STRATEGIE8. Juli 2024

Cloud als organisatorisches Mindset

David Schmitz, Chief Technology Officer bei Senacor TechnologiesSenacor
David Schmitz, Chief Technology Officer bei Senacor TechnologiesSenacor

Softwareentwicklung ist komplex. Methoden wie DevOps, TDD, CI/CD usw. erhöhen die Anforderungen. Doch die Entwicklung muss effizient bleiben und sich auf den Geschäftsnutzen konzentrieren. Eine Lösung hierfür: Die Nutzung von Plattformen.

von David Schmitz, Chief Technology Officer bei Senacor Technologies

Plattformen bieten eine Abstraktionsebene, die Komplexität reduziert und die Entwicklung beschleunigt. Sie vereinheitlichen Prozesse und steigern die Effizienz. Doch die Plattformentwicklung stellt uns vor Herausforderungen. Wir müssen technologische Möglichkeiten und Nutzerbedürfnisse in Einklang bringen. Die Gefahr:

Eine zu starke Konzentration auf technologische Aspekte, während Anwenderbedürfnisse vernachlässigt werden.”

Die Lösung:

Nutzerprobleme lösen und Mehrwert schaffen.”

Die Plattform muss echte Anforderungen erfüllen und dabei einfach zu handhaben sein. Es ist wichtig, sich anhand von Feedback und Nutzerdaten kontinuierlich anzupassen.

Eine erfolgreiche Plattform vereint Technologie, Geschäftsmodell und User-Community. Sie basiert auf stabiler Technologie und bietet klaren Geschäftsnutzen. Aber auch die Pflege einer aktiven User-Community ist entscheidend.

Dynamik und Flexibilität sind kritische Faktoren: Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen und technologische Trends ist unverzichtbar.”

Plattformentwicklung ist also eine Doppelherausforderung: technisches Know-how und Kundenverständnis sind gefragt.

Cloud-Mindset: Cloud ist nicht nur Infrastruktur

Die Cloud-Adoption bewegt die heutige IT-Landschaft. Doch immer wieder begegnen Unternehmen Problemen in der Implementierung. Oft resultiert die Eile, zur Cloud zu wechseln, in schwer replizierbaren Umgebungen. Grundlegende Qualitätschecks fallen durch den Tisch. Die Folgen: Kostenintensive Wartungen und eine Spirale der Ineffizienz.

Nicht nur die Infrastruktur ist relevant für den Cloud-Übergang, auch organisatorische Aspekte sind entscheidend.”

Dabei sind strukturelle Veränderungen, neue Rollen und Verantwortlichkeiten, Änderungen in technischen Praktiken und die Lieferantenauswahl von Bedeutung. Ein Umstieg auf die öffentliche Cloud muss auf das Unternehmen abgestimmt sein und möglicherweise Veränderungen des Geschäftsmodells erfordern.

Erfolgreiche Cloud-Migrationen zeichnen sich nicht allein durch Plattformwechsel aus, sondern durch einen umfassenden organisatorischen Wandel.”

Technische Exzellenz und Autonomie mit Ausrichtung sind hierbei ebenso wichtig wie die Einführung von Self-Service-Plattformen und eine sorgfältige Lieferantenauswahl.

Ein wichtiger Aspekt hierbei sind sozio-technische Aspekte, bekannt als Team-Topologien: Erprobte Muster für die Organisation von Entwicklungsteams in Bezug auf ihre Interaktion und Kommunikation. Um im Rahmen der Cloud-Adoption optimal zu funktionieren, müssen Teams möglicherweise neu organisiert oder restrukturiert werden. Dadurch wird die Zusammenarbeit erleichtert und das Verständnis der neuen Technologien auf breiter Front ermöglicht, wodurch sich die Qualität der Dienstleistungen verbessert.

Letztlich geht es bei der Cloud-Adoption um mehr als eine technologische Veränderung; es handelt sich um eine organisatorische Transformation.”

Ein umfassender, inklusiver Ansatz, der die gesamte Organisation einbezieht und an die neuen Gegebenheiten anpasst, führt eher zum Erfolg. So gelingt der Wechsel in die Cloud ohne kostspielige Fehlerprävention und mit maximalem Geschäftsnutzen.

