Nach Google Pay: Google-Konzern plant eigenes Girokonto in Kooperation mit Banken
Apple hat es mit der Apple Card vorgemacht, jetzt plant auch Google ein eigenes Bankprodukt – genauer: ein Girokonto. Ähnlich wie bei Apple wird das in Kooperation mit einer Bank realisiert – in diesem Fall könnte es die Citibank sein. Für Google bringt all das wertvolle Einblicke in das Einkaufsverhalten der Kunden, auch wenn der Konzern betont, diese nicht individuell für Werbung nutzen zu wollen.
Laut einem Bericht des Wallstreet Journal plant Google im kommenden Jahr die Einführung eines Girokontos mit dem Namen Google Cache. Realisiert wird dieses Konto, das zunächst offenbar für die USA geplant ist, möglicherweise in Kooperation mit der Citibank, da Google selbst nicht über eine Banklizenz verfügt. Mit dieser und einer Genossenschaftsbank sollen Gespräche laufen, wobei die Unternehmensquelle aber auch erklärt, dass noch weitere Banken im Gespräch mit Alphabet seien. Ob das Konto tatsächlich Google Cache heißen wird (so der bisherige Projektname), ist bisher ebenso unklar wie die Konditionen, zu denen das Konto angeboten wird.Klar sind aber die Ziele, die Google damit verbindet: Denn zum einen kann das Unternehmen Nutzer so noch besser an die eigenen Dienste binden und zum anderen sollen die Daten als Grundlage für wirtschaftliche Entscheidungen von Google dienen können. Möglich (sogar wahrscheinlich) ist, dass Google ein entsprechendes Programm mit Rewards, Kickbacks und Provisionen anbieten wird, wie es ja selbst schon einzelne deutsche Banken erproben. Gerade im Kontext mit den suchmaschinenorientierten Angeboten (und mit Google Shopping, das Google pushen will) klingt das nach einer sehr schönen Kombination, von der alle Beteiligten profitieren.
Win-win-Situation für Google und die Banken
Auch wenn Google betont, dass man die Zahlungsdaten nicht für individuelle Werbezwecke nutzen wolle, gibt es hier eine Vielzahl von Möglichkeiten, zumindest die Erkenntnisse aus aggregierten Daten in die eigenen Geschäftsfelder einfließen zu lassen. Google weiß dann, wie viel die Kunden im Schnitt verdienen, wo und wann sie einkaufen und welches Einkaufsverhalten sie an den Tag legen. Für die Banken erschließt sich hieraus umgekehrt der Zugang zu einer vorrangig jungen, technikaffinen Zielgruppe, die beispielsweise Interesse an Mobile Payment via Google Pay hat.
Wenn das Google-Girokonto irgendwann auch in Europa realisiert wird – davon ist nicht die Rede, aber das kann sich zeitnah ändern, sobald das Modell in den USA erfolgreich ist – wäre das aber zugleich ein Alptraum für viele Banken. Denn ihnen drohte ein Bedeutungsverlust, wenn Unternehmen aus dem Silicon Valley wie Apple oder Google das Girokontogeschäft, das bekanntermaßen beim Kunden Türen zu zahlreichen anderen Angeboten öffnet, zumindest teilweise an sich reißen würden. Anders als in den etablierten (westeuropäischen) Märkten ist diese Gefahr aber in anderen Ländern noch deutlich größer als beispielsweise in Deutschland. Immerhin hat die PSD2 hierfür aber die nötigen Grundlagen und Schnittstellen technischerseits bereits geschaffen.
Google will es sich mit den Banken nicht verderben
Dennoch verhält Google sich hier zumindest nach außen noch sehr zurückhaltend, weil man offenbar in der Bankenwelt nicht unnötig Porzellan zerschlagen und Furcht auslösen will.
Unser Ansatz wird es sein, eine intensive Partnerschaft mit den Banken und dem Finanzsystem einzugehen. Es mag zwar der etwas längere Weg sein, aber er ist nachhaltiger.“
Caesar Sengupta, General Manager & VP, Payments Google in einem Interview
Sengupta hatte bereits mehrfach in den letzten Monaten über die „Finance Inclusion“ zwischen Banken, Regierungsorganisationen und Technologiekonzernen gesprochen. tw
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