Joint Spring Conference 2018: Data Science in Financial Services – von neuronalen Netzen bis zur DSGVO
Das E-Finance Lab ist eine Industrie-akademische Partnerschaft zwischen der Goethe Universität in Frankfurt, der Technischen Universität in Darmstadt und den Partnern Deutsche Börse, DZ Bank Gruppe, Finanz Informatik, IBM, 360 Treasury Systems, Interactive Data Managed Solutions und usd AG. Das E-Finance Lab hat seinen Sitz an der Goethe Universität Frankfurt und existiert seit 2002. Anfang Februar fand in Frankfurt die gemeinsame Frühjahrskonferenz 2018 des E-Finance Labs und der IBM Deutschland mit 150 Teilnehmern statt.
Die diesjährige Frühjahrskonferenz hatte das Thema „Data Science in Financial Services“ und wurde moderiert von den Gastgebern Prof. Dr. Bernd Skiera (E-Finance Lab, Goethe Universität Frankfurt) und Ulrich Wolf (IBM Deutschland). Es ging um die Wichtigkeit von Daten, Risiken und Chancen im Umgang mit Daten und die Bandbreite der Möglichkeiten der Analyse und Nutzung von Daten.Die Reise in die Wissenschaft und Faszination der Daten begann mit Reinhold Stahl (Director General Statistics, Deutsche Bundesbank). Er stellte die Statistik in staatlichen bzw. Zentralbanken vor, welche Wichtigkeit staatliche Daten haben. Er zeigte auf, wie die Deutsche Bundesbank durch Standardisierung und eine Micro Datenorientierung zu einem zentralen und wichtigen Datenlieferanten wurde. Darüber hinaus demonstrierte er die Bedeutung von Standardisierung für den Austausch von Daten zwischen den Zentralbanken untereinander bzw. mit der EZB und dem IWF.
Dazu stellte Thomas Schaeck (Distinguished Engineer, IBM Deutschland) die IBM Data Science Experience und die Watson Data Platform vor. Seine Vorstellung gab einen tollen Einblick in die Welt der Datenentwicklungsumgebung inklusive der Hilfsmittel und Tools, die IBM dem Markt bereitstellt. Damit können Data Scientists ihre Produktivität deutlich erhöhen, da sie Zugriff auf die populärsten Open Source Tools (wie z.B. Jupyter Notebooks, RStudio, etc.) in einer einzigen Lokation haben und damit den gemeinsamen Zugriff auf Daten erlaubt. Damit wird das Problem von Datensilos eliminiert.Neuronale Netze und künstliche Intelligenz
Dr. Gjergji Kasneci (CTO, SCHUFA Holding AG) demonstrierte, wie die Schufa die Möglichkeiten von neuronalen Netzen und künstlicher Intelligenz zur schnelleren und besseren Datenanalyse nutzt und damit einen großen Wettbewerbsvorteil als Service Provider hat. Er verdeutlichte dies an zwei Beispielen, zum einen an der eindeutigen Zuordnung von Daten, die mehrdeutig sind, wie zum Beispiel Anfragen bei Namensgleichheit in großen Städten, der richtigen Person an Hand von eindeutigen Kriterien zuzuordnen bzw. die Anfrage zur richtigen Person zu beantworten. Beeindruckend ist, dass die Schufa mit diesem AI System bei einer Quote von ca. 93% richtigen Einordnungen liegt im Vergleich zu den 20 besten menschlichen Experten, die „nur“ auf ca. 83% kommen. Im zweiten Beispiel zeigte er, wie man mit künstlicher Intelligenz Betrug erkennen kann und besonders wichtig, falsche Anschuldigungen zu fast 100% von Betrug unterscheiden zu können.
Datensicherheit, Datenschutz und welchen Einfluss die Möglichkeiten der Datenanalyse auf den Finanzmarkt haben, war das Thema von Dr. Andreas Braun (Managing Director, Accenture). Er stellte die Auswirkungen, Konsequenzen und potenzielle Strafen, die GDPR für die Unternehmen hat, dar. Darüber hinaus zeigte er aber auch die neuen Möglichkeiten und Chancen auf, die sich auf Grund von GDPR ergeben, da die Daten zum Teil anders verwendet werden müssen, benötigt man neue Verfahren, um die Daten zu verarbeiten.
Banken stehen vor der Herausforderung der Aufmerksamkeitsökonomie
Prof. Dr. Daniel Ringel (University North Carolina – Chapel Hill) stellte seinen neuen Ansatz der Datenanalyse – Proleptic Market Analysis of the German Retail Banking Market – vor. Proleptic ist vom griechischen Wort prolepse oder prolepsis abgeleitet, bedeutet die Vorwegnahme und steht z.B. in der Botanik für das vorgezogene Austreiben von Sprossen – in der Medizin für das frühere Eintreten eines Krankheitsbildes. In Bezug auf die Analyse des deutschen Retail Banking Markts, bedeutet das eine neue Form der Relevanz und Aufmerksamkeit, die die Banken bei den Kunden erreichen, zu untersuchen.
Mit dieser neuen Analysemethode hat er aufgezeigt, dass es nicht mehr ausreicht, nur die klassischen Banken zu betrachten, sondern auch die neuen Marktteilnehmer und Unternehmen zu beachten sind, die sich bei den verschiedenen Bankdisziplinen wie z.B. Krediten, Anlagen, etc. im Markt positionieren und bedeutsam sind. An Hand der Analogie von Hotels hat er das deutlich gemacht – würde man nur die klassischen Hotels wie Hilton, Marriott, Sheraton, etc. in einer Studie betrachten, würde man Unternehmen wie z.B. booking.com und AirBnB, die auch Unterkünfte vermitteln und eine hohe Relevanz im Markt haben, ohne eigene Hotels zu besitzen, nicht beachten. Seine These ist, dass die Unternehmen, die die Aufmerksamkeit der Kunden gewinnen, diejenigen sind, die zukünftig eine bedeutende Rolle im Markt spielen.
Kunden ohne Filialen gewinnen
Mit welchen Methoden man Kunden gewinnen kann, ohne Filialen zu besitzen und zu betreiben, hat Prof. Dr. Martin Schmidberger, (Head of Product and Customer Management, ING-DiBa) vorgestellt. Er zeigte auf, wie die ING-DiBa die verschiedenen Kunden- und Interessentenkontakte auf den unterschiedlichsten Kanälen (Telefon, Website, eMail, etc.) immer sofort auch als sales opportunity betrachten. Um dies qualifiziert zu machen, verdeutlichte er die Wichtigkeit der Information und deren intelligente Analyse. Dieses Vorgehen ist einer der Bausteine für den Erfolg der ING-DiBa.aj
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