STRATEGIE30. Juni 2023

Verbleibende Hürden für grenzüberschreitende Zahlungen überwinden

CBDC/ Digitaler Euro: Szenarien, Designoptionen und Auswirkungen – von Bundesbanker Burkhard Balz
Deutsche Bundesbank

Auf dem Global Payments Summit in Kapstadt, Südafrika sprach Bundesbankvorstand Burkhard Balz darüber, wie noch bestehende Hürden für grenzüberschreitende Zahlungen überwunden werden können und ob digitale Zentralbankwährungen (CBDC) dazu einen Beitrag leisten können. Eine Zusammenfassung seiner auf Englisch gehaltetenen Rede, die Sie hier vollständig nachlesen können.

von Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank

Durch Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung ist der Handel schneller, komplexer und globaler geworden. Die Globalisierung hat einige Ineffizienzen ans Licht gebracht, die noch immer grenzüberschreitende Zahlungen beeinträchtigen. Im Vergleich zu inländischen Zahlungen bleiben sie langsamer, undurchsichtiger und vergleichsweise teuer.

Die Ineffizienzen haben die G20 veranlasst, eine Initiative zur Verbesserung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs zu starten. Im Jahr 2020 wurde eine Roadmap mit konkreten Aktionspunkten erstellt. Seitdem sind die Arbeiten weit fortgeschritten und konzentrieren sich nun auf drei vorrangige Aktionen.

Erstens müssen Regulierungsbehörden weltweit Wege finden, um die rechtlichen, regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen zu harmonisieren. Dies kann dazu beitragen, grenzüberschreitende Zahlungen weiter zu automatisieren und zu beschleunigen und könnte die Kosten für Compliance senken.

Zweitens müssen Marktteilnehmer, Zahlungssystembetreiber und Regulierungsbehörden zusammenkommen, um die Standards der Nachrichtenübermittlung zu harmonisieren und den Datenaustausch zwischen Gerichtsbarkeiten zu erleichtern.

Drittens muss die Interoperabilität zwischen Zahlungsinfrastrukturen und die Erweiterung ihrer Dienste gefördert werden. Als Betreiber von Echtzeit-Bruttoabwicklungssystemen (RTGS) spielen Zentralbanken dabei eine wichtige Rolle. Um Glaubwürdigkeit zu erlangen, brauchen Vorschläge des öffentlichen Sektors die Akzeptanz des privaten Sektors.

Als Systembetreiber müssen wir aber auch nach vorne blicken und gewährleisten, dass unsere Dienste auch in Zukunft die Bedürfnisse ihrer Nutzer erfüllen können. Dabei müssen wir offen für neue Konzepte wie digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) sein und die Rolle erkunden, die diese spielen können.”

Bestehende Infrastrukturen besser nutzen und vernetzen

Schnellere Zahlungen werden in vielen Ländern zur Realität. Zahlungen rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres, könnten zur neuen Norm werden. Dies könnte auch zu Änderungen der Geschäftszeiten von RTGS-Systemen führen.

Die Ausweitung der Geschäftszeiten könnte dazu beitragen, Überschneidungen zwischen Abwicklungssystemen in verschiedenen Zeitzonen zu schaffen oder zu verbessern. Dies würde die Geschwindigkeit bei der Abwicklung von Zahlungen erhöhen, die über mehrere Zeitzonen hinweg übermittelt werden. Das Eurosystem hat die Geschäftszeiten seines T2-RTGS-Systems geändert. Werktags beginnt die Abwicklung von Interbank- und Kundenzahlungen nun um 02:30 Uhr statt bisher um 07:00 Uhr.

Aufbau und Vernetzung multilateraler Plattformen sollte künftig eine große Rolle spielen. Dazu sind einige spannende Projekte in der Pipeline. Ziel des Projekts Nexus ist es beispielsweise, schnellere Zahlungssysteme miteinander zu vernetzen, um Transaktionsketten zu verkürzen, was die Kosten senkt und die Geschwindigkeit grenzüberschreitender Zahlungen erhöht. Im Rahmen dieses Projekts hat der BIS Innovation Hub in Singapur einen funktionierenden Prototyp von Nexus gebaut, der mit Testversionen der Zahlungssysteme des Eurosystems, Malaysias und Singapurs verknüpft ist.

