American Express über ALDI, Apple Pay und Payback
American Express hat mit ALDI Süd einen bedeuten Akzeptanzpartner im Lebensmitteleinzelhandel gewonnen. Doch bisher bringt man American Express vorwiegend mit dem Einkauf von Luxusgütern in Verbindung. Sonja Scott, Mitglied der Geschäftsleitung bei American Express in Deutschland und verantwortlich für das Vertragspartnergeschäft stellt sich den Fragen des IT Finanzmagazin-Autors Rudolf Linsenbarth.
Frau Scott – weg von Luxus hin zu ALDI? Sehen wir hier einen Strategieschwenk?
Aus den Gesprächen mit unseren Kunden wissen wir, dass sie ihre Karte gerne überall einsetzen wollen. Ein Anreiz dafür ist sicher unser Bonuspunkteprogramm, bei dem man mit jedem Einkauf Punkte sammelt. Insbesondere unser jüngstes Produkt, die Payback American Express Karte, ist als Zahlungsmittel für die Einkäufe des täglichen Bedarfs sehr nachgefragt. In Deutschland ist allgemein der Trend zu erkennen, dass Karten immer mehr eingesetzt werden, mittlerweile auch bei den Discountern. Das ist eine fortlaufende Entwicklung. ALDI SÜD ergänzt unser Akzeptanzpartnernetzwerk sehr gut und wir werden weitere Partner in diesem Segment dazu gewinnen.
Wie viele Händler bzw. Akzeptanzstellen hat American Express zurzeit in Deutschland?
Weltweit hat American Express viele Millionen Händler als Akzeptanzpartner. Auf Länderebene werden allerdings keine Zahlen veröffentlicht. In der Branche gibt es aber auch keine einheitliche Zählweise. Zum Teil werden Terminals gezählt, zum Teil Händler, was die Vergleichbarkeit schwierig macht. Wir sind in Deutschland auf Wachstumskurs und bauen unser Akzeptanznetz weiter aus, sowohl bei großen als auch bei kleinen Unternehmen. Im Großkundenbereich konnte eine Reihe neuer Unternehmen akquiriert werden – darunter zum Beispiel Ikea, Media-Saturn und ALDI SÜD. Durch unser Akzeptanzprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen sind wir auch hier auf einem sehr guten Weg.
Hat die Gewinnung weiterer Handelsketten Vorrang vor kleinen und mittelständischen Händlern?
Wir wollen da wachsen, wo unsere Kunden ihre Karte einsetzen möchten. Das ist sowohl bei großen Ketten als auch bei kleineren Händlern. Deshalb richten wir unsere Strategie weiterhin darauf aus, in allen Segmenten neue Partner zu gewinnen.
Den kleineren, unabhängigen Geschäften kommt aufgrund ihrer Vielfalt eine besondere Bedeutung für die Kartenakzeptanz in der Fläche zu. Deshalb haben wir für diesen Bereich ein reduziertes Serviceentgelt in Höhe von 1,9 Prozent eingeführt.”
Damit fällt es nun auch vielen kleineren Händler leicht, sich für American Express zu entscheiden.
Auffällig ist, dass nahezu alle Payback-Händler auch die American Express Karte akzeptieren. Gibt es da Ideen, weitere Synergien zu heben?
Es lag für uns auf der Hand, die Synergien von Payback und American Express zu nutzen. Die Zusammenarbeit ist für alle Seiten ein großer Gewinn. Wir sehen, dass Payback-Partner nachweislich ihre Umsätze steigern, wenn Kunden von einer reinen Sammelkarte auf eine Bezahlkarte umsteigen. Da die Karteninhaber bei Payback-Partnern doppelt Bonuspunkte sammeln, setzen sie die Karte häufig ein. Dies macht es für Payback-Partner interessant, American Express zu akzeptieren.
Wie erfolgreich ist die Payback American Express Karte?
Die Entwicklung der Payback American Express Karte ist sehr positiv. Das Produkt ist vergleichsweise jung und hat die stärksten Wachstumsraten bei unseren Consumer-Karten. Die Mehrheit der Karteninhaber hatte bisher noch keine American Express Karte und wir gewinnen damit neue Kunden dazu. Mittlerweile liegt der prozentuale Anteil am Gesamtportfolio im zweistelligen Bereich. Die Karte wurde 2012 eingeführt, damals noch gebührenpflichtig.
Seit 2014 gibt es die Karte ohne Jahresgebühr, seitdem ist die Nachfrage sprunghaft angestiegen.”
Die Kunden schätzen die Leistungen einer American Express Kreditkarte in Verbindung mit den Vorteilen der Payback-Welt. Wir werden auch weiterhin einen starken Akquise-Fokus auf diese Karte setzen.
Verfolgt American Express auch die Strategie, eine Wallet am Markt zu platzieren, wie MasterCard mit MasterPass?
Innovative Bezahlmethoden haben es in Deutschland immer noch schwer. Auch mobiles Bezahlen spielt noch keine große Rolle.
Die Deutschen zahlen noch am liebsten bar. Andere Länder, allen voran die USA, sind uns da weit voraus. Aber ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Jahren viele Veränderungen sehen werden und auch wir werden dann natürlich mit dem Markt gehen.”
In Deutschland bauen wir derzeit unsere Funktionen von „Zahlen mit Punkten“ aus. So können die Kunden direkt in der App ihre Transaktionen mit ihren gesammelten Bonuspunkten bezahlen.
Die überwiegende Zahl Ihrer Händler akzeptiert noch keine kontaktlosen Zahlungen mit American Express. Der Grund ist wohl, dass Sie die Online-PIN für Zahlungen über 25 € noch nicht unterstützen. Wann wird sich das ändern und wird American Express dann das kontaktlose Bezahlen forcieren?
In vielen Ländern, in denen American Express aktiv ist, ist das bereits der Fall und wir stellen die Märkte nach und nach um. Bis dahin werden wir den Betrag erhöhen, ab dem eine PIN eingegeben werden muss, um einen einheitlichen Prozess für den Großteil der Transaktionen für unsere Kunden und Akzeptanzpartner zu gewährleisten. Wir entwickeln derzeit einen Fahrplan für Deutschland.
Beim Start von Apple Pay in der Schweiz und in Frankreich war American Express nicht an Bord. Wird das bei einem Launch in Deutschland auch so sein?
In Deutschland steigt die Bekanntheit von mobilen und kontaktlosen Bezahlverfahren zwar, allerdings haben sich die Verfahren noch nicht durchgesetzt. Hier kommt es auf das Zusammenspiel von allen Partnern an – Zahlungssysteme und Dienstleister, Handel und die Nachfrage der Verbraucher und natürlich auf das Business Modell.
Ob Deutschland für Apple Pay ein interessanter Markt ist, wird sich zeigen. Ob American Express dann von Anfang an mit dabei sein wird, werden wir uns im Detail ansehen, wenn es soweit ist.”
Frau Scott, vielen herzlichen Dank!Rudolf Linsenbarth
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