Nikolai Stankau, Red Hat: “Automatisierung ist der Schlüssel für die operative Effizienzverbesserung”
Steigender Wettbewerbsdruck zwingt fast jedes Unternehmen, seine operative Effizienz zu erhöhen. Auch der Bankensektor bildet dabei keine Ausnahme. Ein entscheidender Hebel ist die Automatisierung sowohl im IT- als auch im Business-Umfeld.
von Nikolai Stankau, Director Business Development, EMEA FSI bei Red Hat
Nach wie vor stehen Finanzinstitute vor der Herausforderung, drei teilweise divergierende Ziele unter einen Hut zu bringen: das Vorantreiben von Innovationen, die Kostenkontrolle und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Zwingend erforderlich ist dafür in aller Regel eine Anpassung und Verbesserung der operativen Effizienz. Und der entscheidende Hebel dafür ist die Automatisierung.Die operative Effizienz in Finanzinstituten wird bisher durch eine Reihe unterschiedlicher Faktoren beeinträchtigt. Dazu zählen die hohe Anzahl von Transaktionen, neue oder sich permanent ändernde Vorschriften, umständliche manuelle Prozesse oder uneinheitliche Fraud-Detection-Systeme. Mit Automatisierung kann ein Institut diese Herausforderungen bewältigen. Sie unterstützt zum Beispiel eine schnelle und konsistente Abwicklung von Transaktionen anhand festgelegter Geschäfts- oder Regulierungsrichtlinien, die Beseitigung manueller Tätigkeiten oder die beschleunigte Entscheidungsfindung bei potenziell verdächtigen Aktivitäten.
Zentrales Lösungsmerkmal ist der Modul-Aufruf über Playbooks, die in der leicht verständlichen Sprache YAML geschrieben wäre. Ein Playbook besteht aus einer Liste von Tasks, welche die Ansible Engine interpretiert und ausführt. Jeder Task ruft ein Modul auf, das gekapselt die eigentliche Programmlogik enthält – entwickelt in Python, PowerShell oder einer anderen höheren Programmiersprache. Die Ausführungs-Engine enthält Hunderte von Modulen, mit denen Entwickler, Ingenieure oder Playbook-Programmierer Routineaufgaben einfach und schnell automatisieren können.
Gerade auch im Risikomanagement kann mittels Automatisierung die betriebliche Effizienz signifikant verbessert werden. Ständig wechselnde Marktbedingungen und regulatorische Anforderungen beeinträchtigen bisher die Fähigkeit von Instituten, schnell zu handeln. Zudem sind die von riesigen Datenmengen abhängigen Preis- und Risikokalkulationen zeitaufwändig; sie verlangsamen damit auch Geschäftsprozesse. Eine prozessorientierte, automatisierte Steuerung des Risikomanagements schafft hier einen entscheidenden Effizienzgewinn.
Nicht zuletzt profitieren Risikoanalysten von der Automatisierung. Sie können damit Geschäftsregeln schnell und effektiv ändern, auf Daten aus verschiedenen Quellen zugreifen und komplexe, rechenintensive Berechnungen mit großen Datenmengen durchführen.
Business-Automation ist der erste Hebel
Doch was muss eine Lösung für die Automatisierung von Geschäftsprozessen und -entscheidungen konkret bieten? Zunächst sollte sie Technologien für Business Process Management (BPM), Business Rules Management (BRM) und Complex Event Processing (CEP) enthalten. Auch eine Konformität mit Standards für das Prozess- und Entscheidungsmanagement wie Decision Model and Notation (DMN) sollte gegeben sein. Mit der Automatisierungslösung müssen Anwender Geschäftsrichtlinien und -verfahren erfassen und Anwendungen erstellen können, die den Geschäftsbetrieb automatisieren. Idealerweise sind auch benutzerfreundliche grafische Tools enthalten, die die Zusammenarbeit zwischen IT- und Geschäftsanwendern fördern und einen detaillierten Überblick über die Regeln und Verfahren für Geschäftsanwendungen bieten. Wichtig sind auch Application Programming Interfaces (APIs), die eine einfache Integration mit anderen IT-Anwendungen unterstützen.
