Bitkom-Studie: Nur jeder fünfte FinTech-Gründer würde wieder in Deutschland gründen
Schulnote 4, „ausreichend” – so bewerten FinTech-Gründer die Standortpolitik der Bundesregierung. Besonders an Risikobereitschaft, Venture Capital und einheitlichen europäischen Regelungen fehlt es laut der Studie „Standort Deutschland: FinTechs ziehen Bilanz“ des Bitkoms.
Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, Deutschland zum europaweit führenden Standort für FinTechs zu machen. Doch für ihre Bemühungen erhalten sie von den 54 Befragten die Note „ausreichend”. Nur 19 Prozent geben an, wieder in Deutschland gründen zu wollen.Internationaler Vergleich
Auch im europäischen Vergleich kann Deutschland nicht überzeugen: mit neun FinTechs pro Million Einwohner bleibt der Standort weit hinter der Spitze zurück. Mit 93 FinTechs pro Million Einwohner liegt Estland europaweit vorn.
Auf diesem Niveau könnten in Deutschland zusätzliche 280 Milliarden Euro an Unternehmensbewertungen generiert und rund 60.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.”
Das Finanzierungsvolumen ist zwar seit letztem Jahr wieder gestiegen, doch nur 18 Prozent sind überzeugt, in Deutschland gäbe es genug Venture Capital für FinTechs. 19 Prozent bewerten das Finanzierungs-Ökosystem insgesamt als positiv. Für viele FinTechs lohnt sich der Gang an eine ausländische Börse beim IPO mehr.
Fünf der zwölf führenden Finanzdienstleister in Deutschland sind FinTechs, das unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Tech-Startups für die Finanzbranche. Umso wichtiger ist es, dass wir europa- und weltweit konkurrenzfähige Rahmenbedingungen schaffen, damit FinTechs sich für den Standort Deutschland zum Gründen und Wachsen entscheiden und von hier aus international erfolgreich werden.“
Dr. Ralf Wintergerst, Bitkom-Präsident
Regelungen bremsen innovative FinTechs
Die größte Herausforderung beim Wachstum ist für deutsche FinTechs Bürokratie und Verwaltungsaufwand (46 Prozent).
FinTechs, die von der Aufsichtsbehörde BaFin eine Erlaubnis für Dienstleistungen des Bank- und Finanzwesens erhalten haben, mussten darauf im Schnitt zwei Jahre warten.”
Der Beantragungsprozess war für die Mehrheit nicht nur langwierig, sondern auch kompliziert und das Verfahren schwer planbar. Weitere Herausforderungen sind die Finanzierung (33 Prozent) sowie die schwierige Zusammenarbeit mit etablierten Playern (22 Prozent). 19 Prozent nennen die Erlangung einer aufsichtsrechtlichen Lizenz, je 17 Prozent laufende Aufsichtspflichten sowie ein zu schwach ausgeprägte FinTech-Ökosystem. Dagegen sehen nur 7 Prozent den Wettbewerb in Deutschland als Wachstumshemmnis.
Insgesamt erlebt eine deutliche Mehrheit von zwei Drittel (65 Prozent) die Finanzmarktregulierung in Deutschland als einschränkend für ihr Unternehmen. Besonders regulatorische Unsicherheiten beschränken die Geschäftsaktivitäten. 82 Prozent beklagen, dass in Deutschland bei der Umsetzung von Vorgaben die Risikovermeidung statt Innovation oder Kundenerfahrung im Zentrum steht. 67 Prozent sehen sich dadurch im weltweiten Wettbewerb benachteiligt, 53 Prozent im europäischen Wettbewerb.Entsprechend plädieren 72 Prozent für ein klares und harmonisiertes Lizenzierungsverfahren in allen EU-Mitgliedsstaaten.”
Das würde den Marktzugang erleichtern, weil sie in jedem EU-Land dieselben Anforderungen und Standards erfüllen müssten.
Die vollständige Studie „Standort Deutschland: FinTechs ziehen Bilanz“ können Sie hier kostenfrei und ohne Angabe von Kontaktdaten erhalten.ls
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