STUDIEN & UMFRAGEN20. November 2023

Cloud-Lösungen für viele Banken noch nichts für die Kernanwendungen

Cloud computing, Cloud Computing Concept, Cloud computing and network security technology concept
blackboard / Bigstock

Der erste World Cloud Report – Financial Services des Capgemini Research Institute, der kürzlich vorgestellt wurde, dokumentiert, dass 91 Prozent der Banken und Versicherungen ihren Weg in die Cloud bereits begonnen haben. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020, als nur 37 Prozent der Unternehmen mit ihrer Cloud-Transformation begonnen hatten. Allerdings führt dieser Anstieg und die damit verbundenen Investitionen noch nicht zu einer effektiven Cloud-Einführung in großem Stil. Denn mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen haben nur einen minimalen Teil ihrer Kerngeschäftsanwendungen in die Cloud verlagert. Warum sind gerade Banken und Versicherer so wenig cloud-affin?

Für die Finanzdienstleister von heute ist es einfach keine Option, die Cloud zu ignorieren. Die Umstellung auf die Cloud muss über einen Kosteneinsparungsansatz hinausgehen und sich darauf konzentrieren, Innovationen voranzutreiben, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“ Armin Schübel, Head of Cloud for Financial Services Germany bei Capgemini. Schübel ist sich sicher, dass Unternehmen, die sich um die Anpassung und Implementierung von generativer KI bemühen, sich darüber im Klaren sein müssen, dass ohne cloudfähige Systeme keine zukünftigen KI-Vorteile realisiert werden können.

Durch die Definition und Etablierung eines effektiven Cloud-Betriebsmodells in großem Maßstab kann das volle Potenzial dieser transformativen neuen Technologien genutzt werden.”

Armin Schübel, Head of Cloud for Financial Services Germany bei Capgemini

Laut 89 % der Führungskräfte im Finanzdienstleistungssektor ist eine cloud-fähige Plattform entscheidend, um die Agilität, Flexibilität, Innovation und Produktivität zu gewährleisten, die erforderlich sind, um den wachsenden Geschäftsanforderungen gerecht zu werden. Allerdings sind die meisten Unternehmen noch nicht “cloud-nativ” und verfolgen stattdessen einen “Lift-and-Shift”-Ansatz, bei dem die Vorteile der Skalierbarkeit und Flexibilität von Cloud-Systemen nicht voll ausgeschöpft werden.

Capgemini

Die skalierbare Cloud-Implementierung ist entscheidend, um den vollen Nutzen aus KI-Investitionen zu ziehen. Immerhin zwei Drittel der Finanzdienstleistungsunternehmen (62 Prozent) haben mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) begonnen und wollen diese in den nächsten zwei Jahren in der gesamten Wertschöpfungskette nutzen. Trotz ihres Potenzials wird KI, einschließlich generativer KI und maschinellem Lernen, in der Finanzdienstleistungsbranche noch nicht in großem Umfang eingesetzt und hat daher nur in begrenztem Maß ihre Wirkung entfaltet.

Aus der Studie geht hervor, dass bisher ein Großteil der Cloud-Investitionen in moderne, benutzerfreundliche und kundenorientierte Anwendungen auf der Grundlage von KI geflossen ist. Die Investitionen in Back-End-Kernsysteme, die Daten für verbraucherorientierte Front-End-Anwendungen liefern, sind geringer, was zu einer insgesamt schlechten Nutzererfahrung führt.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Migration interner Kernsysteme zu geeigneten cloud-fähigen Ökosystemen und Plattformen von entscheidender Bedeutung ist, wenn das Potenzial und die Effizienz von KI und generativer KI voll ausgeschöpft werden sollen. Dies wird in den kommenden Jahren zu einer Ausweitung der Wachstumschancen führen. In der Banken- und Versicherungsbranche testen Unternehmen derzeit Anwendungsfälle für künstliche Intelligenz bei der Kundenakquise, der Kreditanalyse, der Finanzplanung, der Erneuerung von Versicherungspolicen und der Unterstützung von Kundenbetreuungsmodellen.

