CBDC: Europäische Zentralbank erprobt den digitalen Euro – zusammen mit Amazon
Die Europäische Zentralbank erprobt bekanntermaßen seit 2021 Konzepte rund um den digitalen Euro. Jetzt wird bekannt, dass ein CBDC-Test zusammen mit mehreren Unternehmen läuft, an dem unter anderem Amazon beteiligt ist. Dabei geht es vor allem um die Möglichkeiten, eine digitale Zentralbankwährung im Alltag zu verwenden und als Vehikel für Interbankenhandel zu nutzen.
Zusammen mit fünf Unternehmen untersucht die Europäische Zentralbank das Potenzial zur Nutzung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), eines „digitalen Euro“. Es handelt sich dabei einerseits um Amazon, um die spanische Caixa-Bank, die italienische Bank Nexi sowie andererseits um die französische Bezahlplattform Worldline sowie die European Payments Initiative (EPI). Um die war es in den letzten Monaten reichlich still geworden, nachdem Ende vergangenen Jahres mehrere Banken und Bankengruppen erklärt hatten, sich an der EPI-Lösung nicht beteiligen zu wollen.Jeder Testpartner behandelt einen bestimmten Anwendungsfall
Die fünf Partner wurden nicht umsonst ausgewählt, sondern sie spiegeln bewusst unterschiedliche Nutzungsszenarien wider. Es wird also einerseits um die Auslösung und Verwaltung von Zahlungen im Online-Handel gehen, wofür Amazon steht, aber auch um P2P-Onlinezahlungen, wie sie die Caixa bietet. Allerdings handelt es sich zunächst einmal um einzelne Prototypen von Apps und Anwendungen, die nichts mit dem tatsächlichen Produkt, das in einigen Jahren im Regelbetrieb laufen könnte, zu tun haben müssen, wie die EZB erklärt.
Als führendes Unternehmen im Bereich Zahlungsdienstleistungen nutzt Worldline sein Know-how und seine Ressourcen um eine digitale Wallet zu entwickeln. Dabei soll die physische Geldbeträge und deren Übertragung auch ohne Internetverbindung unterstützt werden. Ziel der Prototyping-Übungen ist die Prüfung, wie gut sich die Technologie hinter einem digitalen Euro in verschiedene Anwendungsfälle integrieren lässt.”
Aus einer Mitteilung von Worldline
Die Testphase mit dem Sammeln erster Erfahrungen soll im kommenden Jahr beendet sein, bevor es dann an die Evaluierung geht. Mit einem fertigen Produkt, das gegebenenfalls in drei Varianten erhältlich sein könnte, wird frühestens 2025 gerechnet. Die Central Bank Digital Currency (CBDC) entsteht in Form einer bei der EZB verwalteten Blockchain und unterliegt der Geldpolitik der Zentralbank. Laut Präsidentin Christine Lagarde will die EZB so „sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben“.
CBDC: Mehrwert des digitalen Euro noch nicht erwiesen
Ob eine solche CBDC-Lösung in Deutschland und Europa allerdings überhaupt einen Mehrwert für die Nutzer hat, bleibt abzuwarten. Denn anders als in den Schwellenländern, in denen die Verbraucher nur schlecht Zugang zu Bankdienstleistungen haben, gibt es in den Industrieländern ja bereits durchaus Lösungen, um schnell und günstig grenzüberschreitende Finanztransaktionen ohne ein größeres Risiko zu ermöglichen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Sicherheitsthema: Denn insbesondere Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte in der Vergangenheit erklärt, dass Sicherheit hier wichtiger sei als Schnelligkeit bei der Einführung.
Ein Novum beim E-Euro wäre, dass erstmals die Bürger in schuldnerischer Hinsicht direkten Zugang zu unbarem Zentralbankgeld hätten – und nicht nur zu den von der Zentralbank herausgegebenen Banknoten und Münzen. Bislang ist pro Bürger innerhalb der EU ein Maximalbetrag von 3.000 bis 4.000 Euro im Gespräch, den Bürger in Zukunft als zentralbankgesichertes Digitalgeld in elektronischen Wallets halten können.
Erstaunlich ist im Zusammenhang mit der Auswahl der Partner allerdings die Entscheidung, Amazon mit einzubeziehen. Es wäre zu erwarten gewesen, dass hier eher einer der großen E-Commerce-Anbieter aus Europa zum Zug kommt – auch und gerade, um entsprechendes Know-how innerhalb der Euroregion aufzubauen. Beworben hatten sich für die Testphase laut Medieninformationen insgesamt 54 Unternehmen. tw
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