EVENTS & MESSEN19. November 2024

ibi Zahlungsverkehrsforum: Die Zukunft der Account-2-Account-Zahlungen

ibi research an der Universität Regensburg GmbH betreibt angewandte Forschung im Bereich der digitalen Wirtschaft mit Fokus auf Banking, Payment und Handel. Beim jährlichen ibi-Zahlungsverkehrsforum werden daher frühzeitig die neuen Entwicklungen im Payment-Bereich tiefgreifend beleuchtet.

von Rudolf Linsenbarth

Einen ersten Veranstaltungs-Überblick von Dunja Koelwel hatten wir bereits hier. In diesem zweiten Beitrag geht es nun um Account-2-Account (A2A)-Zahlungen und das Thema Payment Wallets. Zum Einstieg möchte ich aber noch auf zwei andere Vorträge eingehen. Der erste davon kommt aus dem Handel.

Linsenbarth

Als Multiplattform Player steht die MediaMarktSaturn Retail Group vor ganz besonderen Herausforderungen, wie Dr. Thomas Krabichler mit wenigen sehr anschaulichen Folien veranschaulicht hat. Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung über die Zunahme der Komplexität des Zahlungsverkehrs im Handel. Auch der Aufwand zur Einführung einer neuen Zahlart war gut bebildert. Am Ende stand die Frage im Raum, auf welches Pferd der Handel denn jetzt setzen soll. Wobei einige Zuhörer vielleicht überlegten, ob es überhaupt noch etwas Neues braucht.

Ich denke, eine Antwort lieferte dann der absolut Hörens-und-sehenswerte Vortrag von Prof. Dr. Key Pousttchi. Der Professor hatte den Titel kurzerhand in …

“Mobile Payment – anything new under the sun?”

… geändert und dazu seine 20 Jahre alte Definition von Mobile Payment hervorgekramt:

Mobiles Bezahlen ist diejenige Art der Abwicklung von Bezahlvorgängen, bei der im Rahmen eines elektronischen Verfahrens mindestens der Zahlungspflichtige mobile Kommunikationstechniken (in Verbindung mit mobilen Endgeräten) für Initiierung, Autorisierung oder Realisierung der Zahlung einsetzt.

Linsenbarth

Insofern hat sich in den letzten 20 Jahren nichts verändert, weiter vorangeschritten ist aber die Monopolisierung der Endkundenschnittstelle durch GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon).

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth be­schäf­tigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Lin­sen­barth ist profilierter Fachautor und Praktiker im Finanzbereich und kommentiert bei Twitter (@holimuk) die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Linsenbarth im eigenen Namen.
Um genau dieser Monopolisierung entgegen zu wirken hatte Prof. Pousttchi bereits vor vielen Jahren vorgeschlagen, alle Daten im Zusammenhang mit einem Zahlungsvorgang in einen gemeinsamen Datentopf unter Verwaltung eines vertrauenswürdigen Dritten zu schmeißen und sie verantwortungsvoll selber zu nutzen, statt sie den GAFAs dieser Welt zu überlassen. Eine Geschichte, die ich bisher noch nicht kannte. Die Idee halte ich zumindest für bedenkenswert. Dafür braucht es aber natürlich andere Gatekeeper und wahrscheinlich auch neue Zahlverfahren. Womit wir beim Thema A2A Payment wären.

10 Sekunden

In einer digitalen Welt, in der Zahlungen immer am Girokonto starten und dort früher oder später auch enden, ist es eigentlich unverständlich, warum sie dann nicht sofort (Instant!) von Konto zu Konto gehen. Genau hierfür ist SCT Inst die Echtzeitüberweisung gemacht, Gutschrift des Geldes auf dem Konto innerhalb von zehn Sekunden.

Wie der Stand der Dinge bei diesem Thema ist, berichtete Simone Löfgen von der Commerzbank. In Europa werden mittlerweile 18 % der Überweisungen in Echtzeit ausgeführt und Löfgen geht davon aus, dass dieser Anteil bis 2028 auf 50 % ansteigt. Eine Zahl, die ich für zu niedrig halte! Die in dem Vortrag erwähnten und nachfolgend gelisteten „Neuen Use Cases“ werden die Entwicklung weiter vorantreiben.

