Coronavirus: Sparkassen wollen Unternehmen unterstützen
Ein Jahresergebnis nach Steuern in Höhe von 1,8 Milliarden Euro und eine Gesamtkapitalquote von 17,3 Prozent – den Sparkassen geht es den Umständen entsprechend noch gut, doch der Wind weht den Sparkassen ins Gesicht. Das hat Präsident Hartmut Schleweis anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz deutlich gemacht. Denn den Sparkassen stehen – ähnlich wie der gesamten Branche – unruhige Monate ins Haus. Schuld ist nicht nur die Coronavirus-Krise.
Die 378 deutschen Sparkassen gehen aus einer Position der Stärke in die kommenden schwierigen Monate, die vor allem durch die Krise rund um das Coronavirus geprägt sein werden. „Die Institute haben im vergangenen Jahr mit einem Jahresergebnis nach Steuern in Höhe von 1,8 Milliarden Euro abgeschlossen. Nochmals 4,1 Milliarden Euro wurden in die Vorsorgereserven für schwierige Zeiten gepackt“, so Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz der Gruppe heute in Berlin. Mit einer Kernkapitalquote von 16,0 Prozent und einer Gesamtkapitalquote von 17,3 Prozent weisen die Sparkassen insgesamt sehr solide Werte auf.Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag um 372 Millionen Euro niedriger als im Vorjahr und betrug zum Jahresende 9,6 Milliarden Euro. Mit 4,1 Milliarden Euro hat sich der Bewertungsaufwand spürbar um 10,5 Prozent reduziert. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft betrug 537 Millionen Euro. Wirklich zufrieden sein könne man damit nicht: „Das ist zwar eine Steigerung zu den vergangenen Jahren, aber nur ein Fünftel dessen, was die Sparkassen vor zehn Jahren zu verbuchen hatten. Allerdings müssen wir damit rechnen, dass sich diese Entwicklung durch die Corona-Pandemie ab 2020 deutlich verschlechtern wird.“
Die Sparkassen seien für diese Zeit aber gut gewappnet. So konnten die Vorsorgereserven nochmals um 4,1 Milliarden Euro aufgestockt werden. Das Ergebnis vor Steuern verminderte sich um 158 Millionen Euro auf 4,3 Milliarden Euro. Davon wurden 2,5 Milliarden Euro als Steuern an die öffentliche Hand überwiesen.
Rückläufige Zahlen bei den Sparkassen
Obwohl die Sparkassen im Geschäft mit ihren Kunden auf Rekordniveau abgeschlossen hätten, ist das Betriebsergebnis aufgrund der dauerhaften Negativzinsphase weiter zurückgegangen. So sank das Zinsergebnis 2019 um 557 Millionen Euro auf 20,2 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Minus von 2,7 Prozent.
Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Die Ergebnisse der Sparkassen werden absehbar in den kommenden Jahren weiter unter Druck geraten. Und dabei sind die jüngsten Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie noch gar nicht eingerechnet.“
Helmut Schleweis, Präsident des DSGV
Immerhin hätten sich die Sparkassen erneut mit Macht gegen das schwierige Marktumfeld gestemmt und in ihren Regionen sehr gute Arbeit geleistet, so Schleweis. „Das zeigt sich im verbesserten Provisionsüberschuss, der um 429 Millionen Euro gesteigert werden konnte. Das ist ein sehr beachtlicher unternehmerischer Erfolg.“
Dabei nahm der Verwaltungsaufwand der Institute im vergangenen Jahr um 276 Millionen Euro auf 19,2 Milliarden Euro zu. Der um 95 Millionen Euro höhere Personalaufwand sei insbesondere auf die dreiprozentige Tarifsteigerung der Beschäftigten zurückzuführen. Der Sachaufwand stieg um 181 Millionen Euro.
