Amazon One: Mit einem Wink bezahlen
Berührungslos und ohne irgendwelche PINs und Passwörter bezahlen – diesen Kundenwunsch will Amazon mit seiner Hand-Scan-Lösung „Amazon One“ erfüllen. Zum Einsatz kommt die zwar bislang nur in den eigenen Stores in Seattle. Man sei aber bereits in Gesprächen mit potenziellen Kunden, teilte der Konzern mit.
Die Hand als biometrisches Identifikationsmerkmal zu nutzen, ist eigentlich keine so neue Technik. Bereits 2017 hatte zum Beispiel Fujitsu mit Palm Vein ein solches System entwickelt, das sich rein auf die Erkennung der Handvenen stützte. Dieses kommt unter anderem in der BND-Zentrale in Berlin zum Einsatz, wo der Zugang zu geschützten Bereichen mittels Hand-Biometrie geregelt wird. Ebenso implementierte Fujitsu die Technik in eigenen Windows-10-Notebooks, so dass sich User per „Handauflegen“ einloggen können.
Aber auch in der Finanzbranche fand das Fujitsu-System Anwendung, etwa an Geldautomaten in Japan, Brasilien, Russland, der Türkei und Polen, sowie beim „Hand Pay“-Service der koreanischen Kreditkartenfirma Lotte Card.
Amazon mit eigener Technik
Der IT- und Handels-Konzern Amazon kündigte das System diese Woche im firmeneigenen Blog an, ging dabei aber nur rudimentär auf die Technik des Scanners ein. Details dazu finden sich allerdings im öffentlich einsehbaren Patentantrag, auf den Ende vergangenen Jahres das Magazin Recode aufmerksam machte.
„Wir haben uns für die Handflächenerkennung entschieden, weil sie die Privatsphäre besser schützt als einige biometrische Alternativen. Sie können die Identität einer Person nicht anhand eines Bildes ihrer Handfläche bestimmen, und es erfordert auch eine absichtliche Geste, indem man seine Handfläche über das zu verwendende Gerät hält.“
Dilip Kumar, Vizepräsident des Amazon-Ladengeschäfts
Demnach werden beim Scan Fotos sowohl im Bereich des sichtbaren Lichts gemacht, um Fältchen und Hautlinien zu erfassen, dazu noch Infrarotbilder mit zwei IR-Lichtquellen unterschiedlicher Polarisation. Diese dienen dazu, Strukturen unter der Haut zu erfassen. Neben Venen werden im Patentantrag auch Knochen und Weichgewebe benannt, aber auch auf „andere Strukturen“ verwiesen. Diese Fotos werden stufenweise durch drei neuronale Netzwerke verarbeitet und schließlich verschlüsselt.
Und die Datensicherheit?
Amazon One ist bereits in den kassenlosen Amazon-Go-Läden im ersten praktischen Einsatz. Hier können sich die Kunden bei Betreten des Ladens durch den berührungslosen Hand-Scan identifizieren, die Einkäufe werden beim Verlassen des Ladens automatisch von der Kreditkarte abgebucht. Laut Presseberichten soll das System bereits vor einem Jahr auch in den Filialen der Biomarktkette Whole Food – die ebenfalls zu Amazon gehört – getestet worden sein, damals noch unter dem Namen „Orville“.
Wie Amazon betont, werden die Daten der Handsignatur weder auf der Kreditkarte noch im Scanner selbst gespeichert, sondern in einem besonders gesicherten Bereich der Amazon Cloud abgelegt.
Auch braucht der Kunde kein eigenes Amazon-Konto einzurichten, um das System nutzen zu können. Zur Anmeldung werden eine Kreditkarte und ein Mobiltelefon benötigt, mit denen die Daten des Hand-Scans verknüpft werden. So ist von vornherein sichergestellt, dass die Lösung auch außerhalb des Amazon-Ecosystems eingesetzt werden kann. Nach Angaben des Konzerns werde er in einem solchen Fall zwar zum Beispiel Daten darüber erhalten, wo ein Kunde einkauft, aber keine Details wie Zahlungshöhe oder welche Produkte gekauft wurden.
Partner gesucht
Mit Amazon One sind verschiedene Anwendungsszenarien möglich: Die Identifizierung eines Kunden oder der Nachweis der Zugangsberechtigung, beispielsweise in Stadien und Büros, oder die Freigabe von Transaktionen, wie etwa Zahlungen im Einzelhandel oder bei Bankgeschäften.
Um mögliche Kooperationspartner anzusprechen, hat Amazon eine eigene Website für Amazon One eingerichtet. Hier können sich Interessenten informieren und mit Amazon Kontakt aufnehmen. Wann das System für Dritte zur Verfügung steht oder welche Kosten damit verbunden sind hat, hat Amazon bislang nicht öffentlich gemacht. hj
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