“Wero”: Neues europäisches Zahlungssystem (EPI) kommt 2024 – zumindest ein wenig …
Die European Payments Initiative (EPI) ist im vergangenen Jahr mit einigen Schwierigkeiten gestartet. Einige Banken stiegen erst gar nicht in die europäische Lösung ein, andere sehr schnell wieder aus. Jetzt hat die Initiative einen Namen für ihr neues Bezahlsystem – und einen Zeitplan, der schon wieder im Hintertreffen ist – und dennoch ohne eine Vielzahl von Banken und Ländern startet.
ber den Namen des europäischen Zahlungssystems wurde offenbar lange trefflich gestritten. Die Rede ist von 238 in Betracht gezogenen Namen, aus denen man sich jetzt für die Bezeichnung „Wero“ entschieden hat. Wero steht für das englische „We“ in Kombination mit dem etwas verkürzten „Euro“, aus dem Wero in Anlehnung ans (italienische) Vero für wahr wurde. Auch wenn die Kritiker so gerne wie falsch vor sich hin reimen, dass nur Bares Wahres ist, könnte diese kurze Bezeichnung international gut funktionieren, wie man ja auch aus umfangreichen Untersuchungen mit quantitativen und qualitativen Feedback von Verbrauchern ermittelt hat.Wero stach aus einer Liste von 238 in Betracht gezogenen Namen heraus, da er verschiedene Elemente kombiniert, für die wir stehen: den kollektiven europäischen Charakter des ‚we‘, was den europäischen Ansatz der Lösung unterstreicht sowie eine Aussprache nahe an den Wörtern ‚Euro‘ und ‚vero‘, das in lateinischen Sprachen ‚wahr‘ bedeutet. Der kurze und prägnante Klang passt zu der Schnelllebigkeit digitaler Transaktionen.”
Martina Weimert, Geschäftsführerin von EPI
Nicht mehr festhalten kann die European Payments Initiative (EPI) am ursprünglich vorgesehen Zeitrahmen, der im Vorfeld kommuniziert worden war. Man wolle, erklärt das Konsortium aus inzwischen nur noch 16 Banken und Bankengruppen (Interesse gezeigt hatten seinerzeit mehr als 30), bis Mitte des kommenden Jahres in Belgien, Frankreich und Deutschland mit Zahlungen per Smartphone starten. Der eigentlich geplante Launch zu Beginn 2024 ist nicht mehr zu halten.
Wero setzt eine Konto-zu-Konto-Infrastruktur ein, um schnellere Zahlungen mit einer Vielzahl von Mehrwertdiensten zu realisieren. Mit dieser digitalen Geldbörse erhalten die Verbraucher Zugang zu einer Vielzahl von Funktionen, wie sichere und schnelle Zahlungen, Person-to-Person-Transaktionen (P2P), Online-Shopping, Treueprogramme usw. Die Vorstellung von EPI ist, dass Wero die bevorzugte digitale Wallet in Europa wird und die Lücken der aktuellen Zahlungssysteme schließt.
Vor dem Start von Wero: Viele Beobachter von der Seitenlinie
Einen Piloten für die Betaphase solle es aber bereits ab Dezember diesen Jahres geben. Als Grund für die Verzögerungen wird gesagt, man wolle sicherstellen, dass in allen drei Ländern das Senden und Empfangen von Geld via Handy möglich sei. Wer hier konkret langsamer als der Rest war, wird nicht verraten. Zum Start definitiv nicht mit dabei sein werden die Niederländer, die immerhin bereits ein eigenes sehr erfolgreiches System am Start haben.
Auch wolle man in den nächsten Jahren Banken aus weiteren Eurostaaten mit ins Boot holen, möglicherweise auch die Spanier, die nach erstem Interesse schnell wieder weg waren. Welche Länder und Bankengruppen sich die Sache erst einmal anschauen oder bereits in den Startlöchern stehen, ist ebenfalls unklar, wie ein Branchenbeobachter erklärt. Überhaupt sei die Gemengelage derzeit „reichlich unübersichtlich“. All das erhöht die Erfolgsaussichten von Wero nicht.
Klar ist aber bereits, dass die teilnehmenden Banken eine eigene App dafür betreiben wollen, wobei für Deutschland die Deutsche Bank, die Sparkassen und die DZ-Bank für das Lager der Genossenschaftlichen Banken mit am Start sind. Zu dem Konsortium gehören weiterhin die BNP Paribas und die Société Generale aus Frankreich sowie ING als niederländische Bank, KBC für Belgien und nicht zuletzt die internationalen Payment-Partner Nexi und Worldline.
Spät dran: EPI will Europas Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr sichern
Unter Beweis stellen müssen die Initiatoren allerdings noch die Akzeptanz seitens der Verbraucher. Denn die können zwar damit online im Webshop sowie an der Ladenkasse, am POS zahlen, aber werden sie das auch tun? Angesichts der etablierten Systeme rund um Girocard und Kredit- und Debitkarten wird man den Kunden erst erklären müssen, warum bitte schön sie noch etwas Neues brauchen. Und auch auf der E-Commerce-Seite ist vor allem Paypal bereits gelernt und mit rund 29 Millionen Kundenkonten ein schon etablierter Player.
Die etablierten Karten sollen somit nur in das Wero-System der EPI eingebunden werden, was die Chancen auf den Erfolg – mal abgesehen vom schleppenden Timing – nicht erhöht. Ob die Idee einer europäischen Lösung ohne Mitwirkung US-amerikanischer Zahlungsdienste oder Kartenanbieter für die Verbraucher genauso eingängig ist, bleibt abzuwarten. Zahlreiche Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum haben jedenfalls gezeigt, dass die Etablierung neuer Bezahllösungen schwieriger ist, als zunächst gedacht und dass auch umfangreiche Marketinggelder daran nur wenig ändern können.tw
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/161390
Schreiben Sie einen Kommentar