FinOps als Enabler: IT-Effizienz im Cloud-Umfeld

Die Annahme, Cloud-Kostenoptimierung könnte der Kreativität und Innovation entgegenwirken, ist verbreitet. Sie entsteht, wenn Checks and Balances den Verbrauch von Cloud-Services einschränken und damit Entwickler limitieren.

Doch Agilität und Sicherheit der Datenverarbeitung können sehr wohl mit Kosteneffizienz einhergehen.

Der Schlüssel liegt in einer optimalen Ressourcennutzung, effizienter Skalierung und genauer Berichterstattung.”

Autor David Schmitz, Senacor Technologies
David Schmitz ist Chief Tech­no­lo­gy Of­fi­cer bei Se­na­cor Tech­no­lo­gies (Website) in Düs­sel­dorf. Seit über 16 Jah­ren bei Se­na­cor, hat er als CTO und Prin­ci­pal Soft­ware En­gi­neer Cloud-Trans­for­ma­ti­ons­pro­jek­te für deut­sche Groß­ban­ken und Ver­si­che­run­gen ge­lei­tet. Er hat ei­ne neue Lie­fer­or­ga­ni­sa­ti­on für ein Star­t­up-Spin-off auf­ge­baut und kom­ple­xe Mi­cro­ser­vice-Ar­chi­tek­tu­ren im­ple­men­tiert. Da­vid hat ei­nen Ab­schluss in In­for­ma­tik von der RWTH Aa­chen University.
Durch die Implementierung von Abhilfemaßnahmen (Remediation) lassen sich unerwartete Kostensteigerungen minimieren.

Hier kommt FinOps ins Spiel, ein Framework zur Verwaltung der Kosten und Ressourcen in der Cloud. FinOps basiert auf den 3 Rs: Reporting, Recommendations, Remediation. Die Implementierung dieser Prinzipien in alle Phasen des Cloud-native Entwicklungslebenszyklus ermöglicht eine strukturierte Nutzung der Cloud-Ressourcen. Das gibt Entwicklern die Freiheit, innovativ zu sein und gleichzeitig Kosten zu kontrollieren.

Innerhalb des Green-IT-Umfelds kann FinOps einen erheblichen Nutzen bringen. Durch die optimierte Nutzung von Cloud-Ressourcen werden Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduziert. So wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch ein Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit geleistet.

Mit FinOps wird die Kostenkontrolle nicht zur Bremse für Innovation, sondern zu ihrem Katalysator. Entwickler können den vollen Umfang ihrer Kreativität und Agilität ausschöpfen, während die Organisation ihre Cloud-Kosten effizient handhabt.

Das Ergebnis: maximale Innovationskraft, minimale Kosten und aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit.”

Die Transformations-Roadmap in die Cloud

Warum strebt ein Unternehmen den Weg in die Cloud an? Diese scheinbar banale Frage wurde von vielen unserer Kunden selten vollständig beantwortet, bevor sie mit ihrer Migrationsreise begannen. Doch nur mit einer klaren Strategie, die konkrete Ziele vorgibt und ihre Messbarkeit definiert, kann eine Cloud-Migration tatsächlich erfolgreich sein.

Für eine gelungene Cloud-Transformation, die nicht nur einen „Tech-Refresh“ darstellen soll, sondern umfassend die Vorteile der Cloud nutzbar machen soll, ist es unerlässlich, konkrete Ziele zu definieren und zu verstehen, wie diese gemessen werden können.”

Mithilfe eines Cloud Health Checks wird die Ausgangslage, die Cloud-Readiness erfasst als Startpunkt für eine erfolgreiche Cloud-Transformation. Ziel ist es – sauber geplant – den maximalen Nutzen aus der Entscheidung in die Cloud zu gehen, zu ziehen und dabei gleichzeitig Risiken und Kosten minimieren.

Eine moderne Cloud-Strategie muss berücksichtigen, dass sich Verantwortungen der IT immer mehr in den Business-Bereich verschieben.”

