Der digitale Euro: So sieht Burkhard Balz das Potenzial von CBDCs
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hat an der School of Economics am vergangenen Freitag eine Rede gehalten, in der er sich mit der Rolle eines digitalen Euros und dem dahinter stehenden Potenzial auseinandergesetzt hat. Wir haben die wichtigsten Aussagen des Bundesbankvorstands zusammengefasst.
Im Verlauf der Rede machte Burkhard Balz deutlich, dass die keineswegs neue Idee eines CBDC für den Euroraum gerade an Fahrt gewinne – auch und gerade angesichts einer sich rapide wandelnden Finanzlandschaft, die einhergehe mit sich ändernden Verbrauchervorlieben. „Mit dem Anstieg der digitalen Zahlungen müssen Zentralbanken als einzige Herausgeber von öffentlichem Geld angemessen auf diese neuen Herausforderungen reagieren, da sie mit unserem gesetzlichen Auftrag zur Sicherstellung sicherer und effizienter Zahlungen zusammenhängen“, erklärte Balz.Weltweit liegen CBDCs als digitale Erscheinungsform von Währungen eines Landes oder Währungsraums im Trend – und er betonte den Unterschied zu Krypto-Vermögenswerten, die er eben gerade nicht als Währung im eigentlichen regulatorischen Sinn verstanden wissen wolle – insbesondere weil diese Vermögenswerte aufgrund ihrer hohen Volatilität nicht als Wertspeicher funktionieren.
Während einige Länder bereits eine CBDC eingeführt haben, befinden sich andere Zentralbanken in der Pilotphase, am prominentesten China. Eine Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigte, dass fast 90 % aller antwortenden Zentralbanken CBDC-Forschung betreiben.”
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Balz betonte außerdem, dass es keine Standardlösung oder Blaupause für die Einführung einer digitalen Erscheinungsform von Währungen geben könne. Es gehe dabei einerseits um die Souveränität bei Zahlungen, aber auch um die Unabhängigkeit von digitalen Konzernen außerhalb des jeweiligen Zahlungsraums namentlich aus den USA. Man müsse hier über die Abhängigkeiten von Staaten und Zentralbanken von diesen Unternehmen sprechen. Auffällig sei auch die Beschleunigung des Trends hin zu digitalen Zahlungslösungen, zu denen ein Währungssystem Antworten und eigene Konzepte beitragen könne.
Ein digitaler Euro würde den Zugang zu sicherem Zentralbankgeld für alle im digitalen Raum erhalten. Wenn die Nutzung von Bargeld für Zahlungen weiter abnimmt, wird dies die Rolle des öffentlichen Geldes, den Grundpfeiler unseres Geldsystems, gefährden. Die Konvertierbarkeit von privatem Geld in öffentliches Geld ist ein wichtiger Grundpfeiler unseres zweistufigen Geldsystems.”
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Hinzu kommen die unterschiedlichen Prozessteilnehmer wie Intermediäre oder Maschinen, die untereinander auf diese Weise Zahlungen austauschen können – meist automatisiert und nach festen Regeln. Eine sichere und programmierbare digitale Infrastruktur bringe zahlreiche neue Finanzprodukte und –dienstleistungen, etwa Smart Contracts für automatisierte autonome Zahlungen oder dezentrale Finanzierung und Mikrozahlungen.
Wie der digitale Euro gelingen könnte
Es komme dabei auf einige Rahmenbedingungen an, mit denen der digitale Euro zum Erfolg werden könne. Balz benannte dabei zum einen die breite Verwendbarkeit ohne unerwünschte Nebenwirkungen, also eine Universalität, wie wir sie von Bargeld kennen – sowohl in den Geschäften als auch zwischen den Privatpersonen, aber natürlich auch im E-Commerce. Als Erscheinungsform müsse man sowohl an eine Wallet als auch an eine physische Karte denken, um alle Verbraucher ins Boot zu holen. Dabei sei die Einbindung privater Zahlungsdienstleister an der Kundenschnittstelle ein Muss.
Das Eurosystem beabsichtigt nicht, eine Geschäftsbank für 340 Millionen europäische Bürger zu werden. Stattdessen möchten wir die langjährige Expertise des Bankensektors an der Kundenschnittstelle nutzen. Wir möchten die traditionellen Rollen im Geldsystem bewahren, mit der Zentralbank im Hintergrund und Banken sowie Zahlungsdienstleistern an der Kundenschnittstelle.”
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Wichtig sei aber auch, dass der digitale Euro so entsteht, dass er um weitere und neue zukunftssichere Geschäftsmodelle erweitert werden kann, wofür es eine von vornherein zukunftssichere Infrastruktur brauche. „Wir haben zum Beispiel einen Prototyp für das Backend-System des digitalen Euros entwickelt, basierend auf Tokens, ähnlich einem “digitalen Banknoten” statt eines Bankkontos.“ Balz führt aus, dass tokenisierte Lösungen in der Industrie entstehen. Und nicht zuletzt betont der Bundesbankvorstand das Thema Sicherheit und der Datenschutz, denn es geht um das Vertrauen der Bevölkerung und den Schutz vor Betrug. Umgekehrt ist aber das Ganze eben auch eine Datenschutzfrage, auch und gerade bei den deutschen Verbrauchern. Personenbezogene Daten sollten daher nur begrenzt und unter strikter Einhaltung der Datenschutzgesetze verarbeitet werden.
Burkhard Balz machte deutlich, dass das Konzept des digitalen Euros die Souveränität Europas bei Zahlungen stärken und den wachsenden Trend zu bargeldlosen Zahlungen unterstützen könne. Eine programmierbare digitale Infrastruktur für innovative Finanzprodukte und -dienstleistungen sei dabei eher ein mittelfristiges Ziel, wenn sich der EZB-Rat im Herbst um die Fortsetzung des Projekts Gedanken machen werde.
Der Erfolg des digitalen Euro ist keine Selbstverständlichkeit. Für einen so grundlegenden technologischen Wandel wie die CBDCs brauchen wir eine rigorose Analyse und Aufgeschlossenheit. In diesem Sinne freue ich mich auf eine aufgeschlossene Diskussion mit Ihnen allen. “
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Die komplette Rede in englischer Sprache lesen Sie hier.tw
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