Wirecard pusht die Kreditkarte direkt in Apple Pay: “Digitalen Karten gehört die Zukunft”
Seit kurzem ist boon, die Prepaid-Kreditkarte von der Wirecard AG auch auf dem iPhone verfügbar. Das Münchener Finanz- und IT-Unternehmen geht dabei einen neuen Weg. Statt die Daten von der Plastikkarte zu scannen oder diese manuell einzugeben, stellt Wirecard sein Produkt direkt über die App im iTunes-Store zur Verfügung. Rudolf Linsenbarth hat Christian von Hammel-Bonten, Executive Vice President Global Product Strategy bei Wirecard, zu dem Produkt und den neuen Möglichkeiten befragt.
von Rudolf Linsenbarth
Herr von Hammel-Bonten, die Kunden in Großbritannien können jetzt die boon-Karte auch auf dem iPhone nutzen. Was unterscheidet Ihre Lösung von der bisherigen Vorgehensweise der anderen Banken?
“Boon. by Wirecard” ist die derzeit einzige Prepaid-Lösung für den englischen Markt, die mit Apple Pay arbeitet und darüberhinaus die erste einzige rein digitale Kartenlösung. Während bei den Lösungen der anderen Banken der Kunde eine vorhandene physische Karte einscannt, um diese zu digitalisieren, stellen wir von vorneherein eine digitale Karte im Apple Wallet zur Verfügung. Der gesamte Prozess ist dabei digital: von der Registrierung bis zum Hinzufügen zum Apple Wallet. Wir stellen somit alle Vorteile einer digitalen Bank zur Verfügung.
Wie lange haben Sie für die technische Integration gebraucht?
Da wir eines der ersten Unternehmen sind, die die Möglichkeit nutzen, aus einer mobilen Applikation heraus die Karten in das Apple Wallet hinein zu fügen, hat die Integration einige Monate gedauert. Wir möchten uns in diesem Zusammenhang für die gute Zusammenarbeit mit Apple bedanken, mit denen wir dies umgesetzt haben.
Wir glauben, dass dieser Ansatz, die digitale Karte direkt in das Apple Wallet einzufügen, in Zukunft sehr stark dominieren wird und freuen uns daher, als eines der ersten Unternehmen, diese Möglichkeit nutzen zu können.
Digitalen Karten gehört die Zukunft.
Um Kreditkarten in das iPhone zu bringen, ist der Anschluss an die Tokenization-Plattformen von MasterCard und VISA zwingend erforderlich. Glauben Sie, dass dies auch für die Mobile Payment Lösungen von anderen Anbietern zum Standard wird?
Die Tokenization-Plattformen von MasterCard und VISA sind derzeit die einzige Möglichkeit, um digitalisierte Karten in die Wallets der verschiedenen Anbieter wie Apple, Samsung und Google hinzuzufügen. Außer für HCE (Host-Card Emulation)-basierte Lösungen sind andere Alternativen derzeit nicht möglich. Wir sehen aktuell aber auch, dass die Anforderungen an Tokenization vielfältig sind und sich schnell weiterentwickeln. Von daher sind wir sicher, dass sich die Tokenization-Plattformen von MasterCard und VISA für Drittanbieter öffnen werden.
Sehen Sie bei der Gebührenstruktur für die Integration in Apple eigentlich den wesentlichen Hinderungsgrund, das Produkt auch in Deutschland einzuführen?
Aus unserer Sicht ist dies derzeit eine der falschen Annahmen, die im Markt herrschen. Deutschland ist aufgrund seiner spezifischen Marktstruktur, wie
1. immer noch geringe Anzahl kontaktloser Akzeptanzstellen
2. hoher Bargeldanteil im Einzelhandel
3. geringe Kreditkartenverbreitung
4. dominierendes nationales Debitkartensystem GiroCard
5. unterschiedliche Ansätze innerhalb der Bankenstruktur
sehr komplex. Diese Komplexität macht es für alle Wallet-Anbieter schwierig, den deutschen Markt zu erschließen. Wir glauben daher, dass die Gebührenstruktur nicht der alleinige Grund ist, sondern dass die Summe der o.g. Gründe ausschlaggebend sind.
Wie sehen Sie die Chancen, dass Apple Pay dieses Jahr noch nach Deutschland kommt?
Das können wir nicht beurteilen und möchten daher auch keine Aussage dazu machen, außer dass wir uns freuen würden, Apple Pay mit boon. auch in Deutschland anbieten zu können.
Vielen Dank, Herr von Hammel-Bonten!rl
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/30941
Schreiben Sie einen Kommentar