Eine aktuelle Studie von IDC zu DevOps und Cloud Native in Deutschland zeigt zum Beispiel, dass lediglich die Hälfte der befragten Unternehmen fortgeschrittene Methoden zur Zusammenarbeit zwischen den Teams nutzen. Das belegt: Silostrukturen und Silodenken halten sich hartnäckig. Genau diesen Graben zu überwinden, benötigt eine Strategie, welche bekannte Business-Ziele wie schnellere Time-To-Market oder Kostensenkungen mit den Zielen der IT und Operations vereinheitlicht und die Anforderungen aller Bereiche enger miteinander verknüpft.

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Darüber hinaus sind Leitlinien ein wichtiger Bestandteil jeder Strategie, um später im operativen Projektalltag Orientierung zu geben und schnelle Entscheidungen treffen zu können, welche auf die jeweiligen Strategieziele einzahlen. Beispiele für solche Prinzipien könnten die Nutzung von SaaS-Lösungen anstelle von Eigenimplementierungen oder die Verwendung von Tools des Cloud-Anbieters anstelle eines “best of breed”-Ansatzes sein.

Der Erfolg einer Cloud-Migration sollte nicht allein an der Anzahl der virtuellen Server oder migrierten Applikationen gemessen werden, sondern an KPIs, die für sie als Unternehmen aussagekräftig sind und konkret den Zielerreichungsgrad für die selbst gesteckten Cloud-Ziele messen.”

Cloud Tooling
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Die Cloud mandatiert Umbau der Organisation und effiziente Lieferprozesse

Eine Cloud-Plattform ist kein zusätzlicher Teil eines IT-Portfolios und bedarf für viele Unternehmen einer notwendigen Kompletttransformation der Organisation und der jeweiligen Lieferprozesse. Eine erfolgreiche Cloud-Transformation erfordert daher nicht nur die richtige Technologie, sondern auch eine entsprechende Organisationsstruktur und angepasste Lieferprozesse.

Über all dem steht zumeist oft auch ein Kulturwandel innerhalb des Unternehmens. Strukturelle Veränderungen bringen für sich gestellt selten die erwarteten Ergebnisse.

Nur weil eine klassische Hierarchie zu einer vermeintlich agilen Organisation „re-orgt“ wurde, muss diese noch lange nicht ein agiles Mindset und Kultur verinnerlichen.”

Vielmehr ist eine Änderung der Arbeitsweise, einschließlich der schriftlichen und oft auch der ungeschriebenen Prozesse, um die Vorteile der Umstellung in die Cloud zu nutzen. Dies kann zum Beispiel eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Teams, eine offene Einstellung gegenüber Veränderungen und eine Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung beinhalten. Schulungen und Schulungsprogramme können helfen, die Mitarbeiter auf die neuen Arbeitsweisen und Technologien vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie die Vorteile der Cloud voll ausschöpfen können.

Festlegung der Migration je Applikation und der dafür benötigten Tools

Eine der zentralen Herausforderungen bei der Cloud-Migration besteht darin, zu entscheiden, welche Applikationen in die Cloud gehoben werden sollen und wie dies am effizientesten geschehen kann.

Notwendig ist, dass eine klare Migrationsstrategie für jede Applikation vorliegt, basierend auf dem R-Schema für Cloud-Migrationsstrategien.”

Beispielsweise können bestehende containerisierte Microservice-Architekturen zumeist ohne größere Anpassungen direkt in die Cloud migriert werden, um so von den Effizienzhebeln wie dynamischen Hoch- oder Runterskalieren je nach Last oder verringerten Aufwänden für das Betriebsteam durch Nutzung von Managed Services zu profitieren. Aber auch eine reine Migration im „Lift-and-Shift“-Ansatz kann direkt Mehrwert bringen und sei es nur, weil ein lang geplanter Datacenter-Exit final durchgeführt werden kann.

Fazit

Eine Cloud-Migration erfordert sowohl technologische las auch vor allem organisatorische Veränderungen. Die Nutzer müssen dabei im Mittelpunkt stehen. Plattformen helfen, die Komplexität der Softwareproduktion auf effiziente Weise zu bewältigen. Sie vereinheitlichen und beschleunigen Prozesse und sind in der Lage, sich an Marktveränderungen anzupassen. Zusammen mit der Beachtung von Team-Topologien und einem konsequenten FinOps-Framework lassen sich Kosten und Ressourcen effizient in Einklang bringen: für einen dauerhaften Erfolg.David Schmitz, Senacor Technologies

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