Cloud spielt zentrale Rolle im ESG-Kontext

Capgemini

Die Cloud spielt auch bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen eine zentrale Rolle, denn 95 Prozent der Unternehmen berücksichtigen mittlerweile ESG-Auswirkungen bei allen wichtigen Investitionsentscheidungen. Für 51 Prozent der Finanzdienstleister verbessern Tools zur Messung von ESG-Auswirkungen die Transparenz und das Reporting. Cloud-Anbieter sind derzeit dabei, Lösungen zu entwickeln, die in der Lage sind, Emissionen auf den Ebenen Scope 1, Scope 2 und Scope 3 zu verfolgen und zu berichten. Auf diese Weise bieten sie einen umfassenden Einblick in den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens – über alle Funktionen und Produkte des Unternehmens hinweg.

Risikomanagement und Customer Relationship Management (CRM) werden von den für die Studie befragten Führungskräften aus den Bereichen Krankenversicherung, Lebensversicherung, Kapitalmarkt, Zahlungsverkehr, Retailbanking und Vermögensverwaltung als ideale Bereiche für eine frühzeitige Cloud-Einführung genannt.

Mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Befragten aus der Vermögensverwaltungsbranche gaben an, dass es von Vorteil sei, sich auf cloud-basierte Betrugserkennungsverfahren zu verlassen, um datengestützte Risikomanagemententscheidungen zu treffen. In ähnlicher Weise betont mehr als ein Drittel der Führungskräfte im Privatkundengeschäft (39 Prozent), dass sie das komplexe Kreditrisikomanagement in die Cloud verlagern, um die Zeit bis zur Entscheidungsfindung bei der Bearbeitung von Krediten durch cloud-basierte automatisierte Prozesse und integrierte Analysen zu verkürzen.

Um den sich ändernden Kundenpräferenzen gerecht zu werden, erforschen Versicherer datengestützte, personalisierte Mehrwertdienste, wie z. B. Pannenhilfe. Die höchste Priorität auf ihrer Cloud-Reise hat für die Führungskräfte der Lebensversicherungsbranche das Kundenbeziehungsmanagement (55 %).

Datensicherheit und Kosten als Hemmnis für Cloud-Migration

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Trotz der beträchtlichen Vorteile äußern die Führungskräfte der Branche Bedenken hinsichtlich der mit der Cloud-Migration verbundenen Herausforderungen. Zwei Drittel (68 Prozent) sehen in der Datensicherheit ein Hindernis für die Einführung von Cloud-Lösungen. 51 Prozent nennen hohe Betriebs- und Transformationskosten als mögliche Hürden. Als weiteren Faktor, der Herausforderungen mit sich bringen kann, nennen 45 Prozent regulatorische Aspekte wie die Datenhoheit.

Der kürzlich verabschiedete Digital Operational Resilience Act (DORA) verlangt von Finanzinstituten, die den Vorschriften der Europäischen Union (EU) unterliegen, eine strenge Implementierung, Dokumentation und Wartung der erforderlichen Systeme, Protokolle und Tools, um eine ausreichende Zuverlässigkeit, Kapazität und Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Die “Sovereign Cloud” bietet Ländern eine sichere und unabhängige Cloud-Computing-Infrastruktur, um den Datenschutz und die Souveränität zu gewährleisten. Sie entwickelt sich daher rasch zu einer gängigen Bereitstellungsoption. Angesichts dieser Bedenken gaben 39 Prozent der Führungskräfte an, dass sie öffentliche Clouds bevorzugen, 49 Prozent bevorzugen private Clouds und die verbleibenden 12 Prozent halten hybride Clouds für die beste Option.

Der World Cloud Report for Financial Services 2023 stützt sich auf globale Daten und Analysen von zwei primären Forschungsumfragen sowie auf mehr als 30 Interviews mit FS-Führungskräften und Hyperscalern / Cloud-Technologieanbietern, zusätzlich wurden Beiträge von Capgeminis Fachexperten aus mehr als 20 Ländern berücksichtigt. Der Report konzentrierte sich auf vier globale Regionen und 14 Märkte innerhalb dieser Regionen. Die Microsite dazu verrät mehr – den Download der gesamten Studie gibt’s dagegen nur auf Anfrage.tw

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