Drei Top-Themen am Finanzmarkt: Blockchain kommt schneller, positive Regulierung & Schwellenländer
Finanzmarktteilnehmer erwarten den Durchbruch der Blockchain-Technologie in den nächsten drei bis sechs Jahren. Das wird erhebliche Auswirkungen auf den Markt für Wertpapierdienstleistungen haben. Fast zwei Drittel der Befragten einer Studie erwarten dadurch auch deutliche Einsparungen. Die Sicht auf die Finanzmarkt-Regulierung ist differenziert und fällt zumindest für Basel III positiv aus. Diese Ergebnisse erbrachte eine Umfrage unter 200 internationalen Finanzmarktteilnehmern.
Deutsche Bank und FT Remark, ein Unternehmen der Financial-Times-Gruppe, haben eine gemeinsame Umfrage unter 200 Finanzmarktteilnehmern durchgeführt. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welche Schlüsselthemen die Branche aktuell beschäftigen. Befragt wurden unter anderem institutionelle Investoren, Banken, Händler, Emittenten sowie Investor-Relations-Verantwortliche von Unternehmen. Den vollständigen Bericht zur Umfrage finden Sie hier.Diese drei Themen werden die Wertpapierindustrie fundamental verändern und weitreichende Folgen für die Geschäftsmodelle vieler Kapitalmarktteilnehmer haben.”
Satvinder Singh, der Leiter des Bereichs, der in der Transaktionsbank der Deutschen Bank für Wertpapierdienstleistungen verantwortlich ist
Blockchain kommt schneller
Die Kosten der Banken für IT und Abwicklung im Bereich der Kapitalmärkte summieren sich weltweit auf jährlich 100 bis 150 Milliarden Dollar. Eine riesige Summe, wo sich Optimierung auszahlen kann. Die Blockchain-Technologie wird den Markt für Wertpapierdienstleistungen radikal verändern. 87 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass völlig neue Abwicklungsmodelle für Wertpapiere entstehen. Dass dies nicht mehr in weiter Ferne liegt, zeigen die Umfrageergebnisse. 36% der Befragten erwarten die aktive Einführung der Blockchain in 3-4 Jahren, weitere 39% gehen von einem Zeitraum von 5-6 Jahren aus. Nur rund jeder Fünfte meint, dass die Einführung länger dauern könnte.
In der Folge wird das Clearing und Settlement von Wertpapieren effizienter, und die Kosten werden deutlich sinken. Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten erwarten durch die Einführung der Blockchain für Wertpapierdienstleistungen Einsparungen in Höhe von 11 bis 25 Prozent. Rund die Hälfte (48 Prozent) geht davon aus, dass die Finanzbranche durch den Einsatz von Blockchain besser in der Lage sein wird, Risiken wie Systemausfälle und Marktstörungen zu bewältigen. 36% sehen Vorteile für die Einhaltung steigender Regulierungsanforderungen und 31% betrachten die Blockchain als hilfreich für die Cyber-Sicherheit. Auch hier ergeben sich Einsparpotenziale, denn mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die Kosten für Cyber-Sicherheit 11-20% des gesamten IT-Budgets ausmachen.
Obwohl diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, halten es 75 Prozent der Befragten für wahrscheinlich, dass sich Blockchain flächendeckend durchsetzen wird.”
Regulierung hat auch positive Aspekte
Die Auswirkungen der Finanzmarktregulierung betrachten die befragten Unternehmen durchaus recht differenziert. Dabei werden Regulierungen nicht immer als Last gesehen, sondern der Markt begrüßt die richtigen Regulierungen. Gerade die Regelungen von Basel III werden sehr positiv aufgenommen. Während 62 Prozent der Befragten diese begrüßen, sehen lediglich 5% darin keinen Vorteil für das Gesamtsystem. Insgesamt führt Basel III dazu, dass Banken ihr Kapital verantwortungsbewußter investieren. Während weiterhin fast die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) Solvency II begrüßt, werden die EU-Verordnung „European Market Infrastructure Regulation“ (EMIR) und das US-Steuergesetz „Foreign Account Tax Compliance Act“ (FATCA) mit Blick auf die Belastungen für Unternehmen kritisiert. Die Zustimmung für EMIR liegt nur bei 2 Prozent, die für für FATCA bei 1 Prozent.
Schwellenländer werden wieder interessanter
Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) erwarten einen Aufschwung der Schwellenländer, der möglicherweise an die Wachstumsraten des vorigen Jahrzehnts anknüpfen kann. Neben China werden dabei Indien und Süd-Asien als interessanteste Regionen gesehen. Eine sehr große Mehrheit (76 Prozent) der Befragten kritisiert die unzureichende Kapitalmarktinfrastruktur in vielen Schwellenländern. Das halte sie davon ab, in diesen Regionen zu investieren oder aktiv zu sein. Die durchaus positiven Aussichten weiterer Länder wie Russland und Brasilien sind durch politische Instabilität beeinträchtigt, denn 53% sehen dies als eine Herausforderung an.pp
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