Banking-as-a-Service: Der nächste logische Schritt der Banken?
Neben zunehmenden regulatorischen und sicherheitstechnischen Anforderungen wächst auch die Nachfrage auf Kundenseite nach digitalen und offenen Banking-Angeboten. Was große Banken bereits in Angriff genommen haben, stellt für kleinere Finanzdienstleister eine Herausforderung dar, denn sie haben weder das nötige Budget noch das Wissen, sich selbst ein digitales Ökosystem aufzubauen. Vor dem Hintergrund, dass das Bankgeschäft zunehmend automatisiert abläuft, zeigt sich: Banking-Angebote brauchen offene Standards, die den Aufbau eines zentralisierten, nahtlosen Ökosystems erlauben. Das gewährleisten BaaS- und PaaS (Platform-as-a-Service)-Lösungen.
von André Burger, Senior Partner bei Synpulse
Welches Potenzial bietet Banking-as-a-Service (BaaS) für die Zukunft der Finanzindustrie? Immer mehr Finanzdienstleister setzen auf das Plattform-Modell, jedoch können es nicht alle erfolgreich umsetzen. Welche Vorteile bietet BaaS und welche Marktgegebenheiten tragen zum Aufkommen dieser Technologie bei?Banken und Finanzdienstleister sehen sich zunehmend mit einer Desintegration ihrer Wertschöpfungskette durch die Vielzahl der Dienstleister und Drittparteien konfrontiert. Gleichzeitig steigt der Bedarf, FinTech-Lösungen zu integrieren oder Embedded Banking zu ermöglichen.
BaaS und PaaS berufen sich auf ein etabliertes Ökosystem, zu dem eine Vielzahl an Anbietern ihre individuellen Lösungen beitragen. Akteure im Finanzmarkt können somit individuell die Bausteine auswählen, die sie für ihr Geschäftsmodell brauchen, und die Hintergrundprozesse standardisiert und von den Plattform-Anbietern koordiniert ablaufen lassen.”
Die fortschreitende Verbreitung von BaaS ist angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre – von singulären Core-Banking-Systemen hin zu flexibleren Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen – der nächste logische Schritt. Durch den modularen Aufbau erlauben es diese Lösungen Banken, neue Produkte skalierbar zu implementieren. Entscheidet sich eine Bank beispielsweise dazu, Konsumentenkredite neu in ihr Angebot aufzunehmen, stehen die dafür benötigten Module schon bereit und können oft schon innerhalb weniger Wochen implementiert werden – anders als eine monate- oder jahrelange Neuentwicklung. Allerdings müssen neue Tools in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden und die Geschäftsprozesse aufeinander abgestimmt werden. Diese vorgefertigten Angebote lassen sich jedoch nicht immer flexibel auf die Bedürfnisse der Finanzakteure anpassen.
Die Macht der APIs: Offenheit als Schlüssel
BaaS und die Plattform-Ökonomie lassen eine neue Ära des Bankings entstehen. Durch modular kombinierbare Angebote, die dank Application Programming Interfaces (APIs) nahtlos ineinander integriert werden, können Finanzlösungen ineinandergreifen. Das macht zum einen die Einführung und Implementierung der Lösungen effizienter und erlaubt zudem innerhalb eines digitalen Ökosystems den Datenaustausch mit verschiedenen anderen Systemen und Ökosystemteilnehmern. Dies setzt allerdings eine Kompatibilität der Schnittstellen voraus. Die Lösung dafür ist neben semantischen und logischen Standards eine einheitliche API-Landschaft, wofür sich beispielsweise die Brancheninitiative Open Wealth Association einsetzt, und bereits begonnen hat, diesen Standard einzuführen.
Durch dieses einheitliche System können die Banken und Finanzdienstleister sensible Informationen auf datenschutzkonforme Weise austauschen und ihre jeweiligen Stärken kombinieren, um Kunden den optimalen Service zu bieten.”
Die Wertschöpfungskette kann so viel einfacher aufgeglieder werden. Alle Teilnehmer können sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren und das beste Ganze zusammensetzen.
Sicherheit, Compliance und Skalierbarkeit dank der Cloud
Herkömmliche Bank-Infrastrukturen sind komplex. Verschiedene Anwendungen und Systeme sind meist über Jahrzehnte ineinander verwachsen, es herrscht wenig Überblick darüber, welche Daten wo liegen oder verarbeitet werden – das ist nicht nur ein enormer administrativer Aufwand, sondern stellt auch eine Sicherheits- und Compliance-Bedrohung dar.
Der Einsatz der Cloud in BaaS- und PaaS-Systemen ist essentiell für eine erleichterte Einhaltung von Sicherheits- und Complianceanforderungen sowie einem geregelten, zentralisierten Datenmanagement.”
Die Nutzung veralteter Systeme und Applikationen bietet ein Einfallstor für Sicherheitsprobleme und erfordert verstärkte, zeitintensive Instandhaltung von der firmeninternen IT-Abteilung, um geltenden Anforderungen gerecht zu werden.
Werden Wartung, Instandhaltung und Aktualisierung des Systems auf Cloud-Anbieter ausgelagert, können sich Banken und FinTech-Firmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.”
Seriöse Cloud-Anbieter, die Systeme auf dem aktuellen Sicherheitsstandard halten, gewährleisten eine übergreifende Sicherheit und auch die Einhaltung der Anforderungen der DSGVO und branchenspezifischen Richtlinien, wie beispielsweise der BaFin oder österreichischen Finanzmarktaufsicht.
Zukunftssicher dank neuester Technologien (BaaS)
Dabei sollten Sicherheit und Compliance nicht nur auf den kurzfristigen Rahmen der aktuellen Richtlinien bedacht werden. Um ein Geschäftsmodell und die dahinterliegende Technik für die Zukunft zu rüsten, muss auch die Offenheit des Systems bedacht werden. Für den Banking-Sektor umfasst das Konzept der Zukunftssicherheit eine robuste und anpassungsfähige technologische Grundlage, die künftige Bedürfnisse antizipiert und Konnektivität mit anderen Systemen in der gesamten Wertschöpfungskette gewährleistet.
Die Orientierung an ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) und den damit einhergehenden Nachweispflichten wird durch die transparente Konzeption der Plattform-Lösung und die daraus resultierende Nachverfolgbarkeit über die Wertschöpfungskette hinweg erlaubt.”
BaaS und PaaS sind nicht nur „Trends“ im Finanzmarkt, sondern zukunftsweisende Konzepte, die dank modernster Technologien im Cloud- und API-Bereich effiziente, skalierbare sowie individualisierbare Lösungen für die Finanzwelt anbieten, die mit zukünftigen Entwicklungen Schritt halten können. André Burger, Synpulse
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/210237
Schreiben Sie einen Kommentar