Amazon FinSpace spricht Banken und Versicherungen an
Amazons Cloud-Service AWS hat einen Daten-Analysedienst speziell für die Finanzbranche entwickelt. Ab sofort sollen die Funktionen zur Datensuche und -auswertung für einen breiten Kundenkreis zur Verfügung stehen. Derzeit werden jedoch nur wenige Weltregionen bedient.
Banken und Versicherungen sammeln und erzeugen heute mehrere hundert Petabyte an Daten täglich, sowohl aus internen Datenquellen wie Portfolio-Management-Systemen, dem Order-Management und dem Abwicklungsmanagement, ebenso aus externen Datenfeeds, wie laufenden Aktienkursen, Beschäftigungszahlen und Quartalsberichten. Sie bilden inzwischen eine unüberschaubare Datenflut.
Dabei sind diese Daten wertvoll: Sie können Hinweise auf neue lukrative Produkte und Services enthalten, dazu beitragen, den Kundenwünschen besser zu entsprechen und die Effizienz der operativen Prozesse zu verbessern.
„Amazon FinSpace ist ein Game Changer für die Finanzbranche. Unser Service reduziert radikal die Zeit, die Banken und Versicherungen benötigen, um Analysen über Petabytes von Daten durchzuführen. Das macht es ihnen deutlich einfacher, neue Umsatzquellen zu identifizieren, Kunden zu gewinnen und Kosten und Risiken zu reduzieren.”
Saman Michael Far, VP of Financial Services Technology, AWS
Analysen über Petabytes an Daten
Finanzinstitute generierten und kauften riesige Datenmengen, merkt Far an, aber die Nutzung dieser Daten sei sehr schwierig, weil es viel Zeit und Mühe kostet, Daten zu sammeln und für die Analyse vorzubereiten. Hier setzt AWS mit seinem neuen Dienst Amazon FinSpace an. Die Suche nach Daten in Finanzorganisationen soll sich von Monaten und Wochen auf wenige Minuten reduzieren. Zentrale Funktion ist die Auswertung von Geschäftsinformationen in den unterschiedlichen Datensilos, indem diese aggregiert, katalogisiert und kategorisiert werden.
Der Service basiert auf einer speziell entwickelten, gemanagten Apache Spark-Analyse-Engine, die über 100 in der Kapitalmarktbranche häufig verwendete Datentransformationen beherrscht. Als Cloud-basierte Lösung sind die zur Verfügung stehenden Ressourcen hoch skalierbar und ermöglichen laut AWS Analysen im Petabyte-Maßstab, so dass die vorhandenen Datenmengen vollständig einbezogen werden können. Bisherige Lösungen seien dagegen häufig dafür konzipiert, lediglich auf einem lokalen Rechner über repräsentative Daten Analysen mit beschränkter Aussagekraft zu erstellen, oder es müssten manuell die benötigten Daten in Teilmengen aufgeteilt und bearbeitet werden.
Compliance-konforme Datennutzung
Die vorhandenen Daten können entweder über speziell entwickelte APIs eingebunden oder eine webbasierte Drag&Drop-Anwendung zur Verfügung gestellt werden. Zu den Transformationen, die der Cloud-Service bereitstellt, gehören unter anderem Bollinger-Bänder oder die Berechnung von Indikatoren wie EMA (Exponential Moving Averages) und ATR (Average True Range). Darüber hinaus können Finanzorganisationen eigene Transformationen für die Datenanalyse entwickeln.
Berücksichtigt werden die in der Finanzbranche üblichen Compliance-Anforderungen. So stellt Amazon FinSpace sicher, dass die Datenzugriffskontrollen bei Datensuche, -visualisierung und -analyse strengstens eingehalten werden und die Nutzung jederzeit nachverfolgbar ist. Dazu zeichnet die Anwendung Datenzugriffe auf, verfolgt die Datennutzung und generiert Compliance- und Aktivitätsberichte, aus denen hervorgeht, wer zu welchem Zeitpunkt auf Daten zugegriffen hat.
Erste praktische Erfahrungen
Zu den Pilotkunden des neuen AWS-Angebots zählt der britische Rückversicherer Legal & General Reinsurance (L&G Re). Man arbeite mit einer breiten Masse von Daten etwa im Bereich der Kapitalanlage, der Risikoanalyse oder der Langlebigkeitsrisiken, sagt Thomas Olunloyo, CEO of L&G Re. Bislang würden Daten auf viele Teams, Systeme und Strukturen verteilt bearbeitet und gespeichert. Amazon FinSpace werde die Art und Weise, wie L&G Re Daten verwendet, verändern, indem es Analysten die Möglichkeit gibt, sofort und einfach auf alle Unternehmensdaten zuzugreifen, um Analysen schneller durchzuführen und die Ergebnisse umgehend im gesamten Unternehmen zu teilen.
Auch die Unternehmensberatung Deloitte nutzt bereits Amazon FinSpace. „Bei der Zusammenarbeit mit Kunden aus der Finanzdienstleistungsbranche haben wir festgestellt, dass Cloud-basierte Analysen und AI / ML es uns ermöglichen, Fragen zu beantworten, die wir vor einigen Jahren nicht beantworten konnten“, sagte Jojy Mathew, Principal von Deloitte Consulting LLP. Deren Bedeutung zur Vorbereitung von Entscheidungen und der Verbesserung der Geschäftsergebnisse werde in den kommenden zehn Jahren weiter zunehmen. Für algorithmische, stochastische und prädiktive Modelle sei die Einbeziehung großer Datenmengen, wie dies nun möglich werde, der Schlüssel zum Erfolg. Darüber lobte der Deloitte-Manager die schnelle Einrichtung von Analytics-Sandboxen und die erweiterten Analysemöglichkeiten, die für Analysten mit begrenztem KI-Know-how, die Citizen Data Scientists (CDS), zur Verfügung gestellt werden.
Zugriff per Browser
Bedient wird die Lösung über eine Weboberfläche, die es Analysten von Hedgefonds, Vermögensverwaltern, Versicherungsunternehmen, Investmentbanken und anderen Finanzinstituten gestattet, auf die benötigten Informationen zuzugreifen. Bei Bedarf können sie zudem umfangreiche Analysen über alle Bereiche der verfügbaren Daten starten. Mit einer ganzen Serie von Youtube-Videos stellt AWS unterschiedliche Funktionen des neuen Services vor.
Nach Angaben des Webdienstes gibt es keine Vorabkosten oder langfristige Zahlungsverpflichtungen. Die Abrechnung von Amazon FinSpace erfolgt nach der Menge der gespeicherten Daten, der Zahl der aktivierten Benutzer und der Rechenkapazitäten, die zum Aufbereiten und Analysieren von Daten aufgewendet werden.
Amazon FinSpace ist ab heute in den AWS-Regionen US-Ost (Virginia), US-Ost (Ohio), US-West (Oregon), Kanada (Central) und Europa (Irland) verfügbar. Weitere Regionen werden in Kürze folgen, kündigte das Unternehmen an. hj
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