Dennoch gibt sich Schleweis optimistisch:
Die Kunden bringen ihren Sparkassen großes Vertrauen entgegen und machen sie damit zum Finanzpartner Nummer eins in Deutschland. Wir sind mit rund 30 Prozent Marktführer bei der Kreditfinanzierung der Unternehmen und Selbständigen und mit 35,2 Prozent Marktführer bei der privaten Immobilienfinanzierung. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, den Erfolg im Markt auch in betriebswirtschaftlichen Gewinn umzumünzen.“
Helmut Schleweis, Präsident des DSGV
Kreditgeschäft vor allem im Unternehmensumfeld
Das Kundenkreditgeschäft belief sich zum Jahresende auf 861,1 Milliarden Euro, 4,6 Prozent mehr als Ende 2018. Besonders groß war der Bestandszuwachs bei Unternehmenskrediten. Sie stiegen um 5,7 Prozent auf 443,8 Milliarden Euro. Die Sparkassen haben an Unternehmen und Selbständige nochmal mehr Kredite ausgegeben als im Jahr davor. Die Kreditneuzusagen für diese Kunden sind um 4,1 Milliarden Euro auf 93,3 Milliarden Euro gestiegen.
Auch bei der privaten Wohnungsbaufinanzierung legten die Sparkassen nochmals zu. Von den 363,6 Milliarden Euro (+4,3 Prozent) der Kredite an Privatpersonen entfielen 321,2 Milliarden Euro auf den privaten Wohnungsbau. Das ist ein Bestandszuwachs von 5,9 Prozent. Dem liegt ein sehr dynamisches Neugeschäft zugrunde. Vom Neugeschäft der Kredite an Privatpersonen in Höhe von 69,9 Milliarden Euro entfielen 59 Milliarden EUR auf den privaten Wohnungsbau, das somit um 17,3 Prozent über dem Vorjahr lag.
Die Kundeneinlagen bei Sparkassen sind im Geschäftsjahr 2019 um 45,2 Milliarden Euro auf 995,4 Milliarden Euro angestiegen. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus haben dabei nur die kurzfristig verfügbaren Sichteinlagen zugelegt. Hier verzeichneten die Sparkassen ein Plus von 8,8 Prozent auf 664,6 Milliarden Euro. Das bedeutet auch, dass weite Teile der Bevölkerung und der Unternehmen über erhebliche liquide Mittel verfügen, um die aktuelle Krise abzupuffern.
Sparkassenkunden haben 2019 auch viel Geld in Wertpapiere investiert und netto 10,8 Milliarden Euro neu angelegt. Davon wurden 9,8 Milliarden Euro in Investmentfonds investiert. Der Gesamtumsatz im Kundenwertpapiergeschäft belief sich auf rund 111 Milliarden Euro, 5,3 Prozent mehr als 2018. Nimmt man alle Anlageformen zusammen – auch, das den Sparkassen zurechenbare Bauspargeschäft sowie das zurechenbare Lebensversicherungsgeschäft – legten Sparkassenkunden 2019 58,8 Milliarden Euro direkt und indirekt bei ihrer Sparkasse neu an. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 6,1 % mehr.
Coronavirus: Sparkassen wollen Unternehmen unterstützen
Dennoch wird insbesondere die Corona-Krise dafür sorgen, dass der Druck auf die 378 Institute und ihre Kunden weiter zunimmt. Wichtig sei es, so Schleweis, dass die Bundesregierung schnell entsprechende Maßnahmen ergreife, um dem wirtschaftlichen Stillstand im Lande etwas entgegenzusetzen. Das von der Bundesregierung aufgelegte Programm für Liquiditäts- und Kredithilfen sei dafür eine gute und notwendige Grundlage. Es gehe angesichts der Krise rund um das Coronavirus darum, auch solchen Unternehmen und Selbständigen Unterstützung zu geben, die unter normalen Umständen keinen Zugang zu Krediten bekommen könnten. Nur Sparkassen und Genossenschaftsbanken seien in der Lage, ein solches Programm flächendeckend in Deutschland umzusetzen.
„Manches unterliegt im Moment den allgemeinen Einschränkungen. Wir arbeiten mit allen verfügbaren Kapazitäten.“ Aus Sicht der Sparkassen-Finanzgruppe ist es sehr wichtig, dass die Bundesregierung ein spezielles Programm für Freiberufler, Künstler und Selbständige auflegt, das schnell wirkt und unbürokratisch umgesetzt werden kann. Schleweis begrüßte die entsprechenden Beschlüsse von heute. „Hier geht es um Kundengruppen, bei denen vor allem Zuschüsse wirksam sind und mit Krediten nur im Ausnahmefall geholfen werden kann“, so Schleweis.tw
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