Trends in Banking & Finance: Mit diesen Prognosen startet die Branche in 2024 – die Zusammenfassung
Der Jahreswechsel regt immer wieder zu einer Vielzahl an Voraussagen ein. Viele dürften in ihrer Grundhaltung Branchenvertreter, die täglich am Ball sind, nicht überraschen – und einige sind dennoch interessant und spannend. Die Trends 2024 zeigen auf, was unter den vielen Ausblicken aufs neue Jahr von verschiedener Seite angenommen wird. Wir haben die wichtigsten Trends herausgefiltert.
Das alles überspannende Thema ist und bleibt die Künstliche Intelligenz. Dass die KI derzeit bei vielen Unternehmen der Finanzwirtschaft ganz oben auf der Agenda steht, verwundert wohl niemanden. Erhoffen sich die einen hieraus Potenzial zur Effizienzsteigerung, warnen die anderen vor den Gefahren halluzinierender KI – oder haben gleich die Gründe parat, warum das so ist oder sich vielmehr so entwickeln könnte.Die Zeit der KI-Experimente sei vorbei, glauben etwa die Experten von Pegasystems, Anbieter einer Lowcode-Plattform. „Für Banken geht es nun vor allem darum, die Experimentierphase zu beenden und die Zukunftstechnologie zielgerichtet einzusetzen, um beispielsweise Mitarbeiter bei Entscheidungen zu unterstützen und die Service-Kanäle für Kunden zu verbessern.“ Frank Striegel, Head of BFS Central Europe bei Cognizant, glaubt schließlich, dass Generative AI Unternehmen der Finanzwirtschaft in Zukunft vermehrt den passenden Spielraum und Rahmen bietet, personalisiertere Finanzprodukte anzubieten. Denn die deutlich verbesserte Kontextualisierung von Kunden- und Unternehmensdaten helfe dabei, schneller verwertbare Erkenntnisse für die Personalisierung zu gewinnen.
Das trägt dazu bei, die Zeit für die Prüfung von Kreditanträgen zu verkürzen und Kunden einen schnelleren Zugang zu Geld als je zuvor zu ermöglichen. Zudem werden Reibungsverluste bei der Prüfung von Kreditunterlagen und der Identifizierung von Kunden reduziert. So können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren und gleichzeitig die Kundenerfahrung verbessern.”
Frank Striegel, Head of BFS Central Europe, Cognizant
Etwas anderes sieht dies Exasol als Anbieter von Analytics-Datenbanken. Das Unternehmen glaubt, dass die Versuche der Unternehmen, sich die KI zu erschließen, noch viel Zeit und Geld kosten werde. Aus diesem Grund bleiben KI-Experimente für viele Unternehmen 2024 ein wichtiges Thema.
Diejenigen, die für die KI-Implementierung verantwortlich sind, müssen nach der Devise ‚try fast, fail fast‘ agieren. Die erfolgreichsten Unternehmen werden schnell scheitern und sich ebenso schnell von dieser Erfahrung erholen. Organisationen sollten sich darauf einstellen, dass sie zusätzliche Zeit und Geld für KI-Experimente aufwenden müssen, da die meisten dieser Verfahren nicht auf einem wissenschaftlichen Ansatz beruhen.”
Prognose von Exasol
FinOps und Cloud-Finanzmanagement werden zum Muss für Ressourceneffizienz
Die Frage, ob saubere Daten verwendet werden, wird ebenso gestellt werden wie die nach den rechtlichen und ethischen Aspekten der Daten. Jede neue Technologie führe zu einem stärkeren Hinterfragen und damit zu einer stärkeren Einbeziehung des gesamten Unternehmens. All das verursacht reichlich Kosten, soviel ist sicher – und die können, wie die auf die europäischen Märkte fokussierte IT-Beratung PAC warnt, schnell aus dem Ruder laufen. Banken und Finanzdienstleister stünden nun vor einem neuen FinOps-Wendepunkt, da GenAI hohe Rechen- und Datenverarbeitungskapazitäten erfordert, die nur durch Cloud-Dienste erschwinglich realisiert werden können. Dabei sehen die Analysten aber auch ein erhebliches Risiko für Unternehmen, dass die Nachfrage nach solchen Diensten zu unerwarteten Kostensteigerungen führt – in einer Größenordnung und Geschwindigkeit, die weitaus gravierender ist als die anfänglichen Kostenprobleme bei der Ausbreitung der Cloud.
