (als Co-Badge) steht bei den genossenschaftlichen Banken in den Startlöchern
Die Vorbereitungen für die Ausgabe der neuen Konto-Karte der Volks- und Raiffeisenbanken ab 2023 läuft bereits auf Hochtouren. Es wird sich um eine Kombination aus Debit Mastercard und girocard handeln (Co-Badge). Das Interview mit Dr. Peter Robejsek, Country Manager Germany bei Mastercard (Webseite), und Donat Asbach, Vorstandsmitglied bei der Allgäuer Volksbank (Webseite), über die neue Co-Badge-Lösung und die sich verändernde Erwartungshaltung der Verbraucher.
Herr Robejsek, der Markt für digitale Zahlungen wächst rasant. Inwiefern hat sich die Erwartungshaltung der Konsumenten in den letzten Jahren verändert?
Covid-19 hat zu massiven Veränderungen im Geschäfts- und Verbraucherverhalten geführt. Immer mehr Kunden suchen nach digitalen Möglichkeiten im Zahlungsverkehr. In unserer repräsentativen Verbraucher-Umfrage mit der GfK zeigt sich, dass bereits 60 Prozent der Deutschen beim Einkaufen im Laden bevorzugt die Karte oder mobile Bezahlverfahren einsetzen.Vor allem das kontaktlose Bezahlen ist 55 Prozent der Befragten wichtig. Jeder Zweite möchte seine Karte weltweit zum Abheben an Geldautomaten einsetzen können und 45 Prozent erwarten, dass ihre Karte auch im Ausland akzeptiert wird.”
Wie steht es um Mobile Payment in Deutschland?
Das Bezahlen mit dem Handy findet immer größere Akzeptanz. In Deutschland hat bereits jeder Vierte (26 Prozent) in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlt – Tendenz steigend. Auch vollintegrierte In-App-Zahlungen werden zunehmend genutzt, da sich der Konsum durch die Corona-Pandemie noch stärker auf die Online-Kanäle verlagert hat. So erwarten auch 43 Prozent der Deutschen, dass sie ihre Karte für Online-Zahlungen einsetzen können. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es sogar schon mehr als jeder Zweite. Daher wird es immer wichtiger, dass Debitkarten auch im E-Commerce einsetzbar sind. Bislang waren bei vielen Banken Kunden ohne Kreditkarte von dieser Bezahloption ausgeschlossen. Sie haben dann automatisch auf Kartenalternativen von Drittanbietern zurückgegriffen – eine schleichende, nicht wünschenswerte Abwanderung von Kunden. Wer wettbewerbsfähig sein will, braucht ein modernes Bezahlprodukt – am besten direkt am Konto. Digital ist der neue Standard.
Herr Asbach, was bedeutet dieses veränderte Nutzerverhalten für Banken?
Ich glaube, dass eine nicht digitalisierbare und nicht E-Commerce-taugliche Karte heute nicht mehr zeitgemäß ist. Wer zukunftsfähig sein möchte, muss seinen Kunden auch digitale Bezahlmöglichkeiten bieten.”
Daher werden wir ab 2023 die Co-badged Debit Mastercard in unserem Kartenportfolio ergänzen: Die 16-stellige Mastercard-Kartennummer ermöglicht Zahlungen im Internet. Mit der neuen Debitkarte können die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken künftig schnell, einfach und sicher an 90 Millionen Akzeptanzstellen weltweit und online bezahlen. Sie wird die bestehende Girocard-Kartenlösung mit Maestro in Deutschland bis 2027 komplett ablösen. Die Vorbereitungen für die Ausgabe der neuen Karte laufen bereits in der genossenschaftlichen Finanzgruppe auf Hochtouren.
Worin sehen Sie die Vorteile dieser Co-Badge-Lösung?
Mit der Entscheidung der genossenschaftlichen Finanzgruppe für die Einführung einer Girocard mit zusätzlichen Funktionalitäten der Debit Mastercard leiten wir eine neue Ära der Kartenzahlung ein. Mit der Mastercard Co-Badge-Lösung erfüllen wir den Wunsch unserer Kunden nach einem leistungsfähigen, modernen und sicheren Zahlungsmittel, das direkt mit ihrem Girokonto verbunden ist. Die Zahlungen werden direkt vom Konto abgebucht. Dabei bleiben die bewährten und den Kunden bekannten Funktionen der girocard erhalten. Gleichzeitig können wir die Leistungen unseres Girokontos erweitern und vom wachsenden E-Commerce-Geschäft profitieren. Laut Handelsverband Deutschland belief sich allein 2021 der Umsatz im B2C-E-Commere in Deutschland auf 87 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung um rund 19 Prozent. Zudem kann die Debit Mastercard auch auf Reisen im Ausland eingesetzt sowie für Geldabhebungen an Automaten im In- und Ausland genutzt werden. Wir vereinen quasi die Vorteile von zwei Karten in einer: Die Kostenkontrolle einer Debitkarte kombiniert mit der Fähigkeit zur Online-Zahlung und einer weltweiten Akzeptanz, wie man sie bislang nur von Kreditkarten kannte.
Warum ist ein digitales Angebot wichtig?
Nur Anbieter, die über ein attraktives digitales Angebot verfügen, werden die Zufriedenheit ihrer Bestandskunden weiter steigern und neue Kunden hinzugewinnen.”
Daher ist es wichtig, dass wir die neue Co-Badge-Lösung mit der Debit Mastercard nun schnell ausrollen, um nicht weitere Marktanteile an Neo- und Direktbanken zu verlieren. Insbesondere die Gen Z, die von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, ist fast immer online. Darauf muss sich auch der Bankensektor einstellen und entsprechende Produkte und Services anbieten.
Herr Robejsek, was sollten Banken bei der Entwicklung digitaler Bezahllösungen beachten?
Bezahlen ist kein Selbstzweck. Banken und Finanzdienstleister müssen ihren Kunden ein Nutzererlebnis anbieten, das sich nahtlos in deren Alltag einfügt – physisch, digital, national, international. Gleichzeitig müssen sie die hohen Erwartungen an Daten- und Verbraucherschutz erfüllen. Biometrische Authentifizierungsverfahren sorgen zum Beispiel für mehr Sicherheit und sind gleichzeitig für den Verbraucher einfach und bequem zu nutzen. Sie ermöglichen Kunden ein nahtloses Einkaufserlebnis und erfüllen alle regulatorischen Anforderungen. Positive digitale Nutzererfahrung hat oberste Priorität – das ist auch Teil des Erfolgsrezepts digitaler Giganten – und gilt ebenso für Banken. Die digitale Transformation muss intensiviert und an den Bedürfnissen des Marktes ausgerichtet werden.
Herr Asbach, Herr Dr. Robejsek vielen Dank für das Interview.
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