  • QR-Code-Zahlungen
  • IOT-Zahlungen
  • Request-to-PAY
  • Echtzeit-Habenavis

Über einen dieser neuen Use Cases sprach Imke Hahn von der DZ Bank. Aus Sicht einer Bank ist „das Konto die natürliche Heimat des Geldes“. Mit Hilfe von Request to Pay soll das auch so bleiben. Indikatoren für den Einsatz sind z.B. ein hohes Rechnungsaufkommen verbunden mit einem hohen Anteil von Selbstzahlern und Papierrechnungen. Durch RtP wird daraus ein durchgängiger Prozess aus Rechnung und Zahlung. Die wahrscheinlich erste Implementierung von RtP in Deutschland ist DICOMPAY, ein MVP verschiedener Versicherungen in Zusammenarbeit mit der DZ Bank, PPI und der GDV Dienstleistungs-GmbH (hier ein Bericht Link). Start ist Dezember 2024 und nach einem halben Jahr wird Bilanz gezogen.

Viele Leser kennen Instant Payment bereits aus ihrem Onlinebanking und empfinden es wahrscheinlich als einfach und gut bedienbar. Welche Herausforderungen SCT Inst aber beim Einsatz im Unternehmen mit sich bringt, schilderte Monika Holdenrieder vom Weltbild Verlag in ihrem Vortrag „Instant Payments – es wird Echt Zeit“.

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Betrugsverhinderung beim Onlinebanking im Kontext von SCT Inst kann mit Hilfe von „Verification of Payee“ gelingen. Hierzu gab es einen Talk mit Michael Hülsiggensen von SurePay und Stefan Weiß von adorsys. Hierzu wird es zeitnah noch einen eigenen Artikel geben.

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Auch die EPI Wallet WERO ist ein Account-2-Account-Zahlverfahren, welches direkt auf die Rails von SCT Inst aufsetzt, Der aktuelle Status wurde von Fabian Mansfeld (EPI Company) und Ralf Gladis (Computop) präsentiert. Derzeit gibt es 4 Millionen WERO Wallets, mit denen 5 Millionen Transaktionen getätigt wurden. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass bis Ende April 2025 europaweit alle Banken aufgeschaltet worden sind. Zeitgleich werden dann auch erste E-Commerce-Anwendungen zur Verfügung stehen. Ralf Gladis betonte, dass Computop schon heute bereit ist, um mit der Integration von Händlern zu beginnen.

Mit Zunahme der Zahlungen, die per Smartphone initiiert werden, steigt auch die Bedeutung von digitalen Wallets. Erik Meierhoff nahm uns dazu mit auf die Odyssee des digitalen Geldbeutels zwischen Chinas Zwei-App-Imperium und Japans Multi Wallet Mix.

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Digitale Wallets werden aber nicht nur im Zahlungsverkehr eine wichtige Rolle spielen. Mit der europäischen Brieftasche für die digitale Identität (EUDI-Wallet) erhalten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich künftig mit dem Smartphone digital auszuweisen und zudem ihre Identitätsdaten und amtliche Dokumente digital zu speichern. Peter Frey von Annerton lieferte hierzu detailliertere Informationen.

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Wie das Super App Ökosystem bereits in China läuft, wurde von Jun Cai (Alipay+) präsentiert. Seit 2004 wird der Funktionsumfang kontinuierlich erweitert. Das Thema Wallets wird sehr wahrscheinlich auch ein Schwerpunkt zukünftiger Artikel werden.

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Als IT Finanzmagazin freuen uns, bei diesem Kongress Medienpartner gewesen zu sein. Noch mal vielen Dank an die großartige Organisation. Nicht versäumen wollen wir in diesem Zusammenhang den Hinweis, dass Sie den aktuellen “ibi-Payment-Report 2024: Die Zukunft des Bezahlens aus Banken- und Kundensicht” kostenlos hier herunterladen können.Rudolf Linsenbarth

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