Unternehmen müssen daher die Cloud-Service-Kosten für KI in allen Geschäftsbereichen durch FinOps effektiv verwalten und eine Kultur der finanziellen Transparenz und Verantwortlichkeit schaffen.”
Spencer Izard, Principal Analyst von PAC
Darüber hinaus könnte 2024 auch das Jahr werden, in dem Unternehmen die verschärften API-Risiken erkennen. Denn im Schnitt arbeitet ein Unternehmen mit Hunderten von APIs, wie Untersuchungen zeigen, einige jedoch mit weit mehr. Und sie alle werden sich damit abfinden müssen, diese APIs zu sichern.
Die Herausforderung besteht darin, dass viele Unternehmen nicht über die richtigen Schutzmaßnahmen oder Kontrollen verfügen. Sie wissen nicht, wo ihre APIs verwendet werden oder auf welche Daten sie zugreifen. Dadurch sind sie Risiken ausgesetzt, die sie nicht einschätzen oder auch nur annähernd quantifizieren können.“
Lebin Cheng, Head of API Security bei Imperva
Sicherheitsverantwortliche müssen daher in Lösungen investieren, die sich nahtlos in ihren bestehenden Technologie-Stack für Anwendungssicherheit integrieren lassen.
Banking-Trends zwischen Filiale und Online-Erlebnis
Und dann ist da noch ein Trend, den gleich mehrere Unternehmen beschreiben: die Veränderung der Filiale und das Zusammenwachsen von Vor-Ort-Banking und Everywhere-Banking. Auffällig ist, dass die Zahl der Geldautomaten laut Erkenntnissen von Barkow Consulting in den letzen fünf Jahren um gut 10 Prozent abgenommen hat – zugleich die Bankfiliale aber auch wichtiger geworden ist. Denn sie ist einerseits für bestimmte komplexere Geschäfte immer noch der Dreh- und Angelpunkt und andererseits ein Verkaufsargument gegenüber der Kundschaft, das auch in Zeiten von Videokonferenzen noch gut funktioniert. Wichtig ist, so erklärt zeb Consulting, ein ganzheitlicher Ansatz, der die Bankfiliale nicht vernachlässigt, zugleich aber auch klug mit den digitalen Assets arbeitet.
Ein ganzheitlicher Ansatz von Strategie, Funktion, Abläufen und Gestaltung kann einen deutlichen Impuls zur Geschäftsentwicklung eines Kreditinstituts leisten, das zeigen unsere Erfahrungen mit entsprechenden Projekten in ganz Europa. Die Filiale bleibt wichtig für den Kanalmix, aber ihre Rolle wird sich in Zukunft durch vielerlei Einflüsse nicht nur auf digitaler Ebene drastisch verändern.”