Eine umfassende Zusammenstellung einfach zu bedienender Hilfsmittel für das Prozess- und Entscheidungsmanagement sollte den gesamten Prozesslebenszyklus abdecken – von der Modellierung, Simulation und Tests bis hin zur Bereitstellung, Überwachung und Optimierung. Von Vorteil ist, wenn Prozess- und Entscheidungslogik gemeinsam modelliert und automatisiert werden können, ohne dass mehrere Tools erlernt oder kundenspezifische Integrationen zwischen unterschiedlichen Umgebungen konzipiert werden müssen. Prinzipiell sollte eine Automatisierungslösung leistungsstarke Prozess- und Regelmodule, anwenderfreundliche Tools und ein standardbasiertes Repository für Definitionen von Geschäftslogik umfassen.
Eine moderne Automatisierungslösung zeichnet sich darüber hinaus durch eine KI-Funktionalität aus, die bei der automatisierten Entscheidungsfindung unterstützt. Die „Predictive Analytics“-Nutzung in der Business-Automation schafft eine wichtige Basis, um schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können.
IT-Automatisierung ist der zweite Hebel
Abgesehen von der Business-Automatisierung ist auch die IT-Automatisierung für die Verbesserung der operativen Effizienz von Bedeutung. Sie reduziert manuelle Tätigkeiten an IT-Systemen und automatisiert sich wiederholende Prozesse, beispielsweise kann die Provisionierung neuer Systeme oder virtueller Maschinen automatisiert werden.
Bei der Lösungsauswahl sollte darauf geachtet werden, dass eine integrierte Plattform für die Automatisierung von IT-Prozessen gewählt wird. Das heißt, sie muss Prozesse über IT-Infrastrukturkomponenten hinweg automatisieren. Eine Komponenten-übergreifende Automatisierungsplattform spannt den Bogen über Server, Storage-Geräte, Netzwerk-Devices, Services, Container und Clouds. Dadurch lassen sich erhebliche Kosten im Workflow-Management einsparen. Außerdem sinken der Zeitbedarf und die Fehleranfälligkeit. Insellösungen, wie sie in Unternehmen im Einsatz sind, bieten diese Vorteile nicht. Status quo ist aber vielfach immer noch, dass Admins automatisieren, indem sie ihre „Lieblingsinsellösungen“ nutzen: Shell Scripts, Interpreter-Sprachen oder ein automatisches Konfigurationsmanagement. Eine durchgängige Automatisierung ist mit solch einem Ansatz nicht zu realisieren.
Nicht zuletzt sollte ein Finanzinstitut bei der Entscheidung für eine Automatisierungssoftware auch die weitere IT-Entwicklung im Auge behalten: vor allem auch die verstärkte Private- und Public-Cloud-Nutzung im Hinblick auf die verschiedenen digitalen Plattformen innerhalb der Bank. Im Trend liegt dabei zum Beispiel das Serverless Computing, das auch direkte Auswirkungen auf die Wahl der Automatisierungslösung hat. Sie sollte also auch in einer Umgebung einsetzbar sein, in der keine Schnittstellen existieren oder erst aufwändig erstellt werden müssen. Hierfür bieten sich Lösungen an, die auf die Automatisierung ganzer Geschäftsprozesse und nicht einzelner Server abzielen, etwa Enterprise-Frameworks zur Automatisierung von IT-Prozessen, die nicht um Nodes, sondern um Jobs herum aufgebaut sind.
Finanzdienstleistungsunternehmen haben eine Vielzahl von Problemen und Herausforderungen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert sind, darunter die IT-Modernisierung und die schnelle Reaktion auf veränderte Markt- und Kundenanforderungen – und alles unter der Prämisse, die Kosten niedrig zu halten. Ein unverzichtbarer Hebel dafür ist die Erhöhung der betrieblichen Effizienz. Und dafür wiederum sind IT-Automation und Business-Automation unverzichtbar.Nikolai Stankau, Red Hat
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