Dezentrale Künstliche Intelligenz (dKI/dAI) für das Banking der Zukunft
Bislang sind die großen US-amerikanischen und asiatischen Internetkonzerne führend bei der Entwicklung und Anwendung von Applikationen der Künstlichen Intelligenz. An ihren “KI-Silos” (Peter Ganten) kommen Nutzer und Unternehmen kaum vorbei. Wie ließen sich diese Silos aufbrechen? Welche Alternativen zu den zentralen KI-Lösungen gibt es? Ein Weg könnte die Dezentrale Künstliche Intelligenz (Decentralized AI) sein, d.h. die Intelligenz kommt zu den Daten statt umgekehrt.
von Ralf Keuper
Einer der Pioniere beim Einsatz Dezentraler Künstlicher Intelligenz im Banking ist der Hedgefonds Numerai. Neue Entwicklungen der Kryptografie machen es möglich, verschlüsselte Daten so auszuwerten, dass sich daraus neue Einsichten gewinnen lassen. Numerai nennt das structure-preserving encrpytion. Auf diese Weise können die Algorithmen, die beim Machine Learning verwendet werden, auch ohne die echten Daten zu kennen, dazulernen und Prognosen ableiten. Das alleine würde jedoch nicht reichen. Um die Treffgenauigkeit der Prognosen bzw. der Modelle zu erhöhen, werden die verschlüsselten Datensätze tausenden von Data Scientists aus aller Welt zur Verfügung gestellt, die eigene Modelle entwickeln können.Die verschiedenen Modelle werden miteinander kombiniert und zu einem Meta-Modell zusammengefasst, das die üblichen Defizite herkömmlicher Portfoliomodelle weitestgehend überwindet.”
Datenaustausch-Protokoll Ocean
Großes Potenzial birgt nach Ansicht einiger Marktbeobachter die Kombination von Künstlicher Intelligenz, Big Data und Blockchain. Ergebnis wären blockchain-basierte offene Marktplätze, auf denen verschlüsselte Daten gehandelt und von Algorithmen weiterverarbeitet werden. Beispielhaft dafür ist das Datenaustausch-Protokoll Ocean.
Banken können eine Lücke schließen, die Google & Co. hinterlassen
Schon jetzt, so der Chef der Strategieberatung Roland Berger, seien viele Maschinen mit lokaler Intelligenz ausgestattet, so dass es nicht mehr nötig sei, die Daten in weit entfernte Datenzentren für weitere Auswertungen zu versenden. Das wäre eine ernsthafte Bedrohung für das Geschäftsmodell von Google & Co. Der Chiphersteller Infineon und das Berliner Blockchain-Startup XAIN wollen die Intelligenz und Datenverarbeitung in die Autos bringen.
Sofern dieses Szenario eintrifft, würden sich daraus auch Chancen für das Banking ergeben. Durch die Disintermediation von Google & Co. entstünde eine Lücke, die von Banken oder bankähnlichen Institutionen geschlossen werden könnte.”
Dezentrale Künstliche Intelligenz bringt für Banken enorme Chancen
Die Banken würden wieder näher an ihre Kunden (Privatpersonen, Unternehmen) heranrücken und mit ihnen zusammen Smart Services entwickeln. Kunden würden von den Erfahrungen anderer (Haushaltsausgaben, Geldanlage, Produktbewertungen) profitieren. Gleiches gilt für Unternehmen, was die Auswertung von Maschinendaten (Predictive Analytics), die Produktentwicklung und die Nutzung von Frühwarnsystemen (operative Risiken, strategische bzw. Branchen-Risiken) betrifft. Ein weiteres Aufgabenfeld ist das Clearing digitaler Identitäten von Personen und Maschinen.
Die Intelligenz würde sich verteilen, läge also nicht mehr in den Händen weniger Unternehmen mit großer Marktmacht.”
Damit würde im Idealfall die Gesellschaft als Ganzes profitieren. Dezentrale Künstliche Intelligenz würde dem vorbeugen, was der Ökonom Friedrich August von Hayek als die Anmaßung des Wissens bezeichnet hat. Echte Neuerungen, die allen dienen, entstehen durch zufällige Interaktionen verschiedener Akteure mit unterschiedlichem Wissen und nicht durch zentrale Instanzen, die noch dazu ihre eigenen Interessen verfolgen. Dieser Prozess vollzieht sich nicht ausschließlich digital. Auch künftig bedarf es der persönlichen Beratung vor Ort. Demnächst werden die Kunden die Data Scientists der Bank oder bankähnlicher Institutionen aufsuchen, um sich dort beraten zu lassen.
Und: Das und die Dezentrale Künstliche Intelligenz ließe sich sehr gut mit dem Bankgeheimnis 4.0 vereinbaren.”Ralf Keuper
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