Progress Corticon: Automatisiert mit Business-Rules-Management entscheiden
Die vielen Entscheidungen, die Bankenmitarbeiter tagtäglich fällen, sind in der Summe unternehmenskritisch – aber auch fehlerbehaftet, wenn sie manuell getroffen werden. Umgekehrt gilt: Je mehr Automation in den Geschäftsprozessen, desto niedriger die Fehlerquote. Das betrifft vor allem den Bankensektor. Autor Gary Calcott (Technical Marketing Manager bei Progress Software) plädiert für die Trennung von Geschäftsprozessen (BPM) und Geschäftsregeln (BRM).
Ein Großteil der Entscheidungen in jeder Fachabteilung von Geldinstituten – insbesondere deren Qualität, Konsistenz und Effizienz – hat direkte Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit. Sie beeinflussen darüber hinaus die Organisation von Produkten, bankfachlichen Applikationen, Mitarbeitern und Filialstruktur. Auch wenn die IT in den Banken eine langjährige Tradition hat, wird noch immer der Großteil der Entscheidungen manuell getroffen – von Bankexperten, die ihre Aufgaben und Projekte anhand schriftlich fixierter Regeln und Vorschriften abarbeiten. Der individuelle Ermessensspielraum lässt Platz für unterschiedliche Entscheidungen. Bei einer großen Zahl ähnlich gelagerter Fälle, etwa bei Dispo- oder Hypothekenkrediten, erweisen sich manuelle Entscheidungen schnell als aufwändig und fehleranfällig.Im Kredit- und Wertpapiergeschäft, bei der Finanzberatung, aber auch beim Zahlungsverkehr suchen daher Banken kontinuierlich nach Möglichkeiten, Kostensenkungspotentiale zu erschließen und Geschäftsprozesse zu optimieren. In einer Vielzahl der Fälle ist die Ablauflogik eng an bestimmte Geschäftsregeln gekoppelt. Je einfacher Mitarbeiter in einer Fachabteilung Regeln definieren, ändern oder optimieren können, desto flexibler und reaktionsschneller ist ein Unternehmen. Durch ein einheitliches Set von Regeln entsteht die Grundlage dafür, dass Unternehmen in kürzerer Zeit fundierte Entscheidungen treffen können.
Unternehmenskritische Geschäftsprozesse optimieren
Wie bei nahezu allen Unternehmen erstrecken sich die Geschäftsprozesse von Banken über mehrere Fachabteilungen. Die Folge ist eine steigende Komplexität – und die steht der Forderung nach Schnelligkeit und Flexibilität entgegen. Oft sind die Finanzdienstleister aber genau darauf nicht vorbereitet und suchen nach neuen Lösungen, um diese Agilität sicherzustellen. Eine der Vorgaben dabei ist eine höhere Effizienz, die sich unter anderem durch eine weitgehende Automatisierung von Aktivitäten erzielen lässt.
Wenn es darum geht, Vorhandenes mit Neuem zu kombinieren und die sich daraus ergebenden Geschäftsprozesse zu optimieren, ist es zunächst einmal erforderlich, das Vorhandene im Hinblick auf Schwachstellen zu analysieren.
Der Erfolg eines Projekts hängt entscheidend davon ab, dass die IT-Abteilung, die für die infrastrukturellen Veränderungen und den künftigen zuverlässigen Betrieb verantwortlich ist, von Beginn an die Fachexperten aus den einzelnen Abteilungen mit einbezieht.
Bei einem solchen Vorhaben stehen beispielsweise folgende Ziele auf der Agenda:
Vollständige Transparenz über die erfolgskritischen internen und unternehmensübergreifenden Geschäftsprozesse
Möglichkeiten zur Steuerung von Systemen, Prozessen und Ressourcen
Effizienzsteigerung durch Automation, bei der Liege- und Wartezeiten zwischen den Aktivitäten weitgehend eliminiert und Verfahren etabliert werden, mit denen sich die Geschäftsprozesse kontinuierlich verbessern lassen.
Geschäftsprozesse und Geschäftsregeln
Geschäftsprozesse umfassen eine Reihe von zusammenhängenden Aktivitäten und Aufgaben von Menschen und Maschinen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Sie nutzen in geplanten sowie in nicht vorhersehbaren Konstellationen strukturierte und weniger strukturierte Informationen. Gesteuert werden Geschäftsprozesse von Geschäftsregeln und Entscheidungskriterien. Geschäftsregeln im Bankenwesen repräsentieren die prozessübergreifende Entscheidungslogik in Form von fachlichem Know-how und Managementvorschriften. Durch die Anwendung von Regeln werden die Geschäftsprozesse gesteuert.
Geschäftsprozesse sind vergleichsweise stabil, Geschäftsregeln dagegen müssen häufiger angepasst werden. Der größte Schwachpunkt bisheriger Business-Process-Management (BPM)-Lösungen besteht darin, dass die Geschäftsregeln programmtechnisch starr mit den bankfachlichen Applikationen verknüpft sind. Bei jeder Änderung einer Geschäftsregel muss dies mit Programmcode nachvollzogen, getestet und implementiert werden. Das ist nicht nur aufwendig und teuer, sondern behindert jegliche Flexibilität. Um eine hohe Anpassungsfähigkeit beim Management der Geschäftsregeln zu erzielen, und um schneller auf neue Anforderungen reagieren zu können, muss daher die Darstellung von Geschäftsregeln und die Fähigkeit sie zu ändern voneinander entkoppelt werden.
Eines der Einsatzgebiete von BPM-Lösungen bei Finanzdienstleistern ist die Bonitätsprüfung, bei der das Risiko der Kreditvergabe an Privatkunden und Unternehmen, etwa bei der Anlagen- oder Handelsfinanzierung, sowie die Kreditwürdigkeit ermittelt wird. Lange Zeit waren damit arbeitsintensive, manuelle und fehleranfällige Prozesse verbunden. Entsprechend groß ist das Interesse von Banken, die etablierten Prozesse zu verbessern. Regelgesteuert und über einen höheren Automatisierungsgrad sollen die Geschäftsprozesse optimiert und die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gesteigert werden. Zu berücksichtigen ist dabei einerseits eine komplexe Entscheidungslogik, die sich aus einer Vielzahl von Geschäftsregeln zusammensetzt, und andererseits die Forderung nach transparenten, schnelleren Abläufen.
Transparenz herstellen und Prozesse visualisieren
Vielfach sind Entscheidungsregeln bislang schriftlich in Arbeitsanweisungen dokumentiert beziehungsweise direkt in die bankfachlichen Applikationen integriert. Hier muss die IT-Abteilung zunächst einmal Transparenz herstellen und die Geschäftsprozesse beispielsweise mit Funktionen wie sie die Entwicklungsplattform Progress OpenEdge BPM bietet visualisieren. Damit entsteht eine gemeinsame Ausgangslage für die IT und die Fachabteilungen. Darüber hinaus bietet die BPM-Software auch Möglichkeiten, die Ausführung von Geschäftsprozessen mit Hilfe von Parametern beispielsweise für bestimmte Kreditarten und Risikoklassen zu testen. Bei Anwendungen zur Bonitätsprüfung kann es notwendig sein, den vorhandenen Programmcode einem mehr oder minder umfangreichen Refactoring-Prozess zu unterziehen.
Um die angestrebte höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu erzielen, ist es notwendig, Geschäftsprozesse und Geschäftsregeln voneinander zu trennen. Geschäftsregeln sollten zentral und unabhängig von den Geschäftsprozessen in einer Regel-Datenbank verwaltet werden, da eine Regel in mehreren Prozessen genutzt werden kann und ein Prozess natürlich mehrere Regel nutzen wird.
Durch eine Auslagerung der Geschäftsregeln in ein Business Rules Management System (BRMS) wie Progress Corticon sind die Experten aus der Fachabteilung in der Lage, die Logik der Geschäftsregeln anstatt in Form von Programmcode in einer einfach verständlichen tabellarischen Darstellung festzulegen und zu verwalten. Mit Hilfe einer sogenannten Rules Engine trennt Corticon Geschäftslogik und Programmcode voneinander, so dass sich Veränderungen schneller und geschäftsorientiert umsetzen lassen. Das BRMS ermöglicht ein kooperatives Arbeiten. Damit können sowohl IT-Spezialisten als auch Fachexperten ihre Module in kürzerer Zeit entwickeln und anpassen.
Schnell und flexibel neue Anforderungen umsetzen
Die Trennung von Geschäftsprozessen und Geschäftsregeln bietet viel Potenzial für eine grundlegende Modernisierung unternehmenskritischer Bank-Applikationen. Als Ergebnis sind die Fachabteilungen dann in der Lage, schneller und flexibler neue Anforderungen umzusetzen. Über ein BPM-Portal beispielsweise sehen die Fachexperten jederzeit, was aktuell in ihren unternehmenskritischen Geschäftsprozessen zur Bonitätsprüfung oder im Wertpapierhandel geschieht und welche Auswirkungen Änderungen der Geschäftsregeln haben. Die IT wiederum hat die Chance, sich stärker auf ihre eigentlichen Kernaufgaben, nämlich den zuverlässigen Betrieb und die Weiterentwicklung der notwendigen Infrastruktur, konzentrieren zu können. Von dieser Aufgabenteilung profitiert letztlich das gesamte Unternehmen.
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