Andreas Eder, Senior Consultant bei zeb
Ein weiterer Trend, den viele Unternehmen sehen, geht davon aus, dass FinOps zur Geschäftspriorität werden, da IT-Verantwortliche zunehmend das Preis/Leistungsverhältnis ihrer IT über den gesamten Tech-Stack hinweg analysieren. „Im Jahr 2024 werden wir beobachten, wie FinOps die finanzielle Steuerung des Cloud-IT-Betriebs bestimmt“, erklärt etwa ein Vertreter des Analytics-Providers Exasol. „Unternehmen würden versuchen, unvorhersehbare und chaotische Cloud-Ausgaben zu verhindern und ihre CIOs in die Pflicht nehmen, damit Cloud-Investitionen mit den Geschäftszielen in Einklang stehen. „Angesichts des anhaltenden Gegenwinds bei den IT-Budgets stellt die Möglichkeit, bei den Cloud-Ausgaben zu sparen, für den CIO eine echte Chance zur Kostenoptimierung dar.“
Eine ähnliche Haltung vertritt PAC, ein europäisches Marktanalyse- und Beratungsunternehmen für die IT-Branche. Generative KI eröffne Chancen, Hyper-Personalisierung zu erreichen, die darauf abzielt, eine möglichst enge und langfristige Beziehung zum Kunden zu entwickeln, die das Engagement und die Loyalität erhöht und Cross- und Upselling-Möglichkeiten eröffnet. PAC prognostiziert, dass ab 2024 die Integration von GenAI in digitale Erlebnisse auf Mitarbeitergeräten zur Unterstützung persönlicher Interaktionen und durch ähnliche Erlebnisse direkt auf den Geräten der Kunden vermehrt erfolgen wird.
Dadurch wird GenAI den Zugang zu digitalen Assistentendiensten im Stil eines persönlichen Einkaufsberaters für die Verbraucher demokratisieren, den Kaufzyklus von Unternehmen vereinfachen und neue Umsatzmöglichkeiten schaffen.”
Spencer Izard, Principal Analyst von PAC
FinTechs 2024 bleiben wichtiger Bestandteil des Ökosystems
Einen Schulterschluss zwischen Banken, Payment-Anbietern und dem klassischen E-Commerce in all seinen Ausprägungen sieht Malte Huffmann, Co-Founder & Co-CEO des FinTechs Mondu. 2023 habe gezeigt, dass FinTechs dabei eine wichtige Rolle. In Zeiten, in denen traditionelle Player – auch über Anreize der Zentralbanken gewünscht – zum Beispiel die Finanzierung von KMUs zurückschrauben, seien FinTechs zur Stelle und würden zu Spezialisten und Satelliten der etablierten Finanzunternehmen. „Durch Einbettung in E-Commerce Webshops oder Financial SaaS-Plattformen und über innovative Wege bei der Kreditvergabe werden KMUs Mittel zur Verfügung gestellt, die sie für Wachstum brauchen.“ Auch in anderen gar nicht so nischigen Geschäftsfeldern werden FInTechs das Geschäft der etablierten Banken weiterhin unterstützen – und das oft noch gezielter als in der Vergangenheit.
Koen Köppen, CEO von Online-Payment-Anbieter Mollie, einem der nach eigenen Angaben am schnellsten wachsenden Finanzdienstleister Europas, beobachtet, dass kleine Onlinehändler, die standardisierte Produkte mit geringem Differenzierungsgrad anbieten, es zunehmend schwer haben, mit den dominierenden Konzernen auf dem Markt Schritt zu halten. KI könne hier etwas ausgleichend wirken, beispielsweise Prozesse in der Zahlungsabwicklung oder auch den Kundenservice verbessern.
Deswegen braucht es gerade in diesen Bereichen den gezielten Einsatz von Tech-Lösungen. Dazu zähle ich beispielsweise generative KI-Anwendungen, die Marketingtexte zielgruppengerecht verfassen oder Produktbeschreibungen optimieren, aber auch Chatbots, die für Entlastung in der Kundenkommunikation sorgen und Mitarbeitern Freiraum geben.”
Koen Köppen, CEO Mollie
Letzten Endes zeigen die Trendbetrachtungen aber vor allem eines: Das kommende Jahr wird mindestens so anspruchsvoll wie das letzte – und die Banken und Versicherungen tun gut daran, jetzt in Digitalisierung und Regulatorik zu investieren. Denn warum gerade bei Regulatorik und Sicherheit zahlreiche neue und alte Baustellen auf die Banken und Finanzdienstleister zukommen, erklären wir im zweiten Teil unserer Trendgeschichte. tw
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