Digitalfabrik: Deutsche Bank kooperiert mit figo, fincite, Deposit Solutions, webID, DSwiss – 750 Mio. Euro Invest
Galt die Deutsche Bank bisher schon als die Bank mit dem höchsten digitalen Reifegrad (Lünendonk, wir berichteten), so setzt sie jetzt noch einen oben drauf. Gestern verkündete die Bank ein 750 Mio. Euro Investment in neue Technologien, FinTechs und eine “Digitalfabrik”. Darüber hinaus startet die Bank am 26. April mit einer neuen, schicken Banking-App. Die Frankfurter treiben jetzt die Digitalisierung des Kundengeschäfts massiv weiter.
Mitte dieses Jahres startet in Frankfurt die “Digitalfabrik” der Deutschen Bank. Nicht weniger als 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten sowie Bankexperten aus dem Unternehmensbereich Private, Wealth & Commercial Clients (PW&CC) sollen künftig gemeinsam an einem Standort an neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen für die Kunden der Bank arbeiten.500 Screenings, 100 Nominierte, 10 Projekte
Ziel sei es, so Sprecher der Bank, “laufend neue und relevante Technologien zu identifizieren, mit möglichst vielen FinTechs zu sprechen und Partnerschaften einzugehen”. Dazu sollen zunächst 500 FinTech-Ideen gescreent werden (also nahezu der komplette Markt), die zu 100 relevanten verdichtet werden sollen. Aus diesen werden dann schließlich 10 Projekte gestartet.
Es geht darum, radikal digital zu denken. Ich finde es gut, dass die Deutsche Bank nicht über die Bank der Zukunft, sondern das Banking der Zukunft spricht.”
André M. Bajorat, Geschäftsführer figoZudem werde es 50 Arbeitsplätze für externe Kooperationspartner aus der FinTech-Branche geben. Die neue Digitalfabrik profitiere dabei von der Grundlagenarbeit der Deutsche Bank Labs für Innovationen in Berlin, London und Palo Alto, die ebenfalls Digitalisierungstrends und neue Technologien analysieren.
Ein wichtiger Punkt: Beim Screening und der Analyse der FinTechs und Ideen werde es keine standardisierten Prozesse geben, das würde dem Thema nicht gerecht. Dabei werde man sich nicht auf schon etablierte FinTechs beschränken, sondern werde ebenso noch nicht weiter durchdachte Ideen aufgreifen und auf Relevanz prüfen. Dabei sei das Ziel nicht, die FinTechs oder Ideen aufzukaufen, sondern Partnerschaften einzugehen, um dann gemeinsam etwas aus den Ideen zu machen.
So versteht sich die neue “Digitalfabrik” auch nicht als Incubator oder “Innovations Garage”, sondern als Partnerschaftsprojekt für zukünftige digitale Produkte. Das bestätigte auch André Bajorat, “Es hat mich überrascht, das die Deutsche Bank mit FinTechs auf Augenhöhe spricht und wir schnell ein gemeinsames Mindset zwischen Bank und FinTech gefunden haben.”
Die neue digitale Strategie der Deutschen Bank: Das Bank-Ökosystem
Christian Sewing, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank und Leiter PW&CC, unterstrich die Bedeutung digitaler Innovationen im Rahmen der Strategie 2020: „Wir schaffen in der Deutschen Bank ein digitales Ökosystem, das Online, Mobile und Filiale zusammenführt. Sowohl unsere Filialen als auch die neue Digitalfabrik spielen dabei eine zentrale Rolle. So gehen wir flexibel auf die Wünsche unserer Kunden ein.
Die Zukunft der Deutschen Bank fußt auf zwei Pfeilern: unserer traditionellen Beratungsstärke und konsequenten Investitionen in die Digitalisierung. Gleichzeitig unterstützen wir damit die wegweisende Initiative der hessischen Landesregierung, in Frankfurt gemeinsam mit den Finanzplatzakteuren einen starken FinTech-Sektor entstehen zu lassen.“
Gemeinsam mit den Deutsche Bank Labs für Innovation in Berlin, London und Palo Alto bildet die Digitalfabrik den Kern unserer bankeigenen Forschung & Entwicklung.“
Markus Pertlwieser, Chief Digital Officer des
Unternehmensbereichs PW&CC der Deutschen BankEine solche institutionalisierte Forschung & Entwicklung ist für die Bankbranche in dieser Form neu.
Die neuen schicken Banking-Apps kommen
Für die kommenden zwölf Monate hat die Deutsche Bank einen detaillierten Fahrplan entwickelt, der die Einführung zahlreicher weiterer digitaler Innovationen vorsieht. So bringt die Bank am 26. April ihre neue Banking-App auf den Markt, die im Laufe des Jahres unter anderem Geldtransfers an Freunde und Bekannte (Peer-to-Peer) sowie das kontaktlose Bezahlen in Geschäften selbstverständlich machen wird. Banking-Apps sind sehr gefragt, weil die Kunden zunehmend über Smartphones und Tablets ins digitale Ökosystem der Deutschen Bank einsteigen. Die aktuelle Version wurde bereits mehr als 1,5 Millionen Mal heruntergeladen.
figo, DSwiss, webID, Deposit Solutions, fincite
Für die weitere Digitalisierung ihres Kerngeschäfts und ihrer Prozesse will die Deutsche Bank zudem noch intensiver mit FinTechs zusammenarbeiten. Fünf sind es heute schon:
1. figo entwickelt zurzeit eine Multi-Bank-Aggregation. Damit können Kunden von Herbst 2016 an ihr Gesamtvermögen, Liquidität, Umsätze und Kredite über das Online- und Mobile-Banking der Deutschen Bank verwalten, auch wenn die Konten bei anderen Banken liegen.2. Mit dem Schweizer Unternehmen DSwiss startet die Bank Ende des Jahres das Dokumentenmanagement-System „eSafe“. In dem digitalen Tresor können persönliche Dokumente, Rechnungen und Passwörter sicher archiviert werden.
3. Die Konto-Eröffnung per Internet via webID für die eindeutige Legitimation und die elektronische Signatur des Kunden.
4. Termingelder von Drittanbietern in Zusammenarbeit mit den Deposit Solutions. So sollen Kunden europaweit unter attraktiven Fest- und Tagesgeldangeboten auswählen können.
5. Der Robo Advisor – Ende 2015 eingeführt – wird im Laufe des Jahres 2016 in Kooperation mit fincite um eine automatisierte Vermögensverwaltung erweitert und soll von 2017 an auch die Berater in den Filialen unterstützen.
Die komplette Präsentation der Deutschen Bank können Sie hier herunterladen. Mit diesem Schachzug hat die Deutsche Bank nun endgültig den Kampf um die FinTechs eröffnet.aj
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