Der Vorteil der Verknüpfung schnellerer Zahlungssysteme besteht darin, dass diese bereits rund um die Uhr verfügbar sind und die meisten von ihnen bereits auf dem Standard ISO 20022 basieren. Einige von ihnen, wie beispielsweise die schnellere Zahlungsplattform TIPS des Eurosystems, können mehrere Währungen verarbeiten, was die Integration von Ländern außerhalb des Eurosystems ermöglicht.

Vorbehalte

Die Verknüpfung schnellerer Zahlungssysteme bringt eine Reihe von Vorbehalten mit sich. Erstens verfügt nicht jedes Land bereits über ein schnelleres Zahlungssystem. Jede globale Strategie muss daher auch eine Möglichkeit enthalten, schnellere Zahlungen in Ländern zu etablieren, die diese Systeme noch nicht haben.

Zweitens können mehrere bilaterale Verbindungen zwischen verschiedenen Ländern ineffektiv und schwierig zu koordinieren sein. Allerdings könnten Lösungen wie Nexus auch zur Verknüpfung regionaler multilateraler Plattformen wie Buna und TIPS oder möglicherweise sogar Großhandelszahlungssystemen wie SADC RTGS genutzt werden.

Drittens ist die Zahlungsabwicklung durch die bloße Verknüpfung von Systemen nicht lösungsübergreifend möglich, sondern es muss sichergestellt sein, dass Zahlungsempfänger richtig adressiert werden können. Zudem müssen Transaktionen ausreichend auf illegale Aktivitäten überprüft werden. Schließlich müssen den Endnutzern attraktive und interoperable Lösungen zur Verfügung stehen.

Sind digitale Zentralbankwährungen eine Lösung?

Zentralbanken auf der ganzen Welt sind derzeit dabei, digitale Zentralbankwährungen zu entwickeln – könnten diese auch die Lösung für grenzüberschreitende Zahlungen sein?

Wir sollten das Potenzial von CBDCs nicht außer Acht lassen. Sie könnten für die Abwicklung von Sofortzahlungen genutzt werden und deren Reichweite vergrößern. Darüber hinaus können grenzüberschreitende Zahlungen in Zentralbankgeld zu einer Risikominderung beitragen.”

Allerdings birgt ein verstärktes Engagement der Zentralbanken ein eigenes Risiko: die Gefahr der Verdrängung privater Konkurrenten. CBDCs sollten daher nach dem Grundsatz „keinen Schaden anrichten“ konzipiert werden. Sie sollten sich auch weiterhin in größtmöglichem Umfang auf Dienstleistungen des Privatsektors verlassen, auch für einen erheblichen Teil der grenzüberschreitenden Zahlungen.

Selbst wenn vernetzte CBDCs Realität würden, wären Zentralbanken für bestimmte Aufgaben immer noch auf private Akteure angewiesen. Ein Beispiel ist der Währungsumtausch, da es sich hierbei in der Regel um ein marktbasiertes Geschäft handelt, zu dem auch das inhärente Wechselkursrisiko gehört.

Auch eine Lösung, die auf vernetzten CBDCs basiert, wäre immer noch darauf angewiesen, dass private Akteure attraktive Front-End-Lösungen bereitstellen.

Schlussbemerkungen

Die Regulierungsbehörden müssen ihre Bemühungen zur Harmonisierung der Regulierung koordinieren. Zentralbanken müssen als Betreiber von Zahlungssystemen möglicherweise ihre Systeme anpassen und mit dem Markt kommunizieren, wie wir ihre Dienstleistungen am besten erweitern können. Als Führungskräfte müssen sie die Maßnahmen weiterhin unterstützen und koordinieren. Letztendlich müssen alle Beteiligten zusammenkommen, um Lösungen zu finden und gemeinsam an der Verbesserung der globalen Zahlungslandschaft zu arbeiten.

Die original auf Englisch gehaltene Rede von Burkhard Balz finden Sie hier.pp

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