Debit Mastercard und Maestro: Ein Produkt, zwei Marken
Seit diesem Jahr gibt es in Deutschland die Debit Mastercard (DMC), ein Produkt, das aussieht wie eine Kreditkarte. Auch im Funktionsumfang liegen die beiden Bezahlkarten sehr dicht beieinander. Die Debit Mastercard wird zumeist ohne Hochprägung ausgeliefert. Sie kann dann nicht an einem Imprinter (Ritsch-Ratsch) eingesetzt werden. Der noch wichtigere Unterschied, bei der DMC wird jede Transaktion sofort auf dem Girokonto belastet. Damit steht die DMC auch im Wettbewerb zu einem weiteren Mastercard-Produkt, der Maestro-Karte. Die offene Frage: Warum hat Mastercard zwei Debit-Karten im Portfolio?
von Rudolf Linsenbart
… und dann war da die Lücke für PayPal
Die Maestro-Funktion wurde von nahezu fast alle Banken vorerst beibehalten. Mastercard als marketing-affines Unternehmen, brachte die teilnehmenden Banken sogar dazu, das Maestro Logo auf der Vorderseite zu platzieren, während das neue girocard-Logo auf die Rückseite wanderte. Die Weiterentwicklungen der Maestro-Karte, insbesondere die Möglichkeit, mit der Maestro-Karte im Internet einzukaufen, wurde von den deutschen Banken nie adaptiert. Sie setzten vielmehr darauf, ihren Kunden die Kreditkarte als Zusatzprodukt zu verkaufen. In diese Lücke stieß dann PayPal. Der Rest ist Geschichte!
Deutsche Banken waren auch sehr zurückhaltend, was die Ausgabe von „Maestro-Only“-Karten betrifft. Eine solche Strategie wäre auf der Akzeptanzseite kein Problem gewesen.”
Der Handel in Deutschland hatte sich auf die Maestro-Karte eingestellt, um auch ausländischen Kunden die Kartenzahlung zu ermöglichen. Ein Wettbewerb der Debitkarten am Point of Sale (POS) kam aber mangels Masse für die deutschen Kunden nie wirklich zustande.
Vorteile neu gemischt: die Interchange-Regulierung
Mit der europäischen Interchange-Regulierung gibt es nun neue Optionen. Aus Handelssicht war die Maestro-Karte vor der Interchange-Regulierung wesentlich attraktiver als die Mastercard.”
Mit der europäischen Interchange-Regulierung gibt es nun neue Optionen. Aus Handelssicht war die Maestro-Karte vor der Interchange-Regulierung wesentlich attraktiver als die Mastercard.”
Allein der Bankenanteil an den Gebühren einer Kreditkarte betrug ca. 1,6%, während es bei Maestro weniger als ein Drittel dieses Betrages war. Dementsprechend war Kreditkartenzahlung nur in Geschäften mit starkem internationalen Publikumsverkehr oder starker Marge üblich. Durch die Interchange-Regulierung wurden die Bankenentgelte für Debit Karten auf 0,2% und für Verbraucher-Kreditkarten (Consumer Cards) auf 0,3% gedeckelt. Lediglich die Firmenkreditkarten (Corporate Cards) sind weiterhin auf dem alten hohen Niveau. Letztgenannte Karten dürfen dann aber nicht mehr für private Ausgaben eingesetzt werden.
Die neuen Gebühren haben zu einem Umdenken im Handel geführt.”
Die großen Lebensmittel-Discounter, allen voran ALDI als Taktgeber der Branche, haben sich auf die neue Situation eingestellt und akzeptieren seither auch Kreditkarten. Im Windschatten dieser Entwicklung hat ein Großteil der filialgebundenen Einzelhandelsunternehmen diesen Schwenk vollzogen.
Neues Portfolio mit Debit Mastercard
Mastercard nutzt diesen Umstand für eine Neuordnung des Kartenportfolios. Nicht mehr die Maestro-Karte ist in Deutschland das Kernprodukt für die Debitkarten-Zahlung, sondern die neu entwickelte Debit Mastercard. Beim Endkunden wird dabei mit der großen weltweiten Zahl von Akzeptanzstellen geworben. Mastercard spricht hier von 43 Millionen, die Zahl bei Maestro soll laut Branchen Informationen dagegen nur bei 10 bis 15 Millionen liegen. Auch die Möglichkeit, die DMC für Zahlungen im Internet zu verwenden, wird ebenfalls herausgestrichen.
Der bisherige Erfolg bestätigt Mastercard. Die Kurve der Banken, die eine DMC emittieren, zeigt deutlich nach oben. Sogar eine Sparkasse (mehr…) hat man bereits im Boot. Gerne wird auch aufgezeigt, dass hier eine Alternative zur girocard auf dem Markt ist. Das Produktmanagement nutzt geschickt den Umstand, dass man im Besitz der Markenrechte an der EC-Karte ist. Der neue Werbespruch lautet: “Debit Mastercard, die EC-Karte unserer Zeit!” (Website).
Klingt ganz danach, als ob der Wettbewerb im Debit-Kartenbereich vielleicht doch in Fahrt kommt.Rudolf Linsenbarth
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