Bankingclub – Next Generation Payment 2017: Instant Payment, Identität & Innovationsmanagement
Am 23. und 24. Januar veranstaltete der Banking Club bereits zum 5. Mal die Konferenz Next Generation Payment in Köln. Das Format dieser Veranstaltung ist so gut wie einmalig im deutschen Veranstaltungskalender – dieses Mal besonders. Drei Themenschwerpunkte der Konferenz verdienen eine nähere Betrachtung.
von Rudolf Linsenbarth
1. Instant Payment kommt wirklich!Die Geschäftsmodelle werden sich fundamental verändern. Die möglicherweise schlechte Nachricht für Bankkunden ist, sie werden für ihr Girokonto mehr bezahlen müssen. Für David Ballaschk, Mitarbeiter der Bundesbank, ist Instant Payment ohne POS-Zahlungen wirtschaftlich nicht darstellbar. Ob dann die “umsatzabhängigen Händlerentgelte” entfallen? Dies ist seit langem eine Forderung des Handels. Die Erlösströme müssten dann aber woanders herkommen. Am ehesten sind das wohl die Girokontogebühren. Eine Nachricht, die der Verbraucher bestimmt nicht gerne hört. Ob man den Optimismus von Herrn Bystricky teilen muss, mit einer Transaktionszeit von 5 Sekunden, könnte die Technik am POS bestehen? Bereits 3 Sekunden sind hier schon eine Ewigkeit. Erste Anwendungen im Endkundenbereich sind eher P2P-Überweisungen, gefolgt von E-Commerce-Zahlungen.
2. Access to Account (XS2A)Die Aufgabe, eine Zugangsschnittstelle zum Girokonto für alternative Zahlungsdienstleister zu bauen, erwächst aus der PSD2. Auch Banken, die bereits eine FinTS Schnittstelle haben, müssen dafür aber noch nacharbeiten. Im Rahmen des Zugriffs auf das Girokonto, z.B. durch Zahlungsauslösedienste, müssen diese eindeutig identifiziert werden. Man fragt sich, ob es für einige Banken nicht einfacher ist, diese Anbindung an einen Dienstleister auszulagern. XS2A wird im Laufe des Jahres bestimmt noch durch zahlreiche Einzelartikel im Detail beleuchtet werden.
3. Digitale Identität ein Thema für BankenLangsam setzt sich im Bankenumfeld die Erkenntnis durch, dass Digitale Identität auch für Banken eine wichtige Technologie wird.”
Eine Idee, Zahlungsauslösedienste zu identifizieren, ist die Verwendung von eIDAS-Zertifikaten. Also die gleiche Plattform auf der auch der elektronische Personalausweis funktioniert. Sehr schön passte dann die Vorstellung der beiden Startups AUTHADA und Rubean. AUTHADA bringt Lösungen für den Einsatz des elektronischen Personalausweises am Smartphone. Das Unternehmen beschränkt sich dabei nicht nur auf Identifikation und Autorisierung. AUTHADA wurde vom Publikum dafür auf den ersten Platz gewählt. Rubean verwendete eine girocard für die 2-Faktor-Authentifizierung am Smartphone beim Online-Einkauf. Auch hier gehen die Möglichkeiten über das Thema Online Shopping weit hinaus. Gerade nach dem spektakulären N26-Hack beim Mobile Banking am Smartphone wird damit eine mobile Banking-Alternative aufgezeigt, die einfaches Handling mit hoher Sicherheit vereint.
… und was gab es sonst noch?
Sven Siering, Leiter Innovationsmanagement und Payment bei der Postbank, stellte in einem äußerst unterhaltsamen Vortrag die neue Mobile Payment und Banking App seines Unternehmens vor. „Der Postbank Finanzassistent: Eine App für alles!“ Die Entwicklung hat zwar sehr lange gedauert, aber wie es scheint, ist dabei ein interessantes Produkt herausgekommen, über das IT Finanzmagazin noch im Detail berichten wird.
Trotz vieler Alternativen, das Bargeld bleibt, war der Vortrag von Stefan Thomas, Abteilungsmanager Zahlungsverkehr bei der Targobank. Die Targobank hat 360 Filialen und betreibt 729 Geldautomaten.
Bei einem Volumen von 10 Mio. Geldscheinen und 1 Mio. Geldmünzen sind ca. 16000 Werttransportfahrten notwendig.”
Die Firma REINER SCT steigt in das Geschäft der mPOS-Lösungsanbieter ein. Was sie aber von iZettle und sumup unterscheidet ist, hier erfolgen die Zahlungen mit der girocard. Ansonsten verfolgt man das gleiche Geschäftsmodell wie der Wettbewerb. Der Kleinhändler erwirbt das Terminal und zahlt nur eine transaktionsabhängige Gebühr. Das Disagio könnte deutlich unterhalb der anderen Anbieter sein, was den Druck auf die Preise weiter erhöhen dürfte.
Dass auch eine Volksbank ganz eigene innovative Lösungen entwickeln kann, zeigte Patrick Falk von der First Cash Solution in einem sehr kurzweiligen Vortrag. Beispielsweise war man nicht mit den hohen Gebühren von Immo Scout einverstanden und hat kurzerhand ein eigenes Immobilen-Portal für die Region Offenburg hochgezogen.
Auswirkung der Regulierung auf die Banken war der Titel des Vortrags von Matthias Hönisch. Herr Hönisch repräsentierte gleichzeitig drei Rollen BVR, girocard und Deutsche Kreditwirtschaft. PSD2 und instant payment können die Wertschöpfungsketten verkürzen und damit Kunde und Händler näher zusammenbringen.
Die deutschen Banken und Sparkassen werden die PSD2-Schnittstelle umsetzen und damit ein neues digitales Ökosystem ermöglichen. Die Banken der DK haben europaweit eine hervorragende Infrastruktur. Diese gilt es zu nutzen für Kunden, Händler und Banken. Regulierung ist wie das Wetter, man muss sich darauf einstellen! War auch eine schöne Aussage in diesem Zusammenhang. Mit anderen Worten: Die Haltung zu Veränderung ist wichtig: embrace the change!
paydirekt – 1/4 der Top100-Shops, aber die Transaktionszahlen bleiben geheim paydirekt: „Bezahlstandard der Banken und Sparkassen – Status Quo und Ausblick“, wurden von Ines Reichard, Vertriebsdirektorin Postbank, und Niklas Bartelt, Geschäftsführer paydirekt, vorgestellt. Status Quo ist eine 25% Abdeckung bei den Top 100 der Online-Shops in Deutschland und nahezu eine Million registrierte Kunden.
Zu den Transaktionszahlen wollte sich paydirekt – nach wie vor – nicht äußern. Diese seien aber immer noch nicht zufriedenstellend, sagte Herr Bartelt. Zwei Maßnahmen zur Verbesserung wurden vorgestellt. Zum einen sollen jetzt endlich vermehrt Händler vom Express-Checkout-Verfahren überzeugt werden. Zum anderen beginnt man mit der verstärkten Incentivierung der Nutzer. Ein schönes Beispiel ist die Discount-Aktion von 20% auf den Kauf des Heim Trikots im Folenshop von Borussia Mönchengladbach.
Vielleicht wäre ein QR-Code-basiertes Window Shopping noch eine geeignete Maßnahme. Das ändert aber nichts am Kernproblem von paydirekt. In einer schnelllebigen digitalen Onlinewelt ist man viel zu langsam unterwegs.
Jochen Siegert zur Blockchain
Zum Ende gab es noch einen unterhaltsamen Vortrag über die Blockchain von Jochen Siegert COO bei der Traxpay AG. Er stellte die Frage, ob hier eine Technologie die Anwendung sucht oder umgekehrt. Mit wenigen Folien und Beispielen aus seiner reichhaltigen Praxis machte er dem Publikum klar, dass allgemeiner Zahlungsverkehr das jedenfalls nicht ist. Dies und die Tatsache, dass neben ihm die Blockchain nur noch in einem weiteren Vortrag auf einer Payment-Konferenz erwähnt wurde, zeigt, dass hier der Hype auch schon vorüber ist.
Wir dürfen also gespannt sein, von welchen Themen die Next Generation Payment 2018 (Köln, 24. – 25. Januar 2018 ) dominiert sein wird.Rudolf Linsenbarth
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