ARCHIV4. Oktober 2017

Commerzbank, Erste, BMO, CaixaBank, UBS und IBM entwickeln Blockchain-Handelsfinanzierungsplattform

AAW/bigstock.com

Bank of Montreal (BMO), CaixaBank, Commerzbank und Erste Group haben sich einer von UBS und IBM im Jahr 2016 gestarteten Initiative angeschlossen, deren Ziel die Errichtung einer neuen globalen Handelsplattform auf Basis der Blockchain-Technologie ist. Der Zugang zu dieser neuen Plattform mit dem Namen Batavia soll weltweit Unternehmen jeglicher Größe offenstehen. Die Plattform diene der Finanzierung von Handelsaktivitäten aller Art, beispielsweise bei der Beförderung von Waren auf dem Luft-, Land- oder Seeweg.

Aufbauend auf der von UBS und IBM gestarteten Initiative soll Batavia als Handels­fi­nan­zierungs­platt­form auf Basis des Blockchain-Projekts “Hyperledger Fabric” weiterentwickelt werden. Daran beteiligen sich die fünf Banken und IBM unter Einbeziehung von Experten aus dem Transportwesen sowie Bankkunden um sicherzustellen, dass die Plattform flexibel, benutzerfreundlich und kommerziell verwertbar sei. Anfang 2018 sollen über Batavia erste Pilottransaktionen mit Kunden durchgeführt werden, die der Überprüfung bisheriger Entwicklungsschritte und dem weiteren Ausbau der Plattform dienen.

Commerzbank

Die Commerzbank wickelt rund 30% des deutschen und einen erheblichen Anteil des europäischen Außenhandels ab. Als starker Partner in der internationalen Handelsfinanzierung bieten wir unseren Kunden erstklassige Lösungen und helfen ihnen zugleich dabei, Risiken abzusichern. Mit dieser Zusammenarbeit und der geplanten Plattform möchten wir eine Vorreiterrolle bei der Erforschung moderner Technologien einnehmen und die digitale Transformation von Prozessen in der internationalen Handelsfinanzierung weiter vorantreiben.“

Bernd Laber, Group Executive Trade Finance & Cash Management, Commerzbank

Die neue globale Handelsfinanzierungsplattform soll Transaktionen effizienter, transparenter und kostengünstiger gestalten und Unternehmen damit den weltweiten Aufbau von grenz­über­schrei­tenden Handelsnetzen mit vielen Teilnehmern erleichtern. Darüber hinaus werde Batavia es den beteiligten Parteien ermöglichen, Warensendungen von der Auslieferung aus dem Lager über die Verladung in ein Flugzeug, einen LKW oder ein Schiff bis hin zur Ankunft am Zielort zu verfolgen und während dieser Prozesse Zahlungen Schritt für Schritt automatisch freizugeben.

Offene Plattform

Die Plattform fördert die Herstellung von Kontakten unter den Teilnehmern eines Handelsnetzes und könnte damit den globalen Handel wesentlich verändern. Die offene Gestaltung der Plattform macht sie für Banken, Lieferanten und Behörden attraktiv. Sie wird zur Entstehung neuer Handelswege beitragen, neue Unternehmen auf den Markt bringen und ehemals zeitaufwändige und kostspielige Abläufe beschleunigen.

Wir arbeiten mit hunderten Kunden an der Umsetzung von Blockchain-Lösungen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Finanzierung des globalen Handels jener Bereich ist, wo Innovation am dringendsten erforderlich ist. Über Batavia sollen große, globale, multimodale Netzwerke geschaffen werden, die jeden Schritt des Handelsprozesses transparent und vertrauenswürdig darstellen. Damit hat diese Plattform hohes Potenzial, die Art und Weise, wie Unternehmen weltweit miteinander Geschäfte machen, tiefgreifend zu verändern.“

Fabio Keller, IBM Project Lead

Blockchain – jedes Element ist zusammen mit seinem Vorgänger und Nachfolger verschlüsselt.kotist/bigstock.com

Bisher mussten Handelspartner – Käufer, Verkäufer, deren Banken, Transportunternehmen, Inspektoren und Regulatoren – für eine sichere Abwicklung von Handelsgeschäften umfangreiche papierbasierte Dokumentationen erstellen. Diese Verfahren können Wochen dauern, verursachen Kosten, machen Daten anfällig für Fehler durch manuelle Be­ar­bei­tungs­schritte und binden Kapital. Verzögerungen und eine mangelnde Transparenz des Handels erschweren Unternehmen den Zugang zu Finanzierungen. Dies beschränke ihre Möglichkeiten im grenz­über­schrei­tenden Handel und damit auch das Um­satz­wachs­tum. Die Plattform Batavia werde den Nutzern die Bearbeitung und den Vergleich von Dokumenten abnehmen.

Der Erste Group ist es ein Anliegen, Innovationen umzusetzen, die unseren Kunden mehr Transparenz, Effizienz und Nutzen bei der Verfolgung ihrer geschäftlichen und finanziellen Interessen bieten. Durch die Umgestaltung der Abläufe in der internationalen Handelsfinanzierung verspricht die Plattform Batavia, den Außenhandel zu fördern und damit in den Volkswirtschaften unserer Region auch einen wesentlichen Pfeiler des Wohlstands zu stärken.“

Patrick Götz, Head of Corporate Flow Products der Erste Group Bank

Da in der Blockchain Verträge in einem permanenten, unveränderbaren Kontobuch („Ledger“) digital erfasst werden, sind Abläufe sehr transparent und können von allen an einer Transaktion teilnehmenden Parteien eingesehen werden. Bis zur Erfüllung eines Kontraktes wird dessen Status automatisch über von IoT-Sensoren (IoT steht für Internet of Things bzw. auf Deutsch Internet der Dinge) oder Nutzern gelieferten Daten automatisch aktualisiert. Durch die Sicherstellung einer korrekten Datenweitergabe wird Batavia den Nutzern Zeit und Geld ersparen, da Überprüfungen durch Dritte reduziert werden können, auch die Gefahr von Irrtümern, Manipulationen und Streitigkeiten wird stark verringert. Wenn alle an einer Transaktion Beteiligten Zugang zu einer einheitlichen Darstellung der Fakten haben, schafft das untereinander mehr Vertrauen, was wiederum die Errichtung größerer, dezentraler Netzwerke und in der Folge höhere Umsätze ermöglicht.aj

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