50 Jahre Girocard: Die kontaktlose Zukunft kommt ganz ohne Karte aus
Vor genau 50 Jahren startete die Girocard – damals noch Scheckkarte und heute umgangssprachlich häufig auch Euroscheck- oder EC-Karte genannt – ihre Erfolgsgeschichte. Heutzutage ist die Girocard die wichtigste Plastikkarte im Portemonnaie des deutschen Kunden und nach der Barzahlung die meistgenutzte Bezahlvariante im stationären Handel. So wird aktuell mehr als jeder dritte Euro, der im Einzelhandel umgesetzt wird, über Girocard mit PIN oder mit Unterschrift abgewickelt (38 Prozent aller Umsätze im Einzelhandel). Und das Girocard-System wandelt sich weiter mit Hilfe von Innovationen rund um kontaktloses Bezahlen und Mobile-Payment. Und so könnte es sein, dass die Girocard als physische Plastikkarte schon bald eher seltener zu sehen ist als heute.
Bereits Mitte der achtziger Jahre war das Euroscheck-Verfahren (eurocheque) mit einem Umsatzanteil von rund 8 Prozent das stärkste bargeldlose Zahlungsverfahren in Deutschland. Nach der ersten Scheckkarten-Ausgabe im Jahr 1968 wurde in Europa die Euroscheckkarte entwickelt und bereits 1972 ausgegeben. Diese diente zunächst als Ausweis oder Garantiekarte für einen Euroscheck, später auch als Medium, um Bargeld an Geldausgabeautomaten zu beziehen.Ab 1985 wurde dann das unterschriftbasierte Elektronische Lastschriftverfahren vom Handel, 1990 das PIN-basierte electronic cash (später girocard)-Verfahren von der Deutschen Kreditwirtschaft entwickelt. Beide Verfahren ermöglichen das bargeldlose Bezahlen ohne gleichzeitigen Einsatz eines Euroschecks und werden heute in den meisten Handelsunternehmen parallel eingesetzt. Mit der Einführung des girocard-Verfahrens bei Lidl und Aldi in den Jahren 2003 bis 2005 hat sich das PIN-basierte Verfahren als marktführend durchgesetzt. Seit 2011 werden alle Transaktionen im girocard-System ausschließlich über den fälschungssicheren EMV-Chip abgewickelt.
Gemäß EHI-Studie „Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2017“ liegt der Umsatzanteil des girocard-Verfahrens im Einzelhandel heute bei fast einem Viertel (24,6 Prozent). Das unterschriftbasierte SEPA-Lastschriftverfahren macht aktuell noch einen Anteil von 13,4 Prozent aus, gefolgt von der Kreditkarte mit 6,1 Prozent. Weitere 0,6 Prozent werden durch Handelskarten und 0,9 Prozent durch Maestro / V Pay umgesetzt.
Schnellerer Bezahlvorgang: Kontaktlose Karten für die Zukunft
Die Deutsche Kreditwirtschaft hat großes Interesse daran, die Debitkarte weiterzuentwickeln und möchte dies nicht ausländischen Anbietern überlassen.
Die Deutsche Kreditwirtschaft hat hierzulande mit der Girokarte ein erstklassiges Zahlungsinstrument und dadurch eine ausgezeichnete Marktstellung, die auch beibehalten und gestärkt werden muss – und da sind sie dran.”
Horst Rüter, Zahlungsexperte und Mitglied der Geschäftsleitung im EHI
Vor einem Jahr schließlich startete der bundesweite Rollout der kontaktlosen Bezahlfunktion im Zusammenhang mit der girocard, die sich inzwischen wachsender Beliebtheit erfreut, sowohl auf Kunden- als auch auf Händlerseite. Rund 35 Millionen girocards sind heute bereits mit der Kontaktlos-Funktion ausgestattet, etwa zwei Drittel der größeren Händler können mittlerweile kontaktlose Zahlungen verarbeiten. Und auch der Kunde nimmt das moderne Zahlungsverfahren immer mehr an, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand: Während ein kontaktbehafteter Zahlungsvorgang im Durchschnitt deutlich über 20 Sekunden dauert, ist das kontaktlose Bezahlen innerhalb von 10 bis 12 Sekunden abgewickelt.
Hohe Akzeptanz des kontaktlosen Zahlens
Keine andere Funktion auf der girocard haben die Kunden je so schnell angenommen wie das kontaktlose Bezahlen. So zahlten im November 2017 allein die Sparkassenkunden rund 3,8 Millionen Mal per Near Field Communication (NFC) mit ihren girocards. 2017 stieg unter allen Inhabern einer Girocard kontaktlos der Anteil derer, die die Funktion bereits genutzt haben, von 38 Prozent im Februar auf 47 Prozent im Oktober. Das zeigen verschiedene Umfragen der GfK im Auftrag der EURO Kartensysteme unter jeweils rund 1.200 Personen zwischen 16 und 69 Jahren.
Und auch zukünftig wird die Verfügbarkeit von girocard kontaktlos weiter steigen: Bis 2020 soll es nach aktuellem Stand etwa 75 Millionen Bank- und Sparkassenkarten mit kontaktlos-Funktion geben und viele weitere Händler planen bereits die Einführung von girocard kontaktlos. Bereits jetzt steht der nächste Entwicklungsschritt an: In diesem Jahr wandert die girocard erstmals ins Smartphone. Wer sich also für ein neues Smartphone entscheidet, sollte auf die NFC-Funktionalität bereits heute